Unterwegs in Luzern – ganz barrierefrei

Kategorien Allgemein, Luzern, Menschen, Nachhaltigkeit

Kopfsteinpflaster, schmale Gassen und beeindruckende historische Gebäude prägen das Bild von Luzern. Doch genau das, was die Stadt so charmant macht, stellt für viele ein Hindernis dar. Hast du dich schonmal gefragt, wie Personen im Rollstuhl die Stufen der Luzerner Wahrzeichen überwinden?

Ob für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, ältere Personen mit Stock oder Rollator oder Familien mit Kinderwagen – eine Stadt birgt für sie verschiedene Herausforderungen. Luzern hat das Potenzial, ein Ort für alle zu sein. Einige Bereiche sind heute bereits gut zugänglich, während es bei anderen noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt.

Aber das Ganze von vorne…

Ich liebe es, mit meinem Fahrrad über die Seebrücke zu fahren, den Wind in den Haaren zu spüren und dabei der Sonne zuzusehen, wie sie den Tag zum Leben erweckt. Für dieses unbeschwerte Gefühl bin ich unglaublich dankbar, denn es ist nicht selbstverständlich.

Was wäre, wenn ich im Rollstuhl sitzen würde, blind wäre oder nichts hören könnte? So wird mir bewusst, wie wichtig es ist, dass jeder Mensch Zugang zu solchen für mich alltäglichen Gefühlen und Aktivitäten hat. Dafür braucht es aber viel Energie und Engagement.

Um besser zu verstehen, wie man die Stadt als aus einer anderen Perspektive erlebt, habe ich mich mit Jasmin verabredet. Sie ist seit ihrer Geburt auf den Rollstuhl angewiesen und zeigt mir ihre Sicht auf Luzern. Eines ihrer absoluten Highlights ist dabei das Fahren über die Kapellbrücke, das meistfotografierte Denkmal der Schweiz.

Entspannt mit dem öV unterwegs

Mitten im Herzen der Schweiz zwischen den Bergen und dem Vierwaldstättersee, ist Luzern eingebettet. So perfekt mitten im Zentrum gelegen, da führt kein Weg an einer Anreise mit dem öffentlichen Verkehrsmittel und dem Bahnhof Luzern vorbei. Auch Jasmin ist stets mit dem öV unterwegs. Besonders die Hilfsbereitschaft der Busfahrerinnen und Busfahrer schätzt sie sehr und lobt sie in höchsten Tönen.

Personen im Rollstuhl können in Luzern an jeder Bushaltestelle dem Bus zuwinken. So kann die Fahrerin oder der Fahrer sich um die Öffnung der Klapprampe kümmern. Dank dieser Rampe kann Jasmin den Absatz in den Bus problemlos überwinden. Am Bahnhof Luzern kann ausserdem bei der SBB unkompliziert Hilfestellung angemeldet werden.

Da in Luzern alles sehr zentral und nahe gelegen ist, empfiehlt sich die Entdeckung zu Fuss oder eben auf zwei Rädern 😉

Luzern aus einer anderen Perspektive

Die Firma MountOn hat für die Sensibilisierung des barrierefreien Reisens eine individuelle Tour durch Luzern erstellt. Das Ganze ist kostenlos. Ziel ist es, Menschen über das Thema Barrierefreiheit zu informieren. Genau das, was ich nun brauche.

Ich starte die Tour via QR-Code (unten aufgeführt) und gehe gemeinsam mit Jasmin zum 1. Posten. Übrigens, das Einzige, das für die Tour benötigt wird ist ein Smartphone.

Der Start befindet sich gleich bei der Kapellbrücke. Dort lerne ich auch gleich von Jasmin, wie sie selbständig auf die Kapellbrücke kommt. Denn auf die Brücke führen einige Treppenstufen, die im Rollstuhl eigentlich unüberwindbar sind. Doch Jasmin hat einen sogenannten Eurokey. Das ist ein Schlüssel, der den Zugang zu Aufzügen, Hebebühnen, Toiletten und Spezialanlagen im öffentlichen Raum für Menschen mit Beeinträchtigungen ermöglicht. Jasmin hat ihren eigenen Schlüssel. Er ist aber auch an diversen Stellen in Luzern gegen ein Depot verfügbar. Unteranderem kann er bei der Tourist Information Luzern an 365 Tagen ausgeliehen werden.

Während der Fahrt auf die Brücke frage ich Jasmin, ob dies auch im Ausland so einfach wäre. «Nein nicht überall. Aber da setze ich mein Lächeln auf und frage hübsche Männer nach Hilfe», lautet ihre Antwort. Beeindruckend, wie sich die humorvolle Entlebucherin immer zu helfen weiss.

Nach drei erfolgreichen Posten führt die Tour zur nächsten Brücke. Obwohl der Rollstuhllift bei der Spreuerbrücke aussieht, als ob er bisschen in die Jahre gekommen ist, funktioniert er noch einwandfrei. Als Jasmin den Lift von oben wieder schliesst, sehen wir unten drei Mamis mit Kinderwagen, Einkaufstüten und Laufvelos die uns etwas ratlos anschauen. Schade, dass dieser Lift nicht für alle zugänglich ist. Heisst doch barrierefrei auch Kinderwagentauglich?

Kurz bevor wir auf den Weinmarkt «fahren», ist Jasmin verschwunden. Beim Umdrehen sehe ich, Jasmin steckt zwischen den Pflastersteinen fest. Für mich sehen diese Pflastersteine schön aus und gehören irgendwie zur Altstadt dazu. Dass sie aber ein ernstes Hindernis für Menschen mit Beeinträchtigung sind, merke ich erst jetzt. Natürlich helfe ich Jasmin mit dem Rollstuhl und weiter geht’s. Doch diese viereckigen Steine werde ich nun definitiv mit anderen Augen beachten.

Ziel der Tour ist es schliesslich auch, die Stadt mal von einer anderen Seite zu zeigen und auf alltägliche Hürden aufmerksam zu machen. Menschen mit Beeinträchtigung müssen täglich unzählige Hindernisse überwinden. So muss man pro Posten verschiedene Fragen beantworten. Pro richtige Antwort erhält man einen Buchstabe, welche am Schluss dann ein Lösungswort bilden. Das behalte ich jetzt aber für mich.

Zum Schluss lässt sich nur noch sagen: Die Welt ist so vielseitig und schön. Es lohnt sich, auch mal die Perspektive zu wechseln, um zu sehen, wie andere die Welt erleben!

Viel Spass beim Rätseln und bis zum nächsten Mal

Love Chiara

Wusstest du, dass:

-der Bahnhof Luzern zu den modernsten barrierefreien Bahnhöfen der Schweiz zählt?

-bis auf das MS Rütli, alle anderen Dampf- und Motorschiffe der SGV rollstuhlgängig sind?

-auf der App Ginto Zugänglichkeitsinformationen zu Lokalitäten rund um die Uhr Abrufbar sind?

-es Rampen aus alten Lego-Steinen gibt?

Zugängliches und erlebbares Freizeitangebot

Die MountOn GmbH unterstützt Freizeitanbieter:innen dabei, das Angebot so weiterzuentwickeln, dass es von mehr Gästen erlebt werden kann. Sie begleiten und beraten Unternehmen auf dem Weg zu einem inklusiveren Angebot und entlasten damit beim Thema Barrierefreiheit.

Weitere Informationen & Links:


Gast-Bloggerin: Chiara findet ihre Inspiration in der Natur und liebt es, durch ihre Heimatstadt zu schlendern und sich immer wieder zu hinterfragen, was sie als Nachhaltigkeitsverantwortliche bei Luzern Tourismus noch weiter optimieren kann.

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Menschen aus der Region Luzern-Vierwaldstättersee. Sie berichten über ihre persönlichen Erlebnisse, plaudern aus dem Nähkästchen und verraten unbekannte Schätze aus der Region. Ob Malerin, Grafiker oder Bauarbeiter. Sie alle verbindet die Begeisterung für ihre Region.

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