Fasnacht: So entsteht ein Guggen-Grind

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Es ist ein gut gehütetes Geheimnis und wird erst am Schmudo gelüftet: Das Sujet der Guggenmusiken mitsamt Grind. Aber wie entsteht eigentlich ein Guggen-Grind? Wir durften den RüssSuuger Ämme bei den eigentlich geheimen Vorbereitungen über die Schulter schauen.

Die RüssSuuger Ämme am Umzug. (Bild: Tamara Stalder | Luzern Tourismus)

Die Fasnacht beginnt im Frühsommer – zumindest für die Guggenmusik RüssSuuger Ämme. Denn die Vorbereitung für die nächste Fasnacht dauern fast 10 Monate. Und so beginnt die Reise der Grinde mit der Sujetsitzung im Mai.

An der Sujetsitzung schlagen mehrere Mitglieder der Guggenmusik eine Idee vor. Dieses Jahr überzeugt die Idee von Nici Marti, mit Hilfe von Anja Flatz und Tommy Stirnimann. Das heisst: Das Sujet der RüssSuuger 2024 lautet:   

Tschäggättä – eine Hommage an die «Tschäggättä» des Lötschentals

Die Tschäggättä sind Fasnachtsfiguren aus dem Walliser Lötschental. Sie streifen nachts durch die Dörfer und erschrecken jeden, der zu dieser Zeit noch unterwegs ist.

Die Tschäggättä des Lötschentals. ( Bild: Lötschental Tourismus)

Das Sujet steht also fest. Nun geht es an die Planung, denn die Kostüme und Grinde der Guggenmusik sind wahre Kunstwerke. Das Kostüm näht jedes Mitglied selbst (oder bittet z.B. die Mutter um Hilfe). Die Grinde hingegen sind komplizierter herzustellen. Deshalb vertrauen die RüssSuuger, wie die meisten Luzerner Guggen, einem Profi.

Und zwar dem Grindenkünstler Mario Binggeli. Er produziert schon seit Jahren die Grinde für die RüssSuuger und gibt jedem Sujet das passende Gesicht.

Das Tonmodell

Als Erstes fertig Mario Binggeli mithilfe von Bildern der Tschäggättä ein Tonmodell an, das als Positiv dient. Hier entstehen die Form und der Ausdruck des Grinds – und das alles von Hand.

In diesem Jahr gibt es für alle Mitglieder das gleiche Grind-Modell. Damit die Masken dann aber doch alle unterschiedlich aussehen, werden sie später unterschiedlich bemalt und mit Fell beklebt.

Wenn das Tonmodell fertig ist, wird es von der Sujetgruppe und vom Chef der Grindbastelgruppe Alex Althaus begutachtet. Jetzt werden noch letzte Änderungen besprochen. Dabei achten sie auf jedes Detail, schliesslich werden sie den Grind viele Stunden tragen.

Vom Tonmodell zum Rohgrind

Jetzt geht es weiter zur «Grindfabrik», also eigentlich zur Kunststofffabrik Rudolf Glauser AG. Sie zählen zu den Luzerner Fasnachtskünstler und fabrizieren seit Jahren Masken für Luzerner Guggen. Sie besprühen nun das Tonmodell mit einem Spezialkunststoff. Dieser ist leicht, bruchsicher und geruchsneutral.

So entstehen also zwei Grindhälften aus Kunststoff. Diese ersten Grindhälften dienen jetzt als Negativform für alle weiteren Grinde der RüssSuuger.

Anschliessend werden die Hälften zusammengeklebt – das heisst übrigens «Hochzeit». Wenn der Leim vollständig ausgehärtet ist, werden noch die Kanten abgeschliffen.

Das wiederholen die Mitarbeitenden der Rudolf Glauser AG dann für die ungefähr 70  Grinde der Guggenmusik.

Die Feinarbeit

Die Rohgrinde sind jetzt fertig und kommen in den Bastelraum der Grindbastelgruppe. Das Team rund um Alex Althaus macht sich nun an die Feinarbeit.

Sie schleifen die scharfen Kanten ab und fräsen Löcher für Ohren, Nase und Mund, damit die Guggenmusiker überhaupt auch etwas sehen und spielen können.

Im nächsten Schritt werden die Grinde grundiert und anschliessend mit Deckfarbe bemalt.

Das Finish

Jetzt fehlen noch die Details. Dafür gehen die Grinde zurück zum Grindenkünstler Mario Binggeli. Er haucht den Masken Leben ein. Die Augen werden schwarz bemalt, die Furchen und Falten schattiert und das Maul wird rot.

Und es geht wieder zurück in den Bastelraum der RüssSuuger. Fertig bemalt, wird jeder Grind an den Träger oder die Trägerin angepasst. Dazu wird ein Helm mit Schaumstoff und Bauschaum in den Grind platziert und festgeklebt.

Das Finish ist nun jedem Mitglied für seinen Grind selbst überlassen. So entstehen schliesslich aus dem gleichen Modell ganz unterschiedliche Masken.

Einige basteln Hörner für ihren Grind, andere verpassen ihm Ohren- oder Nasenringe und wieder andere haben noch verrücktere Ideen. Der Kreativität sind hier wirklich keine Grenzen gesetzt.

Der Tambi-Grind

Einigen ist vielleicht schon aufgefallen, dass ein bestimmter Grind fehlt. Nämlich der Grind des Tambourmajor. Er ist der auffälligste und grösste Grind der Gugge. Und er ist auch der aufwändigste, denn er wird vollständig von Hand gefertigt.

Die Kinder-Grinde

Und natürlich darf bei den RüssSuugern der Nachwuchs nicht fehlen – die Kinder der Mitglieder sind die «Fascht en RüssSuuger». Diese basteln gemeinsam mit «Fascht en RüssSuuger»-Chef Michael Twerenbold nochmals separat Grinde, die er nach dem gleichen Verfahren herstellt wie für die Erwachsenen.

Fertig!

Damit sind jetzt alle Grinde fertig und bereit für die Fasnacht. Hinter jeder Maske steckt mehrere Monat Arbeit und über 17 Arbeitsschritte!  

So entstehen die Guggen-Grinde der RüssSuuger Ämme.

Und so sehen die Grinde übrigens im vollem Einsatz an der Fasnacht aus:


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Ob mit dem Bike, auf den Skiern oder zu Fuss – Tamara nutzt jede Gelegenheit, um ihre Heimat Luzern auf unbekannten Routen zu entdecken. Meist mit Zelt, Schlafsack und Kamera im Gepäck macht sie sich auf Entdeckungsreise rund um den Vierwaldstättersee.

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