Vom Bürostuhl auf den «Mälchschtüäl»

Kategorien Natur, Tradition, Uri

Vom Bürostuhl auf den «Mälchschtüäl», von der Schützengasse auf die Alp Grat. Helfen statt Faulenzen ist ein gross gewordener Ferientrend. Marina Gisler hat sich entschieden, während ihren Ferien nicht auf der faulen Haut zu liegen, sondern vier Wochen auf der Alp als Magd mitzuhelfen.

Der Älpleralltag startet schon früh, oft heisst es aufstehen um 5 Uhr morgens. Als erstes gibt es für die Alpbelegschaft einen Kaffee und ein Stück Kuchen. Dies gibt genug Energie, damit die Kühe in den Stall getrieben und anschliessend gemelkt werden können. Der Einsatzbereich der Milch ist vielseitig. Ob Joghurt, Alpkäse, warme und kalte Drinkmilch, Anken oder Rahm – all diese Produkte werden auf der Alp mit viel Herzblut hergestellt.

Abendstimmung auf der Alp Grat
Ausblick aus dem Alpbeizli mit Regenbogen

Vom «Käsevirus» gepackt

Voller Stolz erklärte mir Marina, wie sie in den letzten Wochen gelernt hat zu Käsen. Im Kessi ist bereits die Milch des Vorabends und die heutige wurde ebenfalls dazu gefügt. Die Milch wird erwärmt, die Kultur hinzugemischt, die Masse gedreht und mit der Harfe in kleine Körner verarbeitet. Doch ganz so simpel ist es dann doch auch nicht. Marina, welche selbst eigentlich gar nicht so gerne Käse isst, wurde so vom «Käsevirus» gepackt, dass sie sich dazu entschieden hat, nach ihrer Alpzeit noch einen Käsekurs im Tal zu absolvieren.   

Der Käseprozess am Vormittag dauert rund ca. 2.5h. In dieser Zeit werden selbstverständlich nebenbei noch das Alpbeizli betrieben und die Übernachtungsgäste verpflegt. Zu jeder Tageszeit werden Wanderer willkommen geheissen. Durch die sympathische Alpcrew fühlt sich hier gleich jedermann wohl. Viele der Besucher kommen mit dem beliebten Alpbeizli-Pass vorbei, entdecken so die Urner Alpen und geniessen frische Alpprodukte. Denn wo schmecken die Alpprodukte schon besser als direkt auf der Alp?

Marina am Kartoffeln schälen, Güllen und Käsen

Sonnenaufgang als Motivation

Auf der Alp ist Marina immer auf Achse und Ruhephasen gibt es sehr selten. «Doch die brauche ich nicht», meint Marina Gisler, «z.B. der Sonnenaufgang am Morgen ist Motivation und Energiespender pur». Ob Güllen, Melken, Haagen, Holzen oder auch Haushaltsdienst, Marina schreckt vor nichts zurück und der Büroalltag ist so ziemlich schnell vergessen.

Ein unvergessliches Erlebnis ist der Betruf, welcher traditionsgemäss vor dem Einnachten durch den hölzernen Milchtrichter gesungen wird. Diese Tradition ist in der heutigen Welt schon fast in Vergessenheit geraten.

Auch der Alpaufzug von der Unterstafel auf den Oberstafel ist eine bleibende Erinnerung. Oft hat Marina Gisler von einem Alpaufzug geträumt und nun ist es Realität geworden.

Schon bald werden aber Heugabel, Milchkessi und Alphütte wieder gegen den Büroalltag eingetauscht. Die Freiheit, die frische Bergluft und das Alpteam werden Marina auch im nächsten Jahr wieder auf die Alp ziehen. Denn wer einmal vom Älplerleben in den Bann gezogen wurde, den lässt es nie mehr los.


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Menschen aus der Region Luzern-Vierwaldstättersee. Sie berichten über ihre persönlichen Erlebnisse, plaudern aus dem Nähkästchen und verraten unbekannte Schätze aus der Region. Ob Malerin, Grafiker oder Bauarbeiter. Sie alle verbindet die Begeisterung für ihre Region.

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