Nidwaldner Museum: Ein Hausgeist führt durch das Salzmagazin

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„❤ NIDWALDEN — Objekte erzählen die Geschichten eines Kantons“, heisst die Ausstellung, die mich ins Nidwaldner Museum Salzmagazin in Stans lockt. Also fahre ich in den Kanton meiner Kindheit, um zu erfahren, was der Hausgeist des Museums zu erzählen hat.

Dass es bei der diesjährigen Ausstellung um eine Herzensangelegenheit geht, ist schon im Titel ersichtlich: ❤ NIDWALDEN steht für die Liebe zu diesem kleinen Kanton zwischen „See und heechä Bärgä“. Das wird es bereits bei den Gründern des Museums gewesen sein. Denn was ich hier antreffe, ist von geschichtsinteressierten Menschen seit 150 Jahren zusammengetragen und gehütet worden. Es zeugt von Menschen und Ereignissen, von Alltag, Brauchtum, Tragödien und wundersamen Vorfällen in diesem Kanton. Schon die Fülle und die Vielseitigkeit der hier ausgestellten 300 Objekte ist beeindruckend. Wie sieht es dann erst im Depot des Museums aus, wo 17‘000 Objekte aufbewahrt sind? Das muss ja gigantisch sein!

Objekte verschiedener Grösse zeugen vom Leben in früheren Zeiten.

Zeugen aus verschiedenen Jahrhunderten

An Hörstationen erzählt ein Hausgeist über einige ausgewählte Objekte – natürlich in ausgeprägtem Stanser Dialekt. So erfahre ich mehr über die alte Feuerglocke und den Stanser Dorfbrand um 1713 sowie das Schicksal des Nachtwächters, der beim Ausbruch des Brandes seinen Pflichten nicht nachgekommen ist. Oder ich weiss jetzt, was es mit dem Felsbrocken mit Bohrloch auf sich hat, den ein Kantonsrat beim Durchstich des Seelisbergtunnels mitgenommen hat. Auch die in Stansstad gefundene Kanonenkugel, die aus feindlichen Kanonen beim Franzosenüberfall stammt, steht stellvertretend für einen wegweisenden Abschnitt in der Nidwaldner Geschichte. Dann der überraschend kleine Hebammenkoffer der vermutlich einst die wichtigsten Instrumente für die Geburtshilfe enthielt. Wem der Koffer gehört hat, weiss offenbar selbst der Hausgeist nicht. Er fragt sich mit Recht, ob es denn ein Zufall sei, dass ausgerechnet über ein Objekt eines so wichtigen Frauenberufs weniger bekannt ist, als über andere gesammelte Museumsstücke.

Hebammen hatten seit jeher eine wichtige gesellschaftliche Rolle. Die Herkunft diese Hebammenkoffers ist jedoch unbekannt. Wem gehörte er wohl?

Fantasie walten lassen und Wissen einbringen

Zwar ist im Ausstellungskatalog jedes Objekt benannt. Über vieles ist auch den Museumsverantwortlichen nur wenig bekannt. Was ist mit dem Schweinekopf mit Zitrone? Wer weiss vom Blumenkranz aus Glasperlen zu berichten? Wer etwas zu erzählen hat, kann sein Wissen teilen und dieses auf Karteikarten festhalten. Es steht ebenso jedem Besucher und jeder Besucherin offen, die eigene Fantasie walten zu lassen, sich seine eigene Geschichte auszudenken. So zum Beispiel zur Sirene mit Handkurbel aus der Festung Fürigen oder zum seltsam anmutenden Werk der Meerjungfrau, geschaffen durch die Stanser Künstlerin Annemarie von Matt.

Vielseitig und gegensätzlich: …
… Die ausgestellten Objekte regen zum Fantasieren an.

Oder zu alten Auto-, Töff- und Velonummern aus alten Zeiten: Wie war es damals, durch Nidwalden zu kurven? Wie sahen die Gefährte aus, an denen diese Kennzeichen hingen?

Vielseitig und gegensätzlich: Die ausgestellten Objekte regen zum Fantasieren an.

Herausfordernd dann das Quiz: Wofür wurden die gebrandmarkten Holztäfelchen, aufgereiht an einem Draht, gebraucht? Wie wurden sie benannt? Ich weiss, etwas Ähnliches gab es auf unserem Bauernhof …

Besucher rätseln über den Zweck der markierten Holzstücke. Wer kann die Quizfrage beantworten?

Die Geschichte des Sammelns

Der beeindruckende Dachstock im Salzmagazin ist der 150-jährigen Geschichte des Museums und den besuchenden Schulklassen gewidmet. Ich bewundere die Modelle der Ausstellungshäuser, die alten Dokumente, darunter das erste gedruckte Ausstellungsinventar aus dem Jahr 1898 und schmunzle über die Hintergründe zur Affäre um das angebliche Kettenhemd des Arnold von Winkelried. Spannend zu hören, was Nidwaldner Schulkinder an den Hörstationen erzählen, was ihnen Nidwalden bedeutet, was sie lieben und was sie sich wünschen.

Im eindrücklichen Dachstock des Salzmagazins geht es um die Sammlungsgeschichte des Nidwaldner Museums.

Besuch mit der ganzen Familie

Im Kinderhaus finde ich Spielsachen aus der Zeit der letzten Generationen. Einige erinnern mich an meine eigene Kindheit. Zwei Geschwister im Primarschulalter sind mit einem grossen Papierbogen unterwegs und suchen nach Lösungen für das Kinderrätsel. Diese Ausstellung besuche ich nochmals, denke ich mir. Das nächste Mal mit meinen Eltern, die vielleicht die Holztäfelchen benennen können. Und dann gehe ich auch mit den Nichten und Neffen nach Stans ins Salzmagazin, um mit ihnen einen kurzweiligen Nachmittag auf der Rätselspur zu verbringen.

Im Spielhaus spielen Kinder mit den Spielsachen früherer Generationen.

NIDWALDEN. Objekte erzählen die Geschichten eines Kantons
Bis 29. Januar 2023
Salzmagazin, Stansstaderstr. 23, Stans
Mi 14-20 Uhr, Do/Fr/Sa 14-17 Uhr, So 11-17 Uhr

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Gast-Bloggerin: Andrea, 35 Jahre alt, aus Luzern


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Menschen aus der Region Luzern-Vierwaldstättersee. Sie berichten über ihre persönlichen Erlebnisse, plaudern aus dem Nähkästchen und verraten unbekannte Schätze aus der Region. Ob Malerin, Grafiker oder Bauarbeiter. Sie alle verbindet die Begeisterung für ihre Region.

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