
«Ghirmi oder Gruäbi» – alte Ausdrücke für einen offenen Unterstand, der Schutz bietet vor Wind und Wetter und einlädt zu einer kurzen Rast. Oft sind sie anzutreffen auf Wanderwegen entlang der Waldstrasse oder in der Nähe eines Lawinenzuges. Waser Sepp, Wanderwegpfleger in Nidwalden, geniesst gerade seine Pause beim Ghirmi-Hittli am Altzellerberg bei Grafenort NW und ist heute mein Gesprächspartner.
Schutzhütte für Wanderer, Biker, Nebelentflieher und Arbeiter
Schon so mancher Wanderer hat in einer «Ghirmi» oder «Gruäbi» Schutz vor dem nahenden Gewitter, plötzlichem Regenguss oder der sengenden Sommerhitze gefunden. So auch «Ifängi Sepp», mein Gesprächspartner für diesen Blog. Sepp ist in Altzellen NW aufgewachsen, mit der Region stark verwurzelt und vertraut mit dem Gelände und den hiäsigen Gegebenheiten. Er kennt hier fast jeden Stein und hat schon so manche Naturgewalt wie Unwetter, Murgänge, Lawinen oder Bachübersarungen aus nächster Nähe miterlebt.

Wanderwegpflege – kein Schoggijob
Sepp ist meist als erster vor Ort, wenn es wieder mal «g’uwättered» hat: wenn kein Stein auf dem anderen bleibt, Wildbäche über die Ufer gehen und durch Erosionen und Murgänge ganze Wanderwege weggefegt oder ausgeschwemmt werden. Unzählige Schweisstropfen oder rund 110 Arbeitsstunden pro Mann und Jahr haben er und all seine Kameraden bereits investiert, um die Wanderwege rund um Altzellen, Bannalp und in Engelberg in Schuss zu halten. Das weitläufige Wanderwegnetz wird regelmässig kontrolliert, gepflegt, ausgemäht, ausgeblasen, hohe Tritte ausgebessert oder verfeinert und verbreitert. Nach einer Gewitternacht packt Sepp bereits am frühen Morgen seinen Rucksack mit «Zwipf» (Zwischenverpflegung), Schaufel & Pickel und ist irgendwo am Berg anzutreffen, um abzuchecken, ob alles an Ort und Stelle geblieben ist. Wo nötig, werden Wasser abgeleitet, Steine aufgetürmt oder ganze Wege umgelegt. Seiler werden wieder befestigt: immer mit dem Fokus, die Sicherheit der Berggänger zu gewährleisten.


Wanderer, Biker und Landwirtschaft im Einklang – Selbstverständlich
Heute ist Sepp am Altzellerberg im Einsatz. Bis zum heutigen Tag war es ruhig, was Unwetter anbelangt. Trotzdem verlangen die Wanderpfade nach Pflege. Immer wieder gibt es etwas auszubessern, Äste zurückzuschneiden oder lose Steine auszuräumen, den Weg auszuhagen oder noch besser zu markieren. Wo Biker und Wanderer die Wege gemeinsam nutzen, benötigt es besondere Aufmerksamkeit, damit die Begegnung für beide Parteien ein Genuss bleibt. Gegenseitige Rücksichtnahme, Respekt gegenüber Natur, Mensch und Tier und angepasstes Tempo ist Ehrensache – Denn das Wanderwegnetz quert auch diverse Alp- und Landwirtschaftsbetriebe mit weidenden Tieren.


Rasten mit Aussicht beim Ghirmi-Hittli
Zwischen der Walenalp, dem Eggiligrat und Grafenort triffst Du unerwartet auf eine gemütliche Raststätte. Beim Ghirmi-Hittli legen Wanderer, Spaziergänger, Mountain- oder E-Biker eine Pause ein. Am runden Tisch im Schatten kannst du deine Zwischenverpflegung geniessen, ein Glacé schlemmen, ein erfrischendes Getränk oder ein wärmendes Kaffee geniessen. Um deine Notdurft zu verrichten, findest du eine komfortable Kompost-Toilette hinter der ehemaligen Seilbahnstation. In einem Korb liegen Felle bereit, um deine strapazierten Muskeln beim Sitzen zu unterstützen. Willst du länger bleiben, machst du es dir in den nostalgischen Engelberger-Liegen bequem. Für gemütliche Grill-Momente gibt es eine Feuerstelle mit Holzburdeli vor Ort.


Danke all den fleissigen Heinzelmännchen
Derweil geniesst Sepp seine verdiente «Z’Neyni-Wurscht» am massiven Holztisch. Er ist froh, dass er einen Moment «ghirmä» (ruhen) kann. Er hat bereits intensive Arbeitsstunden hinter sich. Von Engelberg herkommend, hat er heute den Weg zwischen Walenalp und der Alp Schwand vom gemähten Gras und altem Herbst-Laub ausgebläsert. Bis ins Tal nach Grafenort sind es noch einige hundert Laufmeter. Vergangene Woche hatte er bereits das ganze Wegnetz von Hand ausgemäht. Somit ist der Weg wieder trittsicher und bereit für neue Abenteuer zwischen dem Altzellerberg und Engelberg. Ein grosses Dankeschön an Sepp und seinen zuverlässigen Kameraden für die wertvolle Arbeit!

Und wann kommst du zum Ghirmä oder Wandern und Biken am Altzellerberg?
Weitere Informationen & Links:
- Hiäsigs – vo Bärg und Tal
- Nidwaldner Wanderwege
- Wanderungen in Nidwalden
- Weitere Ausflüge in Nidwalden

Gast-Bloggerin: Carla Zumbühl
Seit nunmehr als zwanzig Jahren bewirtschaftet Carla Zumbühl gemeinsam mit ihrem Mann Peter und den fünf Kindern einen Bio-Milchwirtschaftsbetrieb auf rund 36 ha zuhinterst im Engelbergertal. Mitsamt Viehbestand beziehen sie jeweils die Sömmerungsalp Schwand ob Grafenort. Zusammen mit Schwägerin Rita vertreiben sie unter dem Label «Hiäsigs – vo Bärg und Tal» feine Köstlichkeiten. Sie veredeln alles, was auf dem Betrieb gedeiht und wächst in nachhaltige Bio-Produkte. Gemeinsames Gedeihen und Einklang von Tourismus, Landwirtschaft und dem Engelbergertal liegen Carla sehr am Herzen.