Hoch über dem Vierwaldstättersee liegt das idyllische Dorf Isenthal. Lärm und Hektik einer Grossstadt sind im «Isital» nicht zu finden. Hier steht die unvergleichliche Natur, das traditionelle Handwerk und gelebtes Brauchtum im Vordergrund.
Unterwegs im «Isital»
Über die Kantonsgrenze hinaus bekannt ist der Isenthaler Handwerksmarkt der jedes Jahr Ende September zusammen mit der traditionsreichen Alpabfahrt stattfindet. Ebenfalls ist das «Isital» der ideale Ausgangspunkt für Wanderungen und Ausflüge.
Im Chlital, einem Seitental des Isenthals, finden die Besucher die Gietisflue. Die Anreise mit dem Auto oder Postauto ins Isenthal bereitet bei einigen schon ein mulmiges Gefühl, wenn man die steilen Abgründe unmittelbar neben der Strasse aus dem Augenwinkel sieht. «Doch das Staunen geht weiter, wenn die Gäste erfahren, dass die Seilbahn das einzige Verkehrsmittel zu unserem Zuhause ist» meint Erika Kempf. Einfach schnell mit dem Auto vors Haus fahren und den Einkauf ausladen, dies ist bei Familie Kempf nicht möglich.
Die Luftseilbahn ist der einzige Verkehrsweg zu ihrem Jahresdomizil. Es muss akribisch geplant werden, wer ins Dorf geht und wer zu Hause bleibt, schliesslich sind auch jederzeit Gäste auf der Seilbahn herzlich willkommen. Obwohl die Seilbahn inzwischen automatisch betrieben werden kann, sind einige auswärtige Gäste mit der Automatik nicht so vertraut und vertrauen lieber auf die persönliche Betreuung.
Herausforderungen im Winter
Sollte das Wetter einmal nicht für den Seilbahnbetrieb sprechen, gibt es noch den Fussweg ins Tal. Im Winter ist dieser Weg infolge Lawinengefahr jedoch nicht passierbar. Schulfrei gab es für die Kinder dann trotzdem selten. An stürmischen Wintertagen blieben die Kinder manchmal im Dorf bei Verwandten, damit sie in der Schule oder Lehre nicht fehlten.
An wettertechnisch guten Tagen ist die Seilbahn eine schnelle Verbindung. Einkäufe werden mit anderen Terminen im Tal vereinbart. Wenn etwas nicht auf dem «Postizettel» stand, dann wird beim Kochen improvisiert. In der Wohnlage der Familie Kempf ist es Brauch, dass genügend Vorräte von Grundnahrungsmitteln immer vor Ort sind. Auch die «Heimlieferung» von Familienangehörigen ist immer wieder eine gern gesehene Geste.
Seilbahnen für Material- und Tiertransport
Dank der etwas spezielleren Anreise steht so gut wie nie ein unangemeldeter Vertreter vor der Haustür, meinte Erika Kempf humorvoll. Manchmal wünscht sie sich schon eine Strasse. Immer dann zum Beispiel, wenn die Familie einen gemeinsamen Ausflug machen möchte oder Landmaschinen, Stroh oder Baumaterial transportiert werden müssen. Schwere und sperrige Objekte werden mit dem Flug transportiert, was jedes Mal beträchtliche Kosten verursacht.
Bleibende Erlebnisse sind die letzten gemeinsamen Fahrten mit den schlachtreifen Masttieren, welche auch mit der Gondel ins Tal transportiert werden. Die eine von zwei Seilbahnen ist offen, eine sogenannte Barelle, in der auch Tiere oder Kleinmaterial transportiert werden können.
Für die einen Gäste sind Seilbahnfahrten etwas Aussergewöhnliches und zum Teil auch abenteuerlich. Für die Familie Kempf ist dies alltäglich und der einzige Verkehrsweg. Doch tauschen möchten sie ihren Wohnort nicht.
Infos und Tipps
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1 Gedanke zu „Entschleunigung in den Urner Bergen“