Von Milchstrassen und Milchkühen

Kategorien Allgemein, Biosphäre Entlebuch, Kulinarik, Menschen, Natur

Dort wo das Emmental auf das Entlebuch trifft, liegt die Marbachegg. Wir haben ein Wochenende auf Augenhöhe mit Schrattenfluh, Hohgant und Brienzer Grat verbracht, unter einem funkelnden Sternenhimmel übernachtet und wie könnte es anders sein: Beim Picknicken Spezialitäten der UNESCO Biosphäre Entlebuch verköstigt.

Unser heutiger Spielplatz: Die Marbachegg.

Mit Flow durch den Tag

Mit zwei Anti-Histamin Tabletten im Blut tuckern wir mit der Gondelbahn der Sportbahnen Marbachegg auf die Sonnenterrasse auf 1500 m.ü.M. (Anti-Histamin ist die wunderbare medizinische Erlösung, welche Pollenallergikerinnen wie mich, nicht an den schönen blühenden Wiesen der Marbachegg ersticken lässt). So wie sich die guten Dinger durch meine Blutbahnen schlängeln, schlängelt sich unter uns der Clientis Flowtrail durch die hügelige Landschaft – und mit ihm waghalsige Bikerinnen und Biker.

Auf der Aussichtsplattform oberhalb des Berggasthauses, beobachten wir gleich noch eine weitere lebensmüde Sportart: Gleitschirmfliegen.

Auf der Marbachegg angekommen peilen wir gleich das Berggasthaus Marbachegg an, wo wir unseren vorbestellten Picknickkorb abholen können. Freund ist natürlich auch bei diesem Ausflug mit am Start und kann seine Augen nicht von den Marbachegg-Carts lösen, welche gleich beim Ausgang der Bergstation glustig ausgestellt sind (kurzer Spoiler: Nein, wir sind dann nicht Gokart-Fahren gegangen. Ja, er wird mir das wohl noch lange nachtragen). Unsere Pläne für das Wochenende in der UNESCO Biosphäre Entlebuch sind nämlich eine Spur gemütlicher angedacht. Stichwort «Gemütlich» – zurück zu unserem Picknickkorb.

Picknicken mit Aussicht

Gegen ein Depot von CHF 50 erhalten wir unseren «Romantik-Korb» inklusive Picknick-Decke ausgehändigt und watscheln damit auch gleich los Richtung Gassenegg. Wir entscheiden uns für den «Rundweg Marbachegg» und hoffen auf der Strecke eine schöne Picknick-Stelle zu finden. Die meisten lauschigen Schatten-Plätzchen sind bereits mit Kuhfladen eingedeckt, doch wir bleiben optimistisch. Und schau da: in der Nähe eines Stalls bezirzt uns ein kleiner Waldabschnitt mit einem lockeren Blätterdach. «Das wäre noch ein toller Ort zum Waldbaden», schiesst es mir durch den Kopf. Leider weiss ich aus meinem vergangenen Bergwaldbad-Erlebnis aber nicht mehr, ob wir unseren Snack nun unter einer Rot- oder Weisstanne mampfen.

Wie zwei kleine Kinder inspizieren wir vorsichtig, was der Romantik-Korb alles an lokalen Köstlichkeiten bereithält. Wir finden diverse Käse-Häppchen der Bergkäserei Marbach, Wurst und Trockenfleisch vom Schottenhof Lochsitli (der Hof, wo wir später übernachten werden), frisches Brot, Früchte- und Gemüse-Spiessli sowie hausgemachte Birnenweggen und sonstige Knabbereien. Zum Romantik-Korb gehören auch zwei Mini-Flaschen Rot- und Weisswein dazu, welche gleich zum Anstossen gekillt werden. Freund freuts.

Und noch als kleiner Fun Fact: Da uns letztes Jahr der Sommer-Eistee von unserer Savurando E-Bike-Tour so gut geschmeckt hat, haben wir davon auch gleich eine Flasche zuhause aufgebrüht und mitgenommen.

Nachdem wir uns die hungrigen Bäuche mit allerlei Leckerem was das Entlebuch zu bieten hat vollgestopft haben, rollen wir uns wie zwei prall gefüllte Pinatas unter einen schattigen Baum und dösen friedlich eine Runde.

Lotta – Königin des Schottenhofs

Nachdem der Schatten allmählich weitergezogen ist, wird es auch für uns Zeit weiterzuwandern. Wir retournieren den leeren Picknickkorb beim Berggasthaus, weinen den nicht genutzten Marbachegg-Carts noch einmal eine Träne nach (er, nicht ich) und stechen direkt zum Speichersee hinunter und zu unserer Unterkunft für die Nacht: dem Schottenhof Lochsitli von Renate und Andy Wyss.

Bereits von weitem sehen wir den kleinen roten Transporter, welcher auf dem Feld neben einem Baum parkiert steht: da übernachten wir also diese Nacht – ganz alleine auf einem Anhänger ohne Dach, fast schon bizzli Cabrio-Feeling (zuhause nennen wir Cabrio-Fahren auch «oben ohne» fahren. Ich war schon versucht diesen Beitrag «Oben ohne auf der Marbachegg» zu nennen. But you were in luck).

Auf dem Bio-Bauernhof sind nebst süssen Walliser Schwarznasenschafen und Hühnern vor allem zottelige Schottische Hochlandrinder zuhause (ja das sind diejenigen, die dir 2010-Justin-Bieber-Flashbacks geben). Doch der wahre Star auf dem Schottenhof bleibt der verschmuste Berner Sennenhund Lotta. «Und das weiss sie auch», meint Renate mit einem Augenzwinkern. Kein Wunder besitzt Hofhündin Lotta sogar ihren eigenen Instagram-Account.

Der Schottenhof Lochsitli liegt idyllisch
am Fuss der mächtigen Schrattenfluh
und beherbergt gleich ein paar flauschige Bewohnerinnen und Bewohner.

Wenn Wünsche wahr werden

Während wir Lotta hinter den Ohren kraulen, erzählt uns Renate, wie das «Sternenhimmelbett» schon lange ein Traum von ihr war und wie sich die Familie Wyss diesen im Sommer 2021 erfüllt hat. «Plötzlich stand Andy im Türrahmen und meinte, er habe da etwas gekauft», schwelgt Renate in Erinnerungen. Gemeinsam mit den beiden Söhnen Adrian und Florian wurde der Transporter liebevoll zur «One-Million-Stars»-Unterkunft umgebaut. Auch wenn noch einige Details fehlen, wie zum Beispiel der Strom für die Lämpchen, kann das Sternenhimmelbett bereits für Übernachtungen unter freiem Himmel gebucht werden. Wir haben einfach unsere eigene Lichterkette mitgenommen – easy oder?

Bevor wir uns aber unter einem Meer an Sternen schlafen legen, muss noch einmal etwas für den Bauch her. Wir bekommen von Renate die Grillstelle beim Speichersee empfohlen und grillieren unsere Wurst kurzerhand dort: Inklusive magischen Sonnenuntergang, welcher sein oranges Licht über die Kanten des Bergpanoramas fallen lässt. Nun sind wir definitiv ready für die Nacht im Sternenhimmelbett.

One Million Stars

Beim Einschlafen mache ich mir noch etwas Sorgen um die hereinschleichende Kälte. Wir sind ja schliesslich den Gezeiten ganz alleine und ohne Heizung auf 1400 m.ü.M. ausgesetzt. Ein Glück habe ich meine portable Heizung, aka Freund, dabei. Im Zweifelsfall einfach dort rankuscheln. Und während wir so daliegen, dem friedlichen Zirpen der Grillen zuhören und Sternschnuppen zu zählen beginnen, fallen mir ganz langsam die Augen zu.

Bei diesem Anblick ist an Einschlafen fast nicht zu denken.

Der nächste Morgen

Fühle ich mich ausgeruht, nein. War es trotzdem ein Erlebnis, ja mit Ausrufezeichen. Die mit heugefüllten Matratzen sind zwar äusserst bequem, es ist aber wie immer, wenn mensch in einer neuen Umgebung schläft. Ungewohnt. Dafür gibt es wohl nichts Schöneres, als beim nächtlichen Erwachen in einen mit funkelnden Sternen besäten Nachthimmel zu blicken und der zarten Stille rundherum zu lauschen. Auch das Aufstehen am nächsten Morgen ist Natur pur, wenn einem die Sonne fadengrad ins Gesicht scheint. Keine Zeltwand oder Jalousinen dazwischen, nein: Pures Sonnenlicht in your face.

Auch der Sonnenaufgang hat es in sich auf der Marbachegg.

Als wir um 08:00 Uhr auf den Schottenhof zurückkehren, ist bereits für zwei Personen auf der Terrasse gedeckt. Wir bedienen uns am regionalen Frühstücksbuffet und beissen beherzt in Renates bekannten Butterzopf, bevor wir unsere sieben Sachen packen und den Heimweg antreten. Wir kommen bestimmt wieder – vielleicht testen wir nächstes Mal noch die andere Übernachtungsmöglichkeit auf dem Schottenhof: Ferienwohnung mit Hotpot. Hört sich auch nicht schlecht an, oder?

PS: ist dir aufgefallen, dass der Titel dieses Beitrages voll gelogen war? Weil wir weder Milchstrasse gesehen noch Milchkühe getroffen haben? Nein? Die Alliteration hat trotzdem gepasst. Okei. Byee!


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Egal ob im Tanzstudio oder an der Bushaltestelle, Laila ist immer tanzend anzutreffen. Mit einem Lachen im Gesicht und einer Fotokamera in der Hand sucht die gebürtige Luzernerin überall nach Geschichten und Menschen die sie inspirieren. Oder einfach nach weiteren Orten um tanzen zu können. Mehr von Laila auf www.laila-schreibt.com

1 Gedanke zu „Von Milchstrassen und Milchkühen

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