Rund um den Vierwaldstättersee gibt es viele wunderbare Orte, die unbekannt, aber überraschend schön sind – wie die charmanten Städtchen der Region. Sie sind perfekt für einen Tagesausflug und liegen so nahe beieinander, dass man problemlos von einem Ort zum anderen springen kann. Ideal also für ein Kleinstadt-Hopping.
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Ich muss gestehen, in meiner Freizeit verschlägt es mich meistens in die Berge. Wandern, Biken und Aussicht geniessen – das steht dann auf dem Programm. Deswegen kenne ich die Städtchen der Region gar nicht so gut. Und das, obwohl ich selbst aus der Zentralschweiz komme.
Höchste Zeit also, um das zu ändern! Die Kleinstädte Schwyz, Sarnen, Sursee, Sempach, Willisau, Stans und Altdorf befinden sich nur einen Katzensprung von Luzern und voneinander entfernt. Ideal, um heute beim Kleinstadt-Hopping vier dieser verborgenen, aber nicht minder schönen Orte der Zentralschweiz zu erkunden. Also los, ab in den Zug!
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Sursee: Fast ein bisschen Ferien
Mein Tag startet mit dem Interregion am Bahnhof Luzern. Mit frischem Kuchen, den ich noch aus dem Büro stibitzt habe. Erster Halt ist Sursee. Hier war ich tatsächlich bisher nur zum Einkaufen. Von der Altstadt habe ich also noch nie was gesehen. Und das war definitiv ein Fehler.
Denn in der mittelalterlichen Stadt wirkt alles ein wenig entspannter. Und bei mir kommt schon ein bisschen Ferienstimmung auf. Die Altstadt erinnert mich ein wenig an die niedlichen Dörfer im Elsass. Es gibt enge Gassen, viele historische Gebäude, grosse Plätze und einen Fluss, der sich direkt durch die Stadt schlängelt.
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Mir fallen auch gleich die vielen verzierten Schilder auf, die an den Häusern hängen. Das sind alte Wirtshausschilder. Da Sursee auf der Gotthardstrecke liegt, entstanden hier früher etliche Gasthäuser, die die Reisenden zur Rast einluden. Viele dieser Gasthäuser sind mittlerweile geschlossen, nur noch die Schilder erinnern an sie.
Doch das kulinarische Angebot in Sursee ist bis heute vielfältig geblieben: In der Altstadt und entlang der Suhre laden gemütliche Cafés mit selbstgebackenen Kuchen und hausgemachten Glacés zum Verweilen ein, wie das Café-Confiserie Surchat oder das Stadtcafé.
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Sarnen: Von Holz und Schätzen
Mein nächstes Ziel erreiche ich in rund vierzig Minuten. Nächster Halt ist Sarnen. Der Hauptort des Kantons Obwalden versprüht den Charme eines traditionellen Schweizer Dorfes. Das liegt einerseits an den kopfsteingepflasterten Strassen und andererseits an den vielen altehrwürdigen Holzhäusern. Im Vergleich zu Sursee gibt es hier nur vereinzelte herrschaftliche Stadtvillen. Dafür gibt es einige Häuser, die sogar noch aus dem 16. Jahrhundert stammen.
Und besonders schön ist es auf dem Landenberg. Mit seinen zwei Gebäuden, die wie ein Schloss aussehen, ist der das eigentliche Wahrzeichen von Sarnen. Und hier oben hat man einen wunderschönen Überblick. Man fühlt sich fast wie in einer anderen Welt – abseits der Hektik und des Treibens des Städtchens.
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Am bekanntesten ist Sarnen aber wohl für einen Schatz, der hier aufbewahrt wird: das sogenannte Weisse Buch von Sarnen. Das ledergebundene Buch aus dem 15. Jahrhundert beinhaltet die älteste Überlieferung des Schweizer Gründungsmythos mit Rütlischwur und Wilhelm Tell.
Eine Nachbildung des weissen Buchs kann man im Museum Obwalden anschauen. Oder aber es als PDF-Dokument lesen und das praktischerweise sogar in moderner Sprache. Wusstest du, dass es neben der Geschichte von Wilhelm Tell noch drei weitere Mythen der Urkantone gibt? Ich jetzt schon. Und das muss ich mir unbedingt für den nächsten Small-Talk merken.
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Stans: Der Held des Käses
Mit der Zentralbahn geht es für mich weiter nach Stans in Nidwalden. Das Städtchen liegt am Fuss des Stanserhorns und inmitten sattgrüner Hügel. In nur wenigen Schritten vom Bahnhof erreiche ich schon den historischen Dorfplatz. Sämtliche Gassen der Stadt laufen sternförmig auf ihn zu. Dominiert wird der Platz von der Pfarrkirche St. Peter und Paul, den stattlichen Bürgerhäusern und dem Winkelried-Denkmal.
Arnold Winkelried ist eine Heldenfigur, ähnlich wie Wilhelm Tell. Durch seinen Opfertod soll er den Eidgenossen in der Schlacht bei Sempach den Sieg ermöglicht haben.
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Links am Winkelried-Denkmal vorbei gelange ich in die Schmiedgasse. Früher gab es hier zahlreiche Handwerker, heute ist eine Geschäftsstrasse mit traditionellen Geschäften wie der Molki Stans. Hier wird auch der typische Stanser Käse hergestellt: der Stanser Fladen. Das ist ein Käse, der innen einen fast dünnflüssigen Kern hat. Es ist ähnlich wie ein kaltes Fondue. Und spontan gibt es für mich dann eine Tour durch die Molki. Wie das gelaufen ist, kannst du hier in der begleitenden Podcast-Episode hören.
Den Käse kann man aber nicht direkt in der Schmiedgasse kaufen. Dafür muss ich in den Klosterladen. Die Holzregale sind gefüllt mit regionalen Spezialitäten, wie eben dem Käse der Molki Stans. Im hinteren Teil des Ladens blickt man durch eine Glasfront auf etliche Käselaibe. Das sind die Alpkäse der Umgebung. Jede Käserei hat hier mindestens einen Laib gelagert.
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Schwyz: Ab ins 17. Jahrhundert
Zurück am Bahnhof geht es dann mit dem Bus und dem Zug weiter zu unserem letzten Städtchen, das wir über Altdorf in einer guten Stunde erreichen: Schwyz.
Dem Städtchen Schwyz verdankt die Schweiz ihren Namen und auch das Wappen. Im Bundesbriefmuseum hier in Schwyz werden die wichtigsten Dokumente der Ur-Schweiz aufbewahrt, darunter der Bundesbrief von 1291, der lange als Gründungsurkunde der Eidgenossenschaft galt.
Uns verschlägt es aber ins Dorfzentrum, vor das Rathaus. Im verheerenden Brand 1642 wurde fast das gesamte Dorf vernichtet. Danach wurde es im Patrizierstil neu erbaut. So bestimmten heute verschiedene Prachtbauen und Stadtvillen mit ihren Fassadenbildern das Dorfbild. Dahinter ragen die spitzen Mythen in den Himmel, der sich jetzt am Abend langsam verdunkelt.
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Und mitten im Dorf auf dem Hauptplatz ist unser Treffpunkt. Genau um 19.15 Uhr, obwohl eigentlich etwas später, denn die Magd Lisi kommt erst, nachdem der letzte Glockenschlag verklungen ist.
Die «Magd Lisi» ist eine historische Figur, die zwar erfunden ist, jedoch in Schwyz gelebt haben könnte. Sie ist eine aufgestellte Frau aus der Vergangenheit, die viel im Dorf unterwegs ist. Auf dem rund einstündigen Spaziergang durch Schwyz erfahre ich dann auch, wie es war, damals als Magd zu arbeiten und wie sie den Schwyzer Dorfbrand miterleben hat. Und natürlich auch aller Tratsch, der die Magd gerade zu Ohren gekommen ist.
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Zurück in der Gegenwart
Das war also mein Tag in den Kleinstädten der Zentralschweiz. Und ich muss sagen, ausser dass es anscheinend in den Städten früher immer gebrannt hat, unterschieden sich die Orte doch sehr voneinander.
Wenn du wissen willst, was ich sonst noch erlebt habe, dann hört in unseren Podcast «Bergrufe und Stadtgeflüster». Dort gibt es noch viele weiter spannende und teils gruselige Geschichten über die Kleinstadtperlen der Zentralschweiz.
Nützliche Informationen & Links
- Kleinstadt-Hopping durch die Zentralschweiz
- Tell-Pass – Das ideale Ticket für Kleinstadt-Hopping
- Podcast «Bergrufe und Stadtgeflüster»