Alpabzüge – Tradition und Brauchtum

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Bald ist es so weit und der Sommer neigt sich langsam zu Ende. Das heisst auch für die Älpler:innen, dass der Alpsommer bald vorbei ist und das Veh wieder zurück nach Hause muss. Die Rückkehr wird traditionell mit dem Alpabzug, oder auch Alpabfahrt genannt, gefeiert.

In Emmetten und Ennetbürgen wird der Alpabzug jeweils mit einem Dorffest verbunden. Bei Speis und Trank und verschiedenen Festlichkeiten und Darbietungen wird die Ankunft der schön geschmückten Senten* gefeiert. (*Senten: Herde Kühe auf der Alp)

Ich habe auch schon viele Alpabzüge gesehen und bin immer fasziniert von den schön geschmückten Tieren mit ihren «Mäien». Die Tiere sehen majestätisch aus mit dem schönen Blumen-Kopfschmuck und die prachtvollen Glocken um den Hals.

Schottische Hochlandrinder in Emmetten.
Schön geschmückte Sente.

Aber was mich wunder nimmt ist, wie sieht die Vorbereitung auf Seite der Älpler:innen auf diesen grossen Tag hin aus und wie kann ich mir das Alpleben im Sommer vorstellen?

All meine Fragen konnte mir netterweise Marco Würsch beantworten.

Er ist leidenschaftlicher Bauer und Älpler. Im Sommer ist sein zu Hause die Alp Frutt auf dem Niederbauen.

Auf der Alp Frutt wird Alpkäse produziert und an diversen Standorten verkauft.

Auf der Alp

Aber bevor es schon wieder zurück nach Hause geht, möchte ich zuerst wissen wie ein Älpleralltag überhaupt aussieht?

Ca. um 05.00 Uhr ist aufstehen angesagt, danach geht es zuerst zum Melken. Um ca. 07.00 Uhr werden dann die Kühe rausgelassen und in dieser Zeit wird dann der Stall gemacht. Nebenbei wird um 09.00 Uhr angefangen zu Käsen. Bei gutem Wetter wird am Nachmittag geheut, Käsepflege betrieben und was sonst noch so alles anfällt. Langweilig wird’s bestimmt nicht.

Gelagerter Käse auf der Alp Frutt.
Gemütliche Stimmung im Stall.

Der Sommer war streng und nun geht es zurück ins Tal.

Die Vorbereitungen laufen

Was gehört alles zur Vorbereitung, um die Alp zu verlassen?

Die Alp, jedes Zimmer, der Stall, die Käserei, alles wird blitzsauber geputzt. Dazu gehört auch alles Schneesicher zu machen und alles zu verstauen, was nicht mit ins Tal kommt. Um all dies zu erledigen, braucht Marco Würsch ca. 1 Woche.

Was mich am meisten interessiert ist, spüren die Kühe, wenn es wieder heimwärts geht?

Sobald die Glocken gewechselt werden und die Kühe geschmückt werden, könnte man sie einfach laufen lassen. Vor allem die älteren Kühe wissen, dass es nach Hause geht, und kennen den Weg auswendig. Die Vorfreude auf saftig grünes Gras auf der Weide ist gross.

Die Kühe werden für den grossen Tag sauber geputzt und …
… mit Trycheln und «Mäien» geschmückt.

Seit mehreren Jahren verwendet Marco Würsch Kunstblumen für den Alpabzug. Früher wurden vermehrt echte Blumen verwendet, aber der Aufwand ist zu gross. Aber ich finde die Kunstblumen sehen genau so echt und wunderschön aus.

Marco Würsch würde am liebsten das ganze Jahr auf der Alp bleiben und die Ruhe geniessen.

Ende gut alles gut

Und die aller letzte Frage… was ist das Schönste am Alpsommer?

Jeder Tag ist schön! Vor allem die atemberaubende Aussicht. Aber das Wichtigste ist, dass man auf den Alpsommer zurückschauen kann, und alles gut verlaufen ist, ohne grössere Probleme und nichts Schlimmes passiert ist.

Und so geht ein wunderschöner und strenger Alpsommer schon bald zu Ende.

Ps: der diesjährige Alpabzug findet in Emmetten und Ennetbürgen am Samstag, 24.09.2022 statt. Komm doch vorbei und erlebe einen tollen Tag mit viel Tradition und Brauchtum.


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Gast-Bloggerin:
Nina Bilger, 24 Jahre, aus Uri
Die Tourismusstudentin aus Uri ist immer wieder überwältigt von der Schönheit der Zentralschweiz. Als Praktikantin der Region Klewenalp-Vierwaldstättersee erlebt Nina jeden Tag aufs Neue die Vielseitigkeit der Region.

Die Fotos sind von: Region Klewenalp-Vierwaldstättersee (VTRK) und Marco Würsch

Mehr Erlebnisse in der Region

Menschen aus der Region Luzern-Vierwaldstättersee. Sie berichten über ihre persönlichen Erlebnisse, plaudern aus dem Nähkästchen und verraten unbekannte Schätze aus der Region. Ob Malerin, Grafiker oder Bauarbeiter. Sie alle verbindet die Begeisterung für ihre Region.

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