#schrattengenuss – ohne Schratte, dafür mit viel Genuss

Kategorien Allgemein, Biosphäre Entlebuch, Familie, Kulinarik

Die Schrattenfluh? Unsichtbar. Das Apéro-Plättli? Unwiderstehlich. Unser kulinarischer Ausflug nach Marbach wurde zwar wetterbedingt zur Nebelfahrt, dank dem neuen Angebot #schrattengenuss aber trotzdem zum geschmacklichen Höhenflug.

Eine verschneite Landschaft mit weiss gezuckerten Bäumen zieht an mir vorbei, während ich verträumt aus dem Zugfenster blicke. Obwohl es erst Mitte Februar ist, hatte ich mit dem Winter schon abgeschlossen und nicht damit gerechnet, dass mich bei diesem Ausflug in die UNESCO Biosphäre Entlebuch noch einmal Schnee – genauer gesagt ein Schneesturm – erwarten würde.

Das Schrattendorf Marbach, ohne Sicht auf die Schratte

Schnee hin oder her, meine Begleitung Susi und ich sind mehr als gehyped für den heutigen Ausflug nach Marbach. Hatten wir doch extra nichts gefrühstückt, damit wir möglichst viele Köstlichkeiten beim heutigen #schrattengenuss schnabulieren können. Das neue Angebot von Escholzmatt-Marbach-Tourismus vereint regionale Kulinarik mit spektakulärer Aussicht. Eine Genusstour, die alle Partner:innen der Region (im übertragenen Sinn) an einen Tisch bringt und uns deren Produkte (im realen Sinn).

Was ist schon etwas Schnee, wenn mensch guten Käse zur Hand hat?

Plättli zum sattsehen und -essen

Kurz vor 10 Uhr erreichen wir das Schrattendorf Marbach und stellen fest, dass sich die Namensgeberin des Dorfes heute von ihrer schüchternen Seite zeigt. Oder anders ausgedrückt – es hat derart gnadenlos geschneit und gewindet, dass wir die Schrattenfluh nicht mal ansatzweise erahnen konnten. «Vielleicht haben wir ja auf der Marbachegg mehr Glück», denken wir uns hoffnungsvoll, als wir unseren #schrattengenuss-Talon im Tourismusbüro abholen. Diesen tauschen wir in erster Amtshandlung gleich bei den Sportbahnen Marbachegg gegen eine schnuckelige Gondel mit Tisch und Apéroplättli ein.

Vorsichtig inspizieren wir die beiden Plättli vor uns, während uns die Gondel vorbei an romantischen, weissen Tannenwäldern auf 1500 m.ü.M. schaukelt. Vom feinen Weichkäse, der auf der Zunge zergeht, bis zum würzigen Hartkäse, der zwischen den Fingern zerbröckelt, erfüllt die prallgefüllte Käseplatte der Bergkäserei Marbach jegliche Käsegelüste. Vor allem der geheimnisvolle, kohlrabenschwarze Hexer-Käse entfacht unsere Neugier und wir schmecken sogar einen leichten Hauch von Kohle auf der Zunge.

Aber auch das Fleischplättli lässt sich sehen. Denn nebst den leckeren Käseprodukten der Bergkäserei Marbach und dem frischen Brot der Dorfbäckerei hat natürlich auch die Dorfmetzg Escholzmatt-Marbach Würste, Trockenfleisch und Aufschnitt aus der hauseigenen Schlachtung im Angebot. Der #schrattengenuss würde seinem Namen natürlich nicht gerecht werden, wenn die Produkte auf unserem Plättli nicht nach dem markanten, zerklüfteten Felsriegel benannt wären. So teilen wir uns die Gondel mit dem cremigen Schrattenzacken-Käse und dem wortwörtlich preisgekrönten Schrattenspeck. Da gibt es wirklich anstrengendere Gondelgenoss:innen.

Ausblick ohne Weitblick

Die Gondelfahrt selbst gestaltet sich relativ entspannt. Nur wenn es beim Passieren der Masten kurz ruckelt, ist Not am Mann (oder an den Frauen). Dann gilt es, mit Spiderman-Reflexen die Knutwiler Wasserfläschli aufzufangen, bevor sie vom Tisch kullern.

Die Aussicht auf die Schrattenfluh ist – naja, nicht vorhanden

Nach drei Runden ist das Apéro aufgeputzt und unser Bauch in der Stimmung für einen kleinen Verdauungsspaziergang. Bei der Bergstation purzeln wir aus unserer Gondel – und wie bereits befürchtet – in den Schnee, getoppt mit dichtem Nebel und einem Hauch Seitenwind. Bei guten Wetterbedingungen geniessen Besuchende hier auf der Sonnenterrasse Marbachegg einen spektakulären Ausblick auf die mächtige Schrattenfluh, den Hohgant und die Berner Alpen. Zum Glück hat Susi im Fall von Ausblick ohne Weitblick bereits vorgesorgt und während der Gondelfahrt die Schrattenfluh kurzerhand nachgezeichnet.

Ziemlich gut getroffen, oder?

Bei strahlendem Sonnenschein hätten wir natürlich noch etwas länger auf der Marbachegg verweilt, die Gegend erkundet und am Fotopoint ein Selfie mit der Schrattenfluh geknipst. Heute schlüpfen wir ziemlich schnell wieder zurück in die Gondel und machen uns auf den Weg zum zweiten Teil der Genusstour. Zurück an der Talstation führt uns ein zehnminütiger, winterlicher Spaziergang ins Dorf Marbach und zur Bergkäserei Marbach.

Fast hätten wir Schneeschuhe gebraucht

Reif für die Zukunft

In der Bergkäserei angekommen, lassen wir uns in die Wärme fallen und staunen, wie modern alles daherkommt. Kein Wunder, denn die alte Dorfkäserei erstrahlt seit dem umfangreichen Um- und Ausbau im Jahr 2022 in neuem Glanz. Ein Bistro mit regionalen Gerichten, ein Verkaufsladen, der nicht nur alle Käsespezialitäten der Käserei, sondern auch das Beste aus der UNESCO Biosphäre Entlebuch anbietet, sowie eine neu errichtete Käsewerkstatt, in der Vereine und Gruppen bei der Käseproduktion gleich selbst Hand anlegen können. Ein besonderes Highlight ist aber das Käseerlebnis im ersten Stock, das den Besuchenden auf spielerische Art und Weise einen Einblick in die Milchverarbeitung vor Ort gibt. Doch dazu später mehr. Jetzt wird erst einmal gegessen.

Am Tisch erhalten wir zur Erfrischung ein «Käsi-Tröimli» – ein Apéro mit Grapefruitsaft und SI-ON Seebrise, einem leichten und frischen Schweizer Wermut der Escholzmatter Distellerie Studer (dank dem SI-OFF auch als alkoholfreie Variante erhältlich). Kurz darauf wird uns bereits das Mittagsessen serviert. Ein pink leuchtendes Randenrisotto mit cremiger Burrata als Vegi-Option und Büffelpfeffer mit hausgemachten Knöpfli, dazu Rotkraut und karamellisierte Marroni. Alles regional und saisonal – versteht sich.

Interaktiv, spielerisch und überdimensional

Nach diesem ausgiebigen und superleckeren Mittags-Intermezzo sitzt die Hose zwar etwas auf der engeren Seite des Lebens, aber der Besuch in der Erlebniskäserei lässt sich auch mit geöffnetem obersten Hosenknopf tiptop absolvieren. Der Besuch ist zwar nicht Teil des #schrattengenusses, aber wenn wir schon mal hier sind, wollen wir auch wissen, wie die rund 30 verschiedenen Käsesorten in der Verkaufsvitrine hergestellt werden.

Nach einem kurzen Kinofilm werden wir in den nächsten Raum gelotst, wo wir alles über die Käseherstellung erfahren und den Käser:innen sogar bei der Arbeit zuschauen können. Geblieben ist mir vor allem die Aussage: «Auch die modernsten Maschinen allein machen noch keinen guten Käse. Es braucht das richtige ‘Gspüri’ der Käser:innen».

Dank interaktiver Stationen wird einem im Käseerlebnis nie langweilig

Besonders beeindruckt hat uns auch, dass die Betriebsleiterfamilie Jaun als erste in der Schweiz nicht nur Büffelmilch verarbeitet, sondern auch den ersten Büffelmozzarella der Schweiz hergestellt hat. Eine Kostprobe von dieser Wasserbüffel-Spezialität ergattern wir auf dem Weg in den nächsten Raum aus einer überdimensionalen Milchkanne raus. Das Milchkannen-Thema wird auch im nächsten Raum rege aufgenommen. Zum einen schauen wir in verschiedene Kannen rein, in denen uns Käserei-Mitarbeitende von ihrer Arbeit erzählen. Zum anderen schlüpfen wir in eine riesige Milchkanne, in der uns lokale Partner:innen von oben aus der Kannenöffnung ihre Kreationen und Innovationen erläutern.

Das Käseerlebnis ist rundum spielerisch gestaltet, unterhält den Magen mit Käse-Probiererlis und ist dank einer Reihe interaktiver Elemente wie den monströsen Milchkannen oder dem von Jugendzeitschriften inspirierten «Welcher Käsetyp bist du»-Quiz, auch eine tolle Ausflugsidee für Vereine, Gruppen oder Schulen.

Salzige und süsse Erinnerungen zum Abschluss

Wir kehren zurück ins Bistro und dürfen uns noch für ein himmlisches Dessert entscheiden. Hmmm, Panna Cotta, Büffelquarktorte oder doch lieber die beliebten Kemmeriboden-Merängge mit «Chäsi-Nidle»? Susis Wahl fällt auf Luzerner Lebkuchen mit Schlagrahm und ich entscheide mich für ein luftiges Schokoladenmousse (ok, vielleicht ein bisschen Basic, aber Schoggimousse geht halt immer). Spätestens jetzt ist jede Hoffnung für den obersten Hosenknopf verloren.

Zum Abschluss werfen wir noch einen Blick in die Käsevitrine und stöbern durch den Verkaufsladen. Susi möchte nämlich noch ihren Lieblingskäse vom Apéro in der Gondel mit nach Hause nehmen. Aber welcher war das noch gleich?

Das cremige Marbacherli, der herb-würzige Marbacher Dorfkäse oder doch der Milchkaffee-Käse von der Hexerlinie, der tatsächlich nach Kaffee schmeckt? Nein, tatsächlich hat es Susi der kräftige Bergblick-Käse angetan, der sechs Monate im Käsekeller reift.

Wir bedanken uns für die Gastfreundschaft und verlassen mit gefüllten Bäuchen wie Taschen die Bergkäserei. Bevor der Bus uns wieder aufgabelt, werfen wir noch einen letzten Blick auf das Dorf. Die Schrattenfluh – geng wie geng hinter einer weissen Nebelwand. Jänu, nicht so schlimm. Dafür hatten wir umso mehr Genussmomente.


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Egal ob im Tanzstudio oder an der Bushaltestelle, Laila ist immer tanzend anzutreffen. Mit einem Lachen im Gesicht und einer Fotokamera in der Hand sucht die gebürtige Luzernerin überall nach Geschichten und Menschen die sie inspirieren. Oder einfach nach weiteren Orten um tanzen zu können. Mehr von Laila auf www.laila-schreibt.com

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