Zu Besuch beim Wetterschmöcker

Kategorien Allgemein, Kultur, Menschen, Schwyz

Wie wird der Winter? Das wüssten wir alle gern. Deshalb besuchte ich Roman Ulrich, genannt Jöri, in Bisisthal. Er ist einer der sechs Wetterpropheten des meteorologischen Vereins Innerschwyz – schweizweit bekannt als Muotathaler Wetterschmöcker.

Humor und Schalk

Wenn der Verein Ende April und Ende Oktober jeweils zur Versammlung einlädt, kommen über 700 Personen aus der ganzen Schweiz. Die Leute interessieren sich für das Wetter, aber insbesondere für die unterhaltsame, schalkhafte Art, wie die Propheten ihre Prognosen vortragen. Der Jöri zum Beispiel in einem ausgeprägten Muotathaler Dialekt.

Zum 75-Jahr-Jubiläum der Wetterpropheten erschien dieses Jahr eine Chronik.

Vom Jöri zum Jöri

Roman Ulrich wohnt in Bisisthal, das zur Gemeinde Muotathal gehört. Verstreut an den steilen Berghängen wohnen 65 Personen. Als der heute 51-Jährige ein Bub war, ist ihre Zahl fast doppelt so hoch gewesen. «Kühe hat es aber immer noch gleich viele», sagt der Jöri und lacht. Seinen Übernamen verdankt er dem Ur-ur-Grossvater. Dieser wurde Jöri genannt, das ist die Muotathaler Form des Taufnamens Georg. Seinen Ur-Grossvater nannte man im Tal entsprechend z Jöris Jöreli, seinen Vater z Jöris Fredel, und er ist z Jöris Roman – kurz Jöri.

Die Kirche Bisisthal steht im Ortsteil Dürenboden. Die Messe wird jeweils am letzten Sonntag im Monat gefeiert.

Bauernregel: Wenn an St. Andreas (30. November) Schnee fällt, so bleibt er 100 Tage liegen.

Die Muotathaler Wetterschmöcker sagen das Wetter für ein halbes Jahr voraus. Grundsätzlich für den inneren Teil des Kantons Schwyz. «Wenn wir Recht hatten, dann für die ganze Schweiz», sagt Roman Ulrich augenzwinkernd. Jeder Wetterprophet hat seine eigene Methode, um Prognosen zu erstellen. Einer schaut auf die Bienen, ein anderer beobachtet die Mäuse, und der Jöri geht von den Bauernregeln aus.

Die Tradition der Bauernregeln gibt es schon sehr lang.

Bauernregel: Grüne Weihnachten, weisse Ostern.

Das Wetter bestimmt die Arbeit

Das Wetter interessiert Roman Ulrich nicht nur als Wetterprophet, sondern vor allem auch als Bauer. Zusammen mit seinem Bruder und seiner Freundin führt er einen Kälbermasthof, auf dem auch Kühe, Rinder, Ziegen, Hühner, Katzen und ein Hund versorgt sein wollen. Er teilt seine Aufgaben dem Wetter entsprechend ein, damit er bei Regen drinnen arbeiten kann und draussen schafft, wenn es trocken ist.

Hündin Leika ist fast immer dabei.

Bauernregel: Ist die Christnacht hell und klar, deutets auf ein gutes Jahr.

Und wie wird er nun, der Winter?

Die Halbjahresprognosen der Wetterschmöcker sind ein abendfüllendes Programm. An Vorträgen kann Roman Ulrich locker 45 Minuten über das kommende Wetter sprechen. Hier jedoch die Kurzzusammenfassung seiner Prognose: «Es gibt einen schönen Winter, aber wenig Schnee. Der Lanzig wechselhaft und mittelmässig.» Du weisst nicht, was der «Lanzig» ist? Dann bist du wohl «flätt» jung oder warst «fäärä» an der Versammlung nicht dabei.

Neben den Bauernregeln liefern ihm auch Brennnesseln und Maulbeerbäume Hinweise zum Wetter.

Weitere Informationen & Links

Die aktuellsten Prognosen der Wetterpropheten findest du auf ihrer Webseite.

Wetterpropheten kannst du für Seminare und Vorträge buchen:

Selber zum Wetterpropheten oder zur Wetterprophetin wirst du auf dem Wetterfrosch-Wanderweg. An mehreren Stationen lernst du, die Natur zu beobachten und Regeln herzuleiten.

Die Wörter «Lanzig», «flätt» oder «fäärä» nachschlagen im Muotathaler Wörterbuch


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Manuela schreibt seit dem Jahr 2000 über den Kanton Schwyz. Zuerst als Journalistin, später für Schwyz Tourismus. Allein oder mit ihrer Familie sucht sie nach Neuem, Unentdecktem und Verstecktem zwischen dem Zürichsee, dem Vierwaldstättersee, der Spitze der Rigi und dem hintersten Winkel des Muotatals. Sie begegnet Menschen, die im lokalen Brauchtum verwurzelt sind, innovative Ideen leben oder die Schätze der Natur hegen. So viel Begeisterung für die Schwyzer Vielfalt und landschaftliche Schönheit kann man nicht für sich behalten, man muss sie teilen.

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