Im Bademantel auf hoher See

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Triste, graue Wolken verhängen den dezemberlichen Winterhimmel. Es regnet. Es ist kalt. Nässe die bis auf die Knochen geht und einen mit einer Lungenentzündung in das neue Jahr entlässt. Ich hasse dieses Wetter. Und trotzdem habe ich mich in den 12°C kalten Vierwaldstättersee getraut. Warum? Weil es zum Saunieren auf dem Saunaboot dazugehört. Sauna-was? Klingt witzig. Ist es auch.

Das erste Saunaboot der Schweiz

In der Lobby des Hotels Kastanienbaum erwartet uns bereits Res Wallimann, gelernter Schreiner und Erbauer des einzigen Saunabootes der Schweiz. Die Idee zum Saunaboot hatte er in Finnland, wo Saunieren auf dem Wasser nichts Ungewöhnliches ist. Zurück in der Schweiz holt er sich zwei Freunde an Bord (wortwörtlich) und bringt die Idee vom Reissbrett aufs Wasser.

Das 4 Sterne-Seehotel Kastanienbaum ist der Heimathafen des Saunabootes.

Wir schlendern zur Anlegestelle runter, hüpfen auf die 15m² grosse Holzkonstruktion und lassen uns von Res das Boot erklären: Motor starten, Ofen anfeuern, wo der Anker verstaut ist und was es beim Abkühlungsbad nach dem Saunagang zu beachten gibt. Ja-ha?! Abkühlungsbad?! Mir als Süditalienisches-Gfrörli klappt der Kiefer runter. Ich halte nicht mal meinen kleinen Zeh in dieses eiskalte Gewässer (Spoiler: ich habe mich schliesslich zweimal frohlockend in das kalte Wasser gewagt.)

Der nächste Schreck folgt prompt. Res empfiehlt uns noch ein paar gute Ankerplätze, weist uns auf die verkehrenden Kursschiffe hin und verlässt daraufhin wieder das Boot. Ich schaue Martina schockiert an: «Wir steuern das Boot alleine?» Scheinbar braucht man für die Steuerung des Saunabootes keinen Bootsschein. Vor meinem inneren Auge sehe ich uns bereits gekentert auf dem Grund des Vierwaldstättersees treiben oder verstrichen an einem Kursschiff kleben. Doch Martina und Sabrina sind zuversichtlich und gehen in ihrer Rolle als Schiffskapitäne vollkommen auf.

Nach ein paar Fehlversuchen schaffen wir es den Motor zu starten und das Boot in die kalte Winterlandschaft hinauszulenken. Der kalte Nieselregen peitscht uns ins Gesicht, doch die Motivation überwiegt.

Volle Fahrt voraus. Mit 8 PS gleiten wir über die Wellen.

Das perfekte Allwetterprogramm

Die Aufgabenteilung ist klar geregelt. Martina steuert das Boot, Sabrina kümmert sich um den Ofen und ich dokumentiere unsere Odyssee bildlich (falls wir für die Versicherung mal Beweismaterial brauchen würden). Aha.

Wir suchen uns eine ruhige Stelle zum Saunieren und werfen den Anker bei der Horwer Halbinsel über Bord. Als das Thermometer in der Sauna die 80°C-Marke knackt, tauschen wir im Ruheraum die Winterjacke mit dem Bademantel ein und machen es uns vor der grossen Fensterfront in der Sauna bequem.

Wenn die Sauna mal aufgeheizt ist, ist es auch im Ruheraum wohlig warm.

Das Holz knistert im Kamin, der Regen prasselt an die Fensterscheiben und dünne Nebelschwaden schieben sich über die Wasseroberfläche. Die Wellen schaukeln sanft das Boot, während die Hitze den Schweiss aus unseren Poren schaukelt. Verrückt, dass wir bei diesem nasskalten Hudelwetter mitten auf dem Vierwaldstättersee sind. Im Bademantel.

Wir plaudern ein wenig und versuchen uns die Hitze erträglich zu machen. Jeder Aufguss endet mit mir luftschnappend an der Türe. Die Saphir nähert sich uns einmal, dreht dann aber ab, um beim Hotel Kastanienbaum anzulegen. Alles ganz entspannt und doch beschleicht uns das ungute Gefühl, immer mehr von unserem Ankerplatz abzudriften. Weil wir es auch tatsächlich taten.

Die Abkühlung im See gehört dazu

Nach den 15minütigen Saunagängen ist es Zeit für eine Abkühlung im 12° C kalten See. Aber Achtung: Überhitzt ins Wasser springen birgt Gefahren. Darum kühlen wir uns zuerst mit der Regenkelle ab und lassen uns dann gemütlich mit der Badeleiter ins Wasser nieder. Ich lasse die beiden mutigen Damen voraus gehen und inspiziere die Situation vorerst von aussen. Nach dem zweiten Saunagang halte ich es wirklich fast nicht mehr aus mit der Hitze, überwinde mich und traue mich dann doch in den eiskalten See. Nach einem kurzen Kreisch-Intermezzo und einigen (hier zensierten) Fluchwörtern stehe ich wieder an Deck des Saunabootes. Gut getan hat es allemal.

Wir ziehen uns um und treten nach drei Stunden Herum-Tümpelei vor der Horwer Halbinsel, die Rückkehr in unseren Heimathafen an. Anker rein – Leiter rein. Los. Prompt als wir anlegen und die zu Beginn achtlos ins eisige Wasser geworfene Karabiner mit bereits blauen Fingern wieder herausfischen, hören wir die Saphir hinter uns hupen. Der Kapitän winkt uns von der Brücke zu und wir winken zurück. Was für ein Seemanns-Leben!

Fazit

Ich hätte es nicht gedacht, aber das Saunaboot lässt sich problemlos ohne Bootsprüfung steuern. Sollten trotzdem Unsicherheiten mit der Boots-Steuerung auftreten, kann man Online-Videos konsultieren oder sich im Bordhandbuch vertiefen. Im alleräussersten Notfall erreicht man Res auf seinem Handy. In der Wintersaison sind zudem weniger Kursschiffe auf dem See unterwegs, was das Kollisionsrisiko drastisch senkt. Auch die Unkompliziertheit hat uns gefallen. So dürfen Essen und Getränke selber auf das Boot mitgenommen werden.

Wir waren begeistert von unserer Saunaboot-Erfahrung und empfehlen es immer unserem Freundeskreis weiter. Dabei ist es egal ob man zu zweit oder zu sechst im Boot sitzt. Der Preis bleibt derselbe.

Dank dem Saunaboot ist der Vierwaldstättersee auch in den kalten, trostlosen Monaten erlebbar und die Hitze in der Sauna veranlasst sogar den grössten Gfrörli dazu ins Wasser zu steigen. Und ich meine: wie viele können von sich behaupten bereits im kalten See gebadet zu haben? Wenn sogar Süditaliener im Winter darin plantschen, dann will das was heissen. Imfall.

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Infos und Tipps


Egal ob im Tanzstudio oder an der Bushaltestelle, Laila ist immer tanzend anzutreffen. Mit einem Lachen im Gesicht und einer Fotokamera in der Hand sucht die gebürtige Luzernerin überall nach Geschichten und Menschen die sie inspirieren. Oder einfach nach weiteren Orten um tanzen zu können. Mehr von Laila auf www.laila-schreibt.com

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