Ein Ort zum Zusammensein und Erleben

Kategorien Menschen, Nachhaltigkeit, Natur, Uri

Du suchst ein idyllisches und abgelegenes Plätzchen für ein nächstes Geburtstagsfest, ein Vereinsausflügli oder ein Schullager? Dafür bieten sich im Isenthal ein paar wenige Gruppenunterkünfte an, eine davon ist das Naturfreundehaus St. Jakob. Das „Jaköbli“, wie es liebevoll genannt wird, ist ein einfaches Häuschen im Paradies, dem idyllischen Hochtal Isenthal über dem Vierwaldstättersee. Isenthal – Name von Tal und Gemeinde gleichzeitig – ist ein Ort, wo Natur und Kultur Vorrang haben.

Das Naturfreundehaus St. Jakob. Foto: Marcelle Pellaton.

Ich klopfe an die Eingangstüre und treffe auf eine Schar aufgestellter Jugendlicher, die mich auf den Balkon bittet. „Wir sind zum ersten Mal hier“, meinen sie, und lachen. Auf die Frage, was sie denn hier machten, antworten sie mit „geniessen“, und lachen weiter. Ein herrliches, wohltuendes Lachen, das mich an ihrer gelösten Ferienstimmung teilhaben lässt. Wohl ist es in ihrer Lebenswelt ansonsten nicht immer zum Lachen. Alle wohnen sie nämlich in einer Wohngruppe im Schulheim – aufgrund von Bedarf an Sozialkompetenz oder Schuleingliederung – und können oder wollen für die Ferien nicht nach Hause gehen. So ist es denn verständlich, dass sie den Tapetenwechsel hier im Ferienlager geniessen, dass sie gemeinsam kochen, backen und grillieren, spielen und auch den einen und anderen Ausflug unternehmen. Wohin es jeweils geht, würden sie immer morgens spontan entscheiden.

Tümpel vor der Alp Kniewies. Im Hintergrund Alpeler, Maisander und Hoh Brisen. Foto: Nina Liechti
Eine farbige Stadt für Bienen statt für Menschen, auf Gitschenen. Foto: Nina Liechti
Privatspielplatz mit Aussicht de luxe auf Gitschenen. Foto: Nina Liechti
Pause beim Heuet auf Gitschenen – alle packen mit an, auch die Jungmannschaft. Foto: Nina Liechti

Naturlehrpfad Gitschenen“ – Natur- und Alpwirtschaft erleben

Die Wahl des Programms ist heute Morgen auf das Hochplateau Gitschenen gefallen, konkret auf einen Besuch der oberhalb liegenden Alpkäserei Oberbolgen, kombiniert mit einem Rundgang auf dem „Naturlehrpfad Gitschenen“. Zweiteres sei zwar ein Wunsch der Begleiter gewesen, erwähnen sie – „damit wir auch noch etwas von der Natur mitbekommen“ – aber es seien ja nur 4km, das würden sie easy schaffen. Und zudem hätten sie anschliessend die Grilladen, welche sie fürs Nachtessen im Dorfladen eingekauft hätten, so etwas von voll verdient Mann…

Gitschenen ist eine Perle, ein artenreiches Sonnenplateau auf 1600 m ü.M. oberhalb des Isenthals. Hier wohnen übers ganze Jahr Bauernfamilien und betreiben Vieh- und Milchwirtschaft. Vom Naturfreundehaus aus erreicht man Gitschenen zu Fuss oder mit dem kecken, violetten 8er-Gondelbähnli. Im Winter verwandelt sich das Hochplateau in ein kleines, aber feines Schneeparadies mit einem Skilift, einer anspruchsvollen Langlauflopie sowie Skitouren- und Schneeschuhrouten. Von der Bergstation aus, wo sich auch die beiden Gastwirtschaften Berghaus und Alpstubli befinden, führt der Naturlehrpfad auf einem Rundweg übers Hochplateau und thematisiert in sechs Tafeln ausgewählte Themen der Natur- und Kulturlandschaft. Fast hat die Gruppe den Rundweg beendet und stösst zum Schluss auf die eindrückliche Betrufkapelle. „Cool, da sieht man durch den offenen Kirchturm die Berge!“ Es sind Vorgipfel des Uri Rotstocks, Hauptschuldiger am frühen Alpintourismus im Isenthal.

Betrufkapelle Gitschenen. Foto: Nina Liechti
Ausschicht von Gitschenen Richtung Isenthal. Im Vordergrund das Berggasthaus, gleich dahinter die Goldel-Bergstation Gitschenen. Foto: Nina Liechti
Alpabzug Gitschenen. Foto: Angel Sanchez
Sägessedängler am Handwerksmarkt Gitschenen. Foto: Angel Sanchez
Gelebtes Handwerk erleben beim «Schindlä mache».

«Urchigs Handwärch» – ein Themenweg zum Anpacken

Am liebsten hätten sie eigentlich Älplerfamilien beim Wildheuen unterstützt, aber das sei zu krass –

gottvergessen steil und gefährlich, wie sie in der Einführung zu den Ferienwochen gehört hätten. Aber: Es gibt eine herausragende Alternative: Der Themenweg «Urchigs Handwärch». Er ist einer der wenigen, der das Prädikat «interaktiv» o.ä. definitiv verdient – ein echter Erlebnisweg, auf welchem Gäste aktiv anpacken und an sechs Stationen wichtige Elemente des Isenthaler Handwerks kennenlernen, beispielsweise «Holz saage und schyttä» (Holz sägen und bündeln) oder «Schindlä mache» (Holzschindeln herstellen). Dies wird sodann sofort ausprobiert und alle Jugendlichen stellten eine persönliche Schindel her. Auf dieser würden sie einen coolen Aperitif servieren, den sie selber aus Zutaten des Tals zusammenstellen würden. Wenn man von Regionalität spreche, sollte ja schliesslich auch der Teller von hier sein. Stimmt. Ich «schnuufe» zünftig düre, bin ich doch sichtlich berührt von der der Weitsichtigkeit der Heranwachsenden.

Traditionelles Handwerk in Isenthal – Kulturgut der Alpen

Nicht alles am Themenweg ist künstlich hergerichtet: Im Dorf Isenthal zum Beispiel führt «Urchigs Handwärch» an der Werkstatt von Bissigs vorbei – Holzbildhauerei vom Sohn und Schreinerkunst vom Vater. Beide arbeiten sie mit dem, was sie vor Ort haben; viel Holz zum Beispiel. Das kurze Hineingucken hat sich gelohnt, nicht nur werde ich herzlich empfangen, sondern auch nehme ich ein ganzes Täschli praktischer oder schöner Holzgegenstände wie einen Schuhlöffel oder ein typisches Wildheuer-Holzzoggeli als Schlüsselanhänger mit nach Hause. Wer die ganze Vielfalt der Isenthaler Handwerkskunst erleben möchte, besucht am 25. September den traditionellen Handwerksmarkt mit Alpabfahrt. Hier schauen Besucher dem «Trychläriämästicker», dem «Korber» oder dem «Sägessädängler» über die Schulter. Sogar der Kaminfeger stellt aus und serviert «Isitaler Schwarzes», direkt vom Feuer – auch das gehört zum Kulturgut, welches die Isenthaler so sorgfältig und stolz pflegen.

Wegweiser auf Gitschenen – ein Wanderparadies sondergleichen. Foto: Nina Liechti
Wegweiser im Stettili. Foto: Nina Liechti
Bilderrahmen – Aussicht von der Terrasse Naturfreundehaus taleinwärts Richtung Engelberger Rotstock. Foto: Nina Liechti

Die Luft ist rein

Nach zwei erlebnisreichen Tagen kehre ich noch einmal ins Naturfreundehaus zurück und lasse auf dem Balkon die Erlebnisse revuepassieren. Ich geniesse eine Aussicht wie aus dem Bilderbuch. Oder genauer gesagt, eine, die grad das Bild ist, eingerahmt von Balkongeländer und Decke. Die Luft ist rein, höchstens geschwängert von moosig-erdigem Waldgeruch und Heu. Zu hören ist nichts, es ist Stille Nacht, höchstens ein Konzert des gemischten Chors Isenthal, bestehend aus Grillen, Kuhglocken und Bachrauschen. Ja, ich glaube, es wird hier stattfinden, mein nächste Geburifest. An diesem Ort, der unterschiedlichsten Gruppen eine gemütliche Heimat auf Zeit bietet, in einer ursprünglichen, unverdorbenen Bergwelt. Im Garten höre ich ein Lachen – es scheint als wüssten nicht alle, wie man Schlangenbrot macht.

Naturfreundehaus St. Jakob

Das gut ausgestattete Selbstversorgerhaus bietet in sechs Zimmern Platz für 26 Gäste – ein ruhiger, gemütlicher Rückzugsort für Gruppen wie Schulen, Vereine, Firmen oder auch für Familien. Ein Garten sowie ein Seminarraum ergänzen das Angebot.
Das Haus wird ausschliesslich in Exklusive vermietet und ist ein idealer Ausgangspunkt für die vielseitigen Aktivitäten in der Umgebung (Wandern, Biken, Schwimmen, Windsurfen und Klettern am Urnersee; im Winter Skitouren, Skifahren, Langlauf und Schneeschuhlaufen).

Die Hausmiete kostet exkl. Kurtaxe CHF 200.00/Nacht (Freitag CHF 350.00, Samstag CHF 550.00) plus CHF 150.00 Übergabepauschale und Reinigung. Für Mitglieder/Schulen/J&S gelten reduzierte Preise.
Für Schulklassen wird ab kommender Sommersaison eine Nachhaltigkeitswoche buchbar sein – eine Themenwoche, während welcher sich Lernende durch Begegnungen und Erlebnisse vor Ort aktiv mit Nachhaltigkeit beschäftigen.

Besitzerin und Betreiberin des Hauses ist die Naturfreundehaeuser AG, welche weiter die beiden Naturfreundehäuser Grindelwald und Gorneren besitzt.

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Nina ist seit über zehn Jahren für die UNESCO Biosphäre Entlebuch tätig, Modellregion für Nachhaltige Entwicklung. Sie liebt die Natur und die Bewegung und ist oft in der Zentralschweiz unterwegs; im Sommer zu Fuss oder auf Rädern, im Winter auf verschiedenen Ski. Sie liebt die Echtheit der Schweiz und die Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort, denn so entsteht Spannendes. Nina ist Verwaltungsrätin der Naturfreundehäuser St. Jakob, Grindelwald und Gorneren.

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Nina arbeitet seit über zehn Jahren in der UNESCO Biosphäre Entlebuch. Sie liebt die Natur und die Bewegung und ist oft auch in der Freizeit im Gebiet unterwegs. Im Sommer zu Fuss oder auf Rädern, im Winter auf Ski – von schmal bis breit, mit oder ohne Felle. Sie liebt die Echtheit der Region und die Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort, denn so entsteht Spannendes.

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