Zum ersten Mal auf der Rigi

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Ich überrasche Menschen ja immer wieder gerne aufs Neue. Unfreiwillig versteht sich. Wenn ich beispielsweise erzähle, dass ich noch nie Harry Potter gesehen habe oder noch nie auf der Rigi war, erhalte ich stets weit aufgerissene Augen und ein entsetztes «Neeeeein, wie kannst du nur!» Letztens habe ich beschlossen wenigstens eine dieser lang aufgestauten Sünden zu bereinigen und habe meine Tasche für Rigi Kaltbad gepackt.

Flucht in bekannte Gewässer und auf unbekannte Berge

Es war wieder einer dieser Tage. Die Bürowand hatte ich einmal mehr totgestarrt und auf dem Bürostuhl turnte ich derart oft herum, dass mich meine Arbeitsgspändli nächstens bei einer Kunstturn-Schnupperlektion anmelden wollten. Ich musste aus dem Büro raus und da kam es mir gerade gelegen, dass Freund zufälligerweise auch ein paar Tage frei hatte. Unser Ziel: Rigi Kaltbad mit seinem schmucken Mineralbad & Spa. Freund wollte etwas entspannen, ich wollte endlich mal diese famose «Königin der Berge» zu Gesicht bekommen.  

Das Ziel vor Augen: die Rigi. An dem Tag schon fast vulkanischer Natur

Unsere Reise startet mit der MS Diamant um 11.12 Uhr. Freund staunt nicht schlecht, als sich das futuristische Träumchen praktisch lautlos über das Wasser des Vierwaldstättersees schiebt und wir uns mit Sonne im Gesicht Vitznau nähern.

Von Blau bis Grün – die Überfahrt nach Vitznau spielt mit dem Wasserfarbkasten

An der Luzerner Riviera steigen wir auf die älteste Bergbahn Europas um, welche nächstes Jahr ihr spektakuläres 150-Jahr-Jubiläum feiert. Gemächlich tuckern wir die steile Strecke Richtung Rigi Kulm hinauf. Links der türkisfarbene Vierwaldstättersee, rechts ein euphorisches Winke-Duell mit benachbarten talwärtsfahrenden Bahnen.

Erste Schritte auf fremden Boden

Als ich auf Rigi Kulm aus dem Zug steige (natürlich musste Freund unter Gekicher diesen markanten Meilenstein in meiner Geschichte videografisch festhalten), fühle ich mich auf meiner ganz persönlichen Mondlandung. So muss sich Neil Armstrong bei seinen ersten Schritten auf einem fremden Planeten gefühlt haben. Nur epischer.

Nachdem ich einem freundlichen Touristen den Titlis in der Ferne zeigen durfte, starten wir unsere kurze Wanderung nach Rigi Kaltbad. Der Wanderweg «Rigi Klassiker» führt uns stetig hinab und obwohl die Route sehr deutlich ausgeschildert ist, müssen wir einmal Halt machen und uns auf Google-Maps versichern, dass wir noch immer auf der korrekten Route unterwegs sind. Lustigerweise hat Freund ebenfalls den Orientierungssinn einer Seegurke. Scheint so, als würden sich Seegurken anziehen (falls du diesen Insider nicht verstehst – klicke hier).

Auf der Rigi wird mir wieder einmal bewusst, wie nahe eigentlich der Zugersee ist

Was für ein Zimmer!

Anyway. Nach weniger als einer Stunde erreichen wir den Aussichtspunkt «Känzeli» und lassen unseren Blick über die unzähligen Berggipfel streifen (oder über diejenigen, die der Dunst noch nicht eingenebelt hatte). Sogar die Berner Alpen mit ihren drei Aushängeschildern Eiger, Mönch und Jungfrau zwinkern uns aus der Ferne zu.

Ein Sprichwort besagt, wenn der Pilatus einen Hut trägt, dann werde das Wetter morgen gut. Wir hoffen es doch mal.

Zehn Minuten später stehen wir schon in der Lobby des Hotels Rigi Kaltbad und bekommen den Zimmerschlüssel und zwei Badetaschen mit flauschigen Bademänteln in die Hände gedrückt. Im Hotelzimmer freuen wir uns erstmals über unseren Balkon und den damit verbundenen genialen Blick in die Zentralschweizer Bergwelt. Wir tauschen Sneakers gegen Badelatschen ein und erreichen das Mineralbad dank einem unterirdischen Gang bequem und auf direktem Wege vom Hotel aus.

Ein solcher Ausblick vom Bett aus hat man nicht alle Tage

Noch das obligate Aussichts-Bild um alle Freunde einversüchtig zu machen.

Architektonisches Bijoux

Das Mineralbad & Spa auf Rigi Kaltbad wurde vom international renommierten Architekten Mario Botta entworfen. Baden hat auf Rigi Kaltbad seit 600 Jahren Tradition. Während früher Gäste aus aller Welt hierhin pilgerten, um das Heilwasser des «kalten Bads» zu erleben, baden wir heute im 35° Grad warmen Wasser (zum Glück – kaltbaden finde ich als Gfrörli der Nation nämlich ganz schrecklich, ausser das eine Mal im Januar auf dem Saunaboot).

Die nächste Stunde gestaltet sich ähnlich: Sprudeln, schwimmen, sich-von-der-Nackendusche-beprasseln-lassen, sprudeln, Freund-tunken, you name it. Wir wechseln in den Spa-Bereich und probieren zuerst das Kräuter-Dampfbad aus, bevor wir uns in das wadentiefe Kristallbad hinlegen. Ganz ehrlich, ich bin sogar kurz eingenickt, so entspannend war die Atmosphäre im abgedunkelten Bad. Anschliessend noch kurz im Lounge-Bereich vorbeischauen und die ausgetrockneten Wasserreserven des Körpers mit frischem Tee auffüllen. Unser Wellness-Nachmittag endet mit einem Sonnenbad auf der Terrasse und ich schlafe schon zum zweiten Mal an diesem Nachmittag ein.

Sonnenbrand im Glas

Zurück im Zimmer machen wir uns ready für das Abendessen. Die zwei roten Gesichter im Spiegel verraten uns, dass wir die September-Sonne wohl etwas unterschätzt haben. Schon ziemlich müde vom Wellness setzen wir uns unten in die Mark Twain Bar und sippen an einem Campari auf Eis (farblich natürlich auch top auf das verbrannte Näschen abgestimmt).

Wellnessen macht natürlich nicht nur müde sondern auch hungrig. Zu meiner Freude bietet das Restaurant gleich mehrere spannende vegetarische Alternativen. Ich entscheide mich für den Rosenkohl-Burger im schwarzem Sesam-Brötchen, während Freund auf ein saftiges Fischfilet an einem Kräuterrissotto setzt. Beides schmeckt hervorragend und nach einem bitternötigem Digestiv bleibt uns nichts mehr übrig, als mit vollgeschlagenen Bäuchen zurück ins Hotelzimmer zu rollen. Erschlagen vom warmen Wasser des Wellness-Nachmittags und den grosszügigen Portionen im Restaurant fallen wir direkt aufs Bett und schlafen mitsamt Kleider ein.

Aufwachen mit Bergsicht

Am nächsten Morgen holt uns die aufgehende Sonne aus den Federn. Ich meine – nicht täglich wacht man mit solch einem Bergpanorama vor dem Fenster auf! Schau-dir-das-an! Nach dem Frühstück heisst es dann schon Tasche packen und auschecken.

Da wir schon mit der Zahnradbahn hingereist sind, entscheiden wir uns mit der Luftseilbahn nach Weggis zurück zu reisen. Das Motto unseres Kurztrips ist ja schliesslich, mir möglichst viele Facetten der Rigi aufzeigen. Die Luftseilbahn der Rigi-Bahnen ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen, die Farbkombination von Rosa und Violett finde ich aber bombastisch und schon fast wieder dem Zeitgeist entsprechend. Zu unserer Freude hat sich auch der gestrige Dunst über den Berggipfeln gelegt und wir geniessen noch einmal den Weitblick über unsere wunderschöne Heimat. Viel zu oft vergessen wir, wie schön wir es eigentlich hier haben.

Wir «landen» in Weggis und verweilen noch etwas am Quai bis unser Schiff nach Luzern eintrifft. «Und – wie hat es dir auf der Rigi gefallen?», fragt Freund mit einem kecken Schmunzeln. Ich stupse ihn in die Seite und antworte: «Ein zweites Mal lasse ich mich bestimmt dorthin entführen. Nächstes Mal organisierst aber du!»


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1 Gedanke zu „Zum ersten Mal auf der Rigi

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