Warst du schon einmal im Ort Schwyz an der Fasnacht? Oder hast du Filme davon im Fernsehen oder den sozialen Medien gesehen? Dann sind dir sicher zwei Dinge aufgefallen: Die grosse Mehrheit der Maskierten trägt dieselben sechs Figurenkostüme, und wie ein Flashmob scheinen alle denselben Strassentanz geübt zu haben. Warum? Das erkläre ich dir gern.
Die Rott
Die Fasnacht im Ort Schwyz spielt sich auf der Strasse und in den Restaurants ab. Alle Maskierten bilden eine grosse Gruppe: Diese wird in Schwyz Rott genannt. Auf der Strasse verteilen die Maschgeraden – die Maskierten im Schwyzer Dialekt – Orangen und Süsses. In den Restaurants bequatschen sie humorvoll die unverkleideten Leute und werden für die lustige Unterhaltung zu einem «Einerli» Weisswein eingeladen.
Der Routenplan
Geleitet wird die Rott vom Maschgeradenvater und zwei Tambouren. Der Maschgeradenvater sorgt dafür, dass der öffentlich bekannte Routenplan eingehalten wird. Die Tambouren geben den Takt für das Nüsseln vor. Bevor die Maschgeraden das Restaurant jeweils betreten, tanzen sie nämlich, was als nüsseln bezeichnet wird. So heisst auch der grösste Fasnachtsverein in Schwyz «Schwyzer Nüssler». Das geht vermutlich darauf zurück, dass sie früher Nüsse verteilten, was ein wichtiges Nahrungsmittel und ein Öllieferant war.
Das Video gibt dir einen noch besseren Eindruck:
Das Nüsseln
Der Narrentanz ist ein einfacher und doch herausfordernder Hüpftanz auf den Zehenspitzen. In Worten beschrieben, geht er so:
- Ausgangsposition: locker auf beiden Beinen stehen.
- Im Rhythmus der Trommel: rechtes Bein nach vorn spicken und zurück, linkes Bein nach vorn spicken und zurück.
- Du bist nun wieder in der Grundposition.
- Ein kleiner Hüpfer nach rechts, und das Ganze von vorn, so dass du dich im Kreis, nicht jedoch um die eigene Achse drehst.
Das war jetzt unverständlich? Dann schau dir doch das Lernvideo der «Schwyzer Nüssler» an.
Die Originalgwändli
1921 wurde der Verein der «Schwyzer Nüssler» gegründet mit dem Ziel, die Fasnacht und das Nüsseln zu pflegen. Schon früh legte er die Kostüme, sprich Gwändli, fest: der Blätz, der alte Herr, das Domino, das Hudi, das Bajazzomäitli und der Zigeuner. Als Nebenfiguren siehst du heute manchmal auch den Teufel, den Bajazzobueb, den Zuckerbeck, den Bauern, den jungen Herrn, den Metzger und den Viehhändler. Wer in der Rott mitmachen will, trägt eines dieser Gwändli.
Die Maskengarderobe
Die jeweiligen Figuren sehen alle fast identisch aus, weil es strenge Vorgaben gibt und viele Personen ihr Kostüm bei der Maskengarderobe der «Schwyzer Nüssler» mieten. Die Maskengarderobe steht allen offen, nicht nur Mitgliedern oder Schwyzerinnen und Schwyzern. Zu jeder Figur gehören verschiedene Kostümteile und Accessoires. So trägt zum Beispiel der alte Herr ein «Schabot», also eine Brustrüsche. Der Zigeuner geht nicht ohne Schellenkranz aus dem Hause und das Bajazzomäitli nicht ohne Rätsche.
Die Wachsmasken
Zu den Originalgwändli gehören spezielle Wachsmasken, die von Verena Steiger in Steinen hergestellt werden. Die Maschgeraden dürfen während der Fasnacht die Maske nicht ausziehen. Aus diesem Grund essen sie am Mittag in vom Publikum abgetrennten Räumen. Am letzten Fasnachtstag brennt am Abend der Blätz auf dem Schwyzer Hauptplatz. Dann verabschieden sich die Maschgeraden von der Fasnacht und werfen ihre Wachsmasken ins Feuer.
Weitere Infos und Tipps
- Das aktuelle Programm der Fasnacht in Schwyz veröffentlichen die «Schwyzer Nüssler» auf der Webseite oder auf Instagram.
- Zum Üben des Narrentanzes findest du hier die Trommelwirbel
- Jedes Jahr werden Lernkurse für das Nüsseln organisiert. Infos jeweils auf der Webseite der «Schwyzer Nüssler».
- Priis-Nüssle, das ist der jährliche Wettbewerb des Narrentanzes. Infos jeweils auf der Webseite der «Schwyzer Nüssler».
- Auch in Brunnen, Muotathal, Sattel und Steinen nüsseln die Maschgeraden. Die Melodie und die Ausführung der Schritte variieren jedoch leicht.