Überraschende Entdeckungen im Museum Bruder Klaus

Kategorien Museum / Ausstellung, Obwalden, Zentralschweizer Gutschein

Im November 2019 begann ich ein Praktikum im Museum Bruder Klaus. Ein kleines Museum im beschaulichen Obwaldner Dorf Sachseln, dessen Schätze ich in den folgenden Monaten nach und nach entdeckte.

Wertvolle Objekte – Bewegte Geschichten

Zahlreiche spannende Objekte erwarten Besucherinnen und Besucher in der Dauerausstellung «Niklaus von Flüe – Vermittler zwischen Welten». Sie dokumentieren das Leben und Wirken des Mystikers und Volksheiligen Bruder Klaus. Das wertvollste Objekt des Museums ist ein Altarflügel mit dem ältesten Bildnis von Bruder Klaus. Das Gemälde aus dem Jahr 1492, das nur fünf Jahre nach dem Tod von Niklaus von Flüe (1417-1487) entstanden ist, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Einstmals war der Altarflügel Teil des Sachsler Hochaltars in der alten Sachsler Pfarrkirche. Beim Neubau der Kirche im 17. Jahrhundert verschwand der Altarflügel spurlos. Erst 1945, etwa 300 Jahre später, wurde er auf einem Bauernanwesen in Sachseln wiederentdeckt – als Rückwand in einem Kleiderschrank.

Blockwandmalerei aus dem Jahr 1543 im herrschaftlichen Treppenhaus © Manon Jourdan
Altarflügel mit dem ältesten Bildnis von Bruder Klaus © Michael Meier

Ein Museum voller Überraschungen

Auch heute noch – mein Praktikum dauert schon einige Monate – hält das Museum Überraschungen für mich bereit. So bin ich täglich ahnungslos an einem der imposantesten Objekte des Museums vorbeigelaufen: die Blockwandmalerei von 1543 im herrschaftlichen Treppenhaus des historischen Gebäudes. Wahrgenommen habe ich das Objekt erst beim Ausarbeiten einer Führung. Dabei ist die Blockwand äusserst sehenswert und alles andere als unauffällig. Sie wurde 1979 beim Abbruch eines alten Hauses in Sarnen entdeckt. Grossformatig zeigt sie Bruder Klaus und die Heiligen Sebastian, Barbara und Georg. Die Blockwandmalerei belegt die Verehrung von Bruder Klaus als Volksheiligen, lange bevor die katholische Kirche ihn heiligsprach (1947). Es ist mir heute ein Rätsel, wie ich sie übersehen konnte.

Fragile Schätze in der Sammlung

Auch die Sammlung des Museums birgt unzählige Schätze, etwa mehrere illustrierte Stammbäume aus dem 18. Jahrhundert. Diese wurden wohl von Nachkommen von Niklaus von Flüe und Dorothee Wyss in Auftrag gegeben, um Ihre Blutsverwandtschaft mit dem «hoch- und vill-seeligen saxlischen Eremiten» zu dokumentieren. So bezeugt ein riesiger Stammbaum eindrucksvoll den politischen Einfluss der Familie von Flüe in Obwalden. Für eine Ausstellung im letzten Jahr wurden zwei der Stammbäume, die bereits am Zerfallen waren, aufwendig restauriert. Nun werden sie sicher im Depot des Museums hinter dicken Stahltüren aufbewahrt. Exklusive Einblicke hinter die Kulissen des Museums bietet eine thematische Führung in die Sammlung, die für Kleingruppen gebucht werden kann.

Grosser Stammbaum

Ein schöner Anblick

Mein Praktikantinnen-Büro befindet sich in einem der – wie ich finde – schönsten Gebäude von Obwalden. Das Museum ist beheimatet in einem historischen Bürgerhaus aus dem 18. Jahrhundert, das mit seiner aussergewöhnlichen Architektur beeindruckt. Es kombiniert typische Innerschweizer Bauelemente mit französischem Klassizismus, ist also eine Mischung aus Schloss Versailles und einem Obwaldner Heimet. Der grosszügige französische Garten des Museums lädt zum Verweilen ein. Dort trifft man mich oft im Schatten unter den Bäumen beim Mittagessen an, falls ich meine Pause nicht am nur wenige Meter entfernten idyllischen Sarnersee verbringe.

Französischer Garten © Heinz Arbogast

Wer das Museum Bruder Klaus erkundet, stösst immer wieder auf Neues und Interessantes. Selbst für mehrmonatige Praktikantinnen wie mich hält das Museum noch Überraschungen bereit. Hinter vielen Ausstellungsobjekten, dem Gebäude und sogar dem Garten verbergen sich spannende Geschichten, die in der Ausstellung und auf Führungen erzählt werden – oder noch auf ihre Entdeckung warten.

Die Dauerausstellung des Museum Bruder Klaus Sachseln ist seit dem 12. Mai wieder offen. Am 28. Juni eröffnet zusätzlich die Wechselausstellung «Weltenmachen — von Miniatur bis Monumental», in der zwölf zeitgenössische Kunstschaffende historische, visionäre und fantastische Welten zeigen.

Öffnungszeiten

Di-Sa, 10-12 und 13.30-17 Uhr
Sonn- und Feiertage, durchgehend von 11-17 Uhr

Gast-Bloggerin: Sara Wenzinger arbeitet derzeit als Praktikantin im Museum Bruder Klaus Sachseln und studiert an der Universität Basel Geschichte und Religionswissenschaft im Master. Schreiben ist für sie ein wichtiger Bestandteil des Berufs und des Studiums.


Infos und Tipps


Menschen aus der Region Luzern-Vierwaldstättersee. Sie berichten über ihre persönlichen Erlebnisse, plaudern aus dem Nähkästchen und verraten unbekannte Schätze aus der Region. Ob Malerin, Grafiker oder Bauarbeiter. Sie alle verbindet die Begeisterung für ihre Region.

4 Gedanken zu „Überraschende Entdeckungen im Museum Bruder Klaus

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