Niemals hätte ich gedacht, dass ich jemals einen Klettersteig bezwinge. Meine Höhenangst war zu gross, als dass ich das jemals in Betracht gezogen hätte. Als ich jedoch vor knapp drei Jahren begonnen habe in Engelberg zu arbeiten, kam ich nicht mehr drum herum. Zumal Engelberg dafür der perfekte Ort ist und die Möglichkeiten zum Klettern unbegrenzt erschienen.
Engelberg – das Eldorado für Kletterer
Engelberg ist sowohl im Winter wie auch im Sommer ein Dorf mit einem breiten Sportangebot. Sobald die Wetterbedingungen einigermassen stimmen, sind sowohl die Einheimischen wie auch die Gäste in den Bergen unterwegs. Während im Winter das Skifahren auf dem Programm steht, sind im Sommer die Klettersteige hoch im Kurs. Engelberg und seine umliegenden Berge sind in den letzten Jahren immer mehr zu einem Mekka für Kletterer geworden. Sei es für Anfänger, Familien oder für Profis. Es hat für jeden die passende Klettermöglichkeit. Das Abenteuer am Felsen ist in Engelberg gegeben und es gibt eine hohe Angebotsvielfalt. Ob auf 1’000 m ü.M. oder bis hoch auf über 3’000 m ü.M. Insgesamt gibt es fünf Klettersteige, acht Klettergärten, diverse Boulderspots und viele alpine Kletterrouten.
Vertical 5 – Engelberg im Kletterfieber
Die Klettermöglichkeiten in Engelberg sind wie beschrieben enorm. Ich war erstaunt, dass ein doch eher kleines Dorf so viele Möglichkeiten für den vertikalen Sport bietet. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Vertical 5 ins Leben gerufen wurden. Das sind Klettersteige von verschiedenen Schwierigkeitsstufen rund um Engelberg. Dazu gehören die Klettersteige Graustock (mittel) beim Jochpass, die im Brunni-Gebiet liegenden Rigidalstock (mittel), Brunnistöckli (leicht) und Zittergrat (mittel). Und der Fünfte im Bunde ist die Fürenwand (schwer) bei der Fürenalp.
Die Klettersteige im Brunni-Gebiet
Die Klettersteige im Brunni-Gebiet gehören zu den Vertical 5 in Engelberg. Es sind wunderschön angelegte Klettersteige. Jedes Mal, wenn ich beim Härzlisee stehe und hoch auf den Zittergrat sehe, schlottern meine Knie. Das ist ein atemberaubender Anblick, wenn die mutigen Kletterer diesen hoch aufragenden, teilweise überhängenden Klettersteig bezwingen. Von unten sehen Sie aus wie kleine Punkte, welche diese steile Felswand hochklettern. Was muss das für ein Ausblick sein auf dieser Felswand, mit dem Blick aus der Vogelperspektive auf den Härzlisee bis rüber zum Titlis.
Der Hype um das Klettern
In den letzten Jahren ist rund um das Klettern ein regelrechter Hype ausgebrochen. Nicht nur, dass es mittlerweile gefühlt in praktisch jedem Dorf ein Boulderhalle gibt, sondern auch in meinem nahen Umfeld gibt es mittlerweile einige, welche bereits Klettern oder neu damit beginnen. Auch meine 6-jährige Nichte hat schon mit dem Bouldern angefangen und klettert mit sehr viel Vergnügen in den Hallen die Wände hoch. Auch bei den Brunni-Bahnen merken wir einen Zulauf bei dieser Sportart. Haben wir in der Saison 2019/2020 1’700 Klettersteigsets vermietet, so waren es in der Saison 2022/2023 bereits 2’400 Klettersteigsets gewesen, welche im Brunni-Gebiet vermietet wurden.
Mein erstes Mal auf einem Klettersteig – Das ist ja wirklich eine tolle Sache
Was hatte ich Angst als mich eine Mitarbeiterin vor gut drei Jahren darauf angesprochen hat, dass Sie mich auf einen Klettersteig mitnehmen will. Sie meinte zu mir: «Du arbeitest bei den Brunni-Bahnen und informierst unsere Gäste über die Klettersteige, dann musst du doch wissen, von was du sprichst». Naja, natürlich hatte Sie damit Recht. Aber mein angeborener Respekt vor der Höhe hat nur schon beim Gedanken daran meinen Puls in die Höhe getrieben und der kalte Schweiss stand auf meiner Stirn. Aber sie liess natürlich nicht locker. So gingen wir eines Tages via Luftseilbahn und Sessellift hoch zur Brunnihütte. Ich habe mir ein Klettersteigset genommen und es ging auf die rund 15-minütige Wanderung zum Zustieg vom Klettersteig Brunnistöckli. Und dann standen wir also da an der Felswand.
Einmal angekommen, gibt es kein Zurück mehr…
Noch einmal kurz und kräftig durchatmen und los geht es diese Felsen hinauf. Schritt für Schritt die Felsen hochkraxelnd machte ich eine erstaunliche Bemerkung. Das Klettern macht ja richtig Spass. Und das Brunnistöckli war super geeignet für diese erste Klettererfahrung. Die Kletterroute ist wunderschön, nicht zu steil und die Klettergriffe sind in engem Abstand gesteckt und gut erreichbar. Und je länger es dauerte, umso sicherer wurde ich und umso mehr konnte ich es geniessen.
Die Hängebrücke am Brunnistöckli
Und dann kam da plötzlich die Hängebrücke. Wenn man es denn eine Brücke nennen darf. Es ist nichts mehr als vier gespannte Seile. Die unteren beiden Seile dienen dazu, dass man nun da drüber laufen kann, während die beiden oberen beiden Seile als Handstützen dienen. So ging es also schön langsam über diese Brücke.
Wow, was für ein tolles Gefühl. Die Panoramasicht ist einzigartig und auch der direkte Anblick auf der Brücke nach unten war atemberaubend. Entlang des Klettersteiges gibt es einige wunderschöne Spots mit Aussicht auf den Hahnen, Titlis und den weiteren umliegende Gipfeln. Zudem gibt es die Sicht auf den Härzlisee aus der Vogelperspektive. Eine wunderschöne Erfahrung. Beim abschliessenden Abstieg runter zur Brunnihütte war ich stolz auf meine Leistung und überaus froh, dass ich mich überwinden konnte und diese tolle Erfahrung machen durfte. Und wer weiss, vielleicht wage ich mich ja tatsächlich auch mal noch auf den Zittergrat 😉
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Gast-Blogger:
Adrian Versteeg, 38 Jahre, aus Luzern
1 Gedanke zu „Klettern trotz Höhenangst? Sag niemals nie“