Hautnah am Schmutzigen Donnerstag: Ein (fast) 18-stündiger Fasnachts-Marathon

Kategorien Allgemein, Kultur, Luzern, Tradition, Veranstaltung

Luzern im Ausnahmezustand: Am Schmutzigen Donnerstag explodiert die Stadt in einem Meer aus Konfetti und Musik. Tausende Fasnächtlern stürzen sich ins bunte Chaos. Und ich war im vergangenen Jahr mittendrin – von der ersten Sekunde des Urknalls bis zum (fast) letzten Trommelschlag. Dieser Blog ist für alle, die sich fragen, wie’s an diesem Tag in Luzern wirklich zugeht – und das ganz bequem, ohne sich selbst ins Getümmel werfen zu müssen.

03.10 Uhr

Der Wecker klingelt gnadenlos, draussen ist es stockdunkel und das Sofa meiner Arbeitskollegin ist plötzlich der gemütlichste Ort der Welt. Ein kurzer Moment der Verzweiflung – aber dann siegt die Vernunft. Ja, wenn man bei Luzern Tourismus im Content Management arbeitet, heisst das eben auch, dass man Content von der Luzerner Fasnacht machen muss. Und allen voran: der Urknall.

04.15 Uhr

Zu viert sitzen wir jetzt in unserem Büro direkt am Bahnhof Luzern. Mit dabei: unser Social Media Manager sowie zwei unserer Praktikanten, die sich mit uns um den TikTok-Account kümmern (und dachten, es sei eine tolle Idee, am Urknall zu arbeiten. Ha. Ha.).

Zum Glück haben wir die Nacht in der Wohnung unserer Praktikantin in Luzern verbracht. So konnten wir uns die erste Begegnung mit angetrunkenen Fasnächtlern im Zug ersparen – ein Luxus, den wir seit letztem Jahr definitiv zu schätzen wissen.

04.30 Uhr

Jetzt heisst es: Kamera packen und raus in die Menge. Die Strassen sind zwar noch feucht vom nächtlichen Regen – aber immerhin bleibt es mittlerweile trocken.

Bild: Philipp Schmidli 

05.00 Uhr

Drei, zwei, eins … Die Menschen um uns herum zählen die Sekunden runter. Und dann, pünktlich um 5 Uhr, erschüttert der Urknall das Luzerner Seebecken. Die Fasnacht hat offiziell begonnen! Sofort setzen die Guggenmusigen ein, die Fritschifamilie wird feierlich am Ufer empfangen, und der Tross setzt sich in Bewegung Richtung Kapellplatz.

05.25 Uhr

Es dauert eine Weile, bis sich die Fritschifamilie durch die rund 25’000 Fasnächtler in der Altstadt gekämpft hat. Verständlich. Dann: Ein weiterer Knall – und plötzlich schneien sechs Millionen Papierschnipsel auf uns herab. Alte Telefonbücher verwandeln den Kapellplatz in ein Meer aus Konfetti und rauben einem für ein paar Sekunden komplett die Sicht.

05.40 Uhr

Die Zeit verschwimmt. Wir schlendern durch die Altstadt, lauschen den ersten Guggenmusigen, bestaunen die aufwändigen Kostüme und vergessen völlig, dass es eigentlich noch mitten in der Nacht ist.

06.45 Uhr

Praktisch, dass unser Büro mitten im Getümmel liegt. Weniger praktisch, dass an Ruhe nicht zu denken ist. Die Scheiben vibrieren von den Bässen, draussen ziehen weiter verkleidete Gestalten vorbei. Also schnell ein paar Bilder hochladen und Mails checken.

08.00 Uhr

Nach einer kurzen Verschnaufpause wagen wir uns wieder nach draussen. Unten auf der Strasse treffen wir unsere Arbeitskollegen – die gerade erst ins Büro kommen. Für uns fühlt es sich dagegen an, als wäre bereits ein halber Arbeitstag vergangen.

12.10 Uhr

Eigentlich beginnt erst jetzt die richtige Arbeit. Heute Nachmittag dürfen wir nämlich die RüssSuuger begleiten. Sie waren am Morgen bei ihrer eigenen Tagwache in Emmen und haben schon einige Konzerte gespielt. Die Stimmung? Laut, bunt, unüberhörbar.

12.30 Uhr

Wir besammeln uns auf dem Franziskanerplatz. Den Überblick zu behalten, ist schier unmöglich. Doch Tambourmajor René Bucher hat alles im Griff. Ein kurzes Pfeifen – und die Gugge hört zu. Wenn ihr also in Luzern ein schrilles Pfeifen hört, sind das keine verirrten Basler, sondern die Tambis, die ihren Guggen Signale geben.

13.10 Uhr

Der ganze Trupp setzt sich in Bewegung. Fasnachtstempo bedeutet: langsam marschieren, aber dabei die ganze Zeit spielen. Beim Pavillon angekommen warten wir, bis der Umzug beginnt.

14.00 Uhr

Der Umzug startet. Und die RüssSuuger sind dieses Jahr vorne mit dabei. Mit der Startnummer 9 marschieren sie durch die Stadt – vom Schweizerhofquai über die Seebrücke, durch die Pilatusstrasse bis zum Helvetiagärtli. Also quasi einmal quer durch Luzern.

20:00 Uhr

Was wir am Nachmittag gemacht haben? Ehrlich gesagt, keine Ahnung mehr. Alles verschwimmt in einem Mix aus Übermüdung, Fasnachtsfieber und lauter Musik. Wir begleiten jedenfalls die RüssSuuger durch die Gassen, spielen „Wer erkennt uns trotz Kostüm?“, und dann ist es soweit: Die Gugge spielt ihr Konzert. Gänsehautmoment.

20.30 Uhr

Die Energie der Stadt ist noch lange nicht am Ende – aber unsere schon. Nach fast 18 Stunden Fasnacht kapitulieren wir. Gute Nacht, Luzern!


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Ob mit dem Bike, auf den Skiern oder zu Fuss – Tamara nutzt jede Gelegenheit, um ihre Heimat Luzern auf unbekannten Routen zu entdecken. Meist mit Zelt, Schlafsack und Kamera im Gepäck macht sie sich auf Entdeckungsreise rund um den Vierwaldstättersee.

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