Nidwaldner Museum: „JA, NEIN, WEISS NICHT. Musterdemokratie Schweiz?“
Kategorien Museum / Ausstellung, NidwaldenDer Titel der aktuellen Ausstellung im Nidwaldner Museum Salzmagazin ist provokativ. Ist die Schweiz eine Musterdemokratie, bei der jedoch viele nicht mitentscheiden wollen oder können? Die vielseitige Ausstellung ist spannend und fordert zu eigenem Mitwirken auf.
Demokratie ist kein einfaches Thema. Wie kann das in einer Ausstellung funktionieren? Das Nidwaldner Museum hat den Versuch gestartet. An einem heissen Sommertag bin ich im kühlen Salzmagazin und finde, das Resultat ist überzeugend! Hier wird Wissen vermittelt, Gross und Klein wird zum Mitdenken und Mitmachen motiviert. Zudem ist die Ausstellung unterhaltsam und spannend. So provokativ wie der Titel der Ausstellung ist auch das grosse, historische Bild im Eingangsbereich des Salzmagazins: Am Rande des Landsgemeinderings stehen Frauen, die den Diskussionen der Männer zuhören. Gewiss, ein Bild aus alten Zeiten, denn die Landsgemeinde wurde in Nidwalden schon vor 27 Jahren abgeschafft. Doch wie sieht es heute mit der Mitsprache aus?
Wie lautet deine Initiative?
Tatsächlich ist in verschiedenen Ausstellungsteilen mein politisches Mitdenken gefragt. Da heisst es zum Beispiel: Visionen für eine bessere Schweiz – Wie lautet Ihre Initiative? Spannend, welche Beiträge von den Besuchenden aufgeführt wurden: Von „Weniger Schule – mehr Freizeit“, oder „Abstimmen obligatorisch für alle“ bis zu „Mehr Rad- und Fusswege“ wurden viele politische Wünsche zu Papier gebracht. An den Ausstellungswänden, bei Audio- und Videostationen finde ich viel Wissen über die Demokratie, die Landsgemeinde, alles eingebettet zwischen alten Abstimmungsplakaten und Ausschnitten der idyllischen Postkartenschweiz.
Auf dem Härdplättli
Wer weiss noch, was das Härdplättli ist? Obwohl es auf dem Härdplättli oft heiss zu und her ging, ist damit keine Kochplatte gemeint. Ganz früher war es eine Erderhöhung die als Podest für die Landsgemeinderedner:innen diente. Der Name blieb auch später erhalten. Wie hat wohl deren Herz gepocht, als sie mit ihren Voten Tausenden von Nidwaldnerinnen und Nidwaldner für ein Ja oder ein Nein überzeugen wollten? Ich stelle mich auf das konstruierte Härdplättli der Ausstellung und höre die Stimmen von bekannten Landsgemeinderedner:innen. Feurige Reden, mit einprägsamen Bildern geschmückt, da und dort entlocken die Worte dem Stimmvolk einen Lacher. Beim Zuhören blicke ich auf das Bild des Nidwaldner Stimmvolkes und entdecke dort tatsächlich meinen Grossvater. Sicher erkennen auch andere Ausstellungsbesucher hier ihre Vorfahren.
Humor darf nicht fehlen
Dass Politik ab und zu auch für Bundesratsmitglieder lustig sein kann, unterstreichen unter anderem die Videos mit Hans-Rudolf Merz oder Doris Leuthard. Auf dem Gruppen- und Büchertisch findet sich neben Sachbüchern zur Demokratie ein Sprüchebuch aus der nationalen Politik. Auch für Kinder gibt es für jedes Alter das Richtige: „Globi im Bundeshaus“, „Im Dschungel wird gewählt“ oder „Demokratie für Kids“. Meine Nichten würden das Dschungelbuch lieben, wo das Dschungelvolk den Löwenkönig abwählt.
Eine Pinnwand für Schulklassen zeugen bereits von vielen Abstimmungsideen. Was würden wohl die Landammänner aus alten Zeiten dazu sagen, die von der anderen Raumseite streng aus ihren Gemälden herabblicken? Was hätten sie zur Meinungsbildung per Social Media zu sagen?
Eigentlich hätte ich noch weitere zwei Stunden im Salzmagazin verbringen können. So viel gibt es hier noch zu entdecken! Ich glaube, ich fahre nochmals hin.
Ausstellung im Nidwaldner Museum Salzmagazin
JA, NEIN, WEISS NICHT. Musterdemokratie Schweiz?
Bis 29. Oktober 2023
Salzmagazin, Stansstaderstrasse 23, Stans
Mi 14-20 Uhr, Do/Fr/Sa 14-17 Uhr, So 11-17 Uhr
Weitere Informationen & Links
- Veranstaltungskalender in Nidwalden
Gast-Bloggerin: Andrea, 35 Jahre, aus Luzern
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