Heute steht mir der Sinn wieder einmal danach, mich wie eine Prinzessin zu fühlen. Deshalb ab nach Brunnen ins Seehotel Waldstätterhof. Zur Zeit der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert logierte hier der europäische Adel. Auch heute wird jeder Gast als VIP behandelt. Und sogar die Freizeit kann man ähnlich wie im Fin de Siècle gestalten.

Um in die richtige Stimmung zu kommen, flaniere ich zuerst in Brunnen dem Quai entlang. Einige Fassaden am Ufer des Vierwaldstättersees erinnern an die Belle Époque. Allen voran der 1870 eröffnete Waldstätterhof, der seine äussere Erscheinung in den letzten 150 Jahren bewahrt hat. Als «moderner Palaststyl» wurde das damals bezeichnet.

Der Waldstätterhof zwischen den Mythen und dem Vierwaldstättersee.

Eintauchen in die Belle Époque

Nach dem Spaziergang lenke ich meine Schritte Richtung Fronalp Lounge im Waldstätterhof. Jedes Mal, wenn ich sie betrete, flammt die Begeisterung wieder auf. Der Charme der Lounge liegt darin, dass sie zugleich historisch und modern ist. Bei einer Tasse Tee braucht es nur ein Fünkchen Fantasie und ich höre, wie der Seidensatin der bodenlangen Damenröcke über den Boden streift und ein Herr sein silbernes Zigarrenetui zuklappt. Zum prachtvollen Raum gesellt sich eine prächtige Aussicht. Der Blick taucht ein in den grün-blauen Vierwaldstättersee und kraxelt hinauf zu den Spitzen der seit Jahrhunderten unveränderten Urner Alpen.

Die Fronalp Lounge im Waldstätterhof bietet nicht nur Getränke, sondern auch eine saisonale Karte.

An die frische Luft

Früher hatten die Leute Angst vor den Bergen. Doch im 18. Jahrhundert wurde es chic, die Alpen zu bereisen. Man sah sie als Hort der Freiheit und gesunden Luft. Als in den 1870er-Jahren die Rigi Bahnen ihren Betrieb aufnahmen, bescherte das auch dem «Fremdenzentrum» Brunnen einen Boom. Für die Königin der Berge habe ich heute leider keine Zeit, und für den vielgemalten und fotografierten Sonnenaufgang wäre ich sowieso zu spät.

Seit über 200 Jahren ein beliebtes Ausflugsziel: Rigi Kulm.

Wie sich die gehobene Gesellschaft die Zeit vertrieb

Spannend finde ich, dass noch weitere beliebte Zeitvertreibe aus den Anfängen des Waldstätterhofs überdauert haben.

  • Zum Beispiel das Baden: früher in luxuriösen Fayance-Wannen, deren Wasser auf dem Kohleherd aufgeheizt wurde; heute in der Private Spa Suite und im Outdoor-Whirlpool.
  • Oder eine Fahrt mit dem Dampfschiff: für die edlen Damen und Herren eine technische «Novität», für uns ein nostalgisch angehauchter Ausflug. In seinen Anfängen verfügte der Waldstätterhof sogar über eine eigene Schiffsanlegestelle.
  • Oder der Besuch der Wirkungsstätten von Wilhelm Tell: Schillers Werk hatte diese der europäischen Elite bekannt gemacht. Heute ist es zum Beispiel der «Weg der Schweiz», der zurück zu Geschichte und Mythen rund um die Entstehung der Eidgenossenschaft führt.

Das Dampfschiff «Stadt Luzern II» um 1910 in Brunnen und heute vor dem Pilatus. © Fotos: Archiv Josef Gwerder, Meggen (links) und Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV)

Ein letzter Kaffee

Ich möchte noch ein wenig in dieser luxuriösen und unbeschwerten Zeit vor den Weltkriegen verharren. Deshalb bestelle ich einen Cappuccino bei Michaela. Sie besitzt diese natürliche Freundlichkeit, die mir das Gefühl gibt, ein wichtiger Gast zu sein. In der Küche presst jetzt vermutlich eine Pumpe in einer Maschine Wasser durch das Kaffeepulver. Früher beschäftigte der Waldstätterhof dafür eigens Kaffeekocherinnen. Nach dem letzten Schluck muss ich zu meinem Auto zurückkehren. Der Portier, der die Kutschen ruft, arbeitet schon lange nicht mehr hier.

Auch der historische Mythensaal hat sein klassisches Ambiente bewahrt.

Das Seehotel Waldstätterhof verzaubert auch mit exquisiter Fischküche. Hier die Top 4 Fischrestaurants um den Vierwaldstättersee entdecken.

Lass dich von dieser Geschichte inspirieren und verschenke das Erlebnis mit dem Zentralschweizer Gutschein deinen Freunden und Bekannten. Der Zentralschweizer Gutschein ist auch im Seehotel Waldstätterhof einlösbar.


Infos und Tipps


Manuela schreibt seit dem Jahr 2000 über den Kanton Schwyz. Zuerst als Journalistin, später für Schwyz Tourismus. Allein oder mit ihrer Familie sucht sie nach Neuem, Unentdecktem und Verstecktem zwischen dem Zürichsee, dem Vierwaldstättersee, der Spitze der Rigi und dem hintersten Winkel des Muotatals. Sie begegnet Menschen, die im lokalen Brauchtum verwurzelt sind, innovative Ideen leben oder die Schätze der Natur hegen. So viel Begeisterung für die Schwyzer Vielfalt und landschaftliche Schönheit kann man nicht für sich behalten, man muss sie teilen.

2 Gedanken zu „Prinzessin für ein paar Stunden

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