Ein Skigebiet macht sich Winterfit

Kategorien Regionen, Ski / Snowboard, Tradition, Uri

Was braucht es, damit aus einem Wander- ein Skiparadies wird? Ich durfte die Mitglieder der Skiliftgenossenschaft Ratzi-Gisleralp begleiten. Noch bevor die ersten Flocken vom Himmel purzeln, bereiten sie das Gebiet für die Wintersaison vor. Ich habe gelernt: Es braucht viel mehr als «nur» Schnee….

Ohne sie geht’s nicht

In der Erlebnisregion Uri gibt es mehrere kleine, familiäre Skigebiete. Diese überleben nur dank freiwilligen Helferinnen und Helfern. Eines davon ist das Ratzi. Die Mitglieder der Skiliftgenossenschaft Ratzi-Gisleralp treffen sich zum alljährlichen Arbeitstag. Jedes Jahr sorgen sie dafür, dass das Gebiet für den Skibetrieb bereit ist.

Die Mitglieder – ein Ziel

Ein Gruppenbild aus dem Jahr 2018.

Die Skiliftgenossenschaft besteht seit 1968. Bei der Gründung bestand die Genossenschaft aus 14 Personen. Aktuell sind an der Genossenschaft 31 Personen beteiligt. Es wohnen nicht mehr alle Mitglieder im Schächental. Eine gemeinsame Motivation verbindet sie aber noch immer: Den Skibetrieb auf dem Ratzi zu erhalten. So können auch die nächsten Generationen hier Ski- und Snowboardfahren.

Die Anreise

Die Talstation der Seilbahn in Spiringen.

Auf die Mitglieder stosse ich am frühen Samstagmorgen bei der Talstation der Seilbahn in Spiringen. Bis jetzt kenne ich nur die Anreise von Spiringen aufs Ratzi mit der Seilbahn. Heute wird aber darauf verzichtet, denn es muss viel Material und Werkzeug ins Gelände. So fahren wir auf Fahrzeuge aufgeteilt, die gebührenpflichtige Strasse hoch.

Gruppeneinteilung

Wir erreichen das Ratzi auf 1‘500 m ü. M. Es gibt eine Verpflegung und die Einteilung der Gruppen findet statt. Hier erfahre ich gleich etwas Wichtiges: Es können noch nicht alle Vorbereitungsarbeiten ausgeführt werden. Der erste Schnee ist noch nicht gefallen und daher stehen nicht alle Plätze für den bevorstehenden Skibetrieb zur Verfügung. Schliesslich ist das Gebiet im Sommer ein Wanderparadies. Sobald der erste Schnee fällt, dürfen diese Arbeiten in Rücksprache mit den Grundstückeigentümer in Angriff genommen werden.

Los geht’s…

Bei der Gruppeneinteilung habe ich mit den Gruppennamen wie «Guxhag» oder «Suchfeld» noch keine Idee was mich erwartet. Ihr erfahrt also gleich mit mir, welche Arbeiten in den jeweiligen Gruppen anfallen.

Absperrung Gefahrenstelle

Die Gruppe beim Einsatz.

Einen ersten Einblick in die Arbeiten erhalte ich bei der Gruppe «Hag». Das Urnerwort steht für Zaun.

Hier markiert man einen gefährlichen Abschnitt neben der Piste mit einem Sperrband. Die offizielle Piste führt nicht an der Gefahrenstelle vorbei, da aber oft Freerider im Gebiet unterwegs sind, markiert man die Stelle.

Es braucht viel Kraft für das Einschlagen der Stange.
Alles Material ist mit dem jeweiligen Einsatzort beschriftet.

Mit einer Eisenstange wird in gleichmässigen Abständen ein Loch in den Boden geschlagen. Jetzt kommt das Sperrseil zum Einsatz. Zuerst wird mit einem Abschnitt des Seils ein Mastwurf geformt. Mit diesem Knoten kann man während der Saison die Höhe der Seile flexibel verstellen. Bei viel Schnee kann das Seil nach oben geschoben werden, bei wenig, nach unten. «Am liebsten schieben wir die Seile nach oben», meint ein Mitglied schmunzelnd.

Der Mastwurf.
Der Pfosten wird eingeführt.
Nun kann die Höhe beliebig verstellt werden.

Schneefangnetz und Trassee

Weiter geht’s zur Gruppe «Guxhag». (Wer mit dem Urner Dialekt nicht vertraut ist: «Gux» bedeutet Schneegestöber oder Schneesturm.)

Teamarbeit ist gefragt.

Hier wird zum einen eine Stelle direkt beim Skilift präpariert und eine andere im Gelände. In diesem Gebiet kommt es im Winter zu Schneeverwehungen. Mit dem Schneefangnetz kann verhindert werden, dass bei starkem Wind der gesamte Schnee weggeblasen wird und sich in der nächsten Mulde im Gebirge sammelt. Hierfür muss diese Truppe Löcher in den Boden schlagen und anschliessend die Pfosten und den Zaun anbringen. Damit dies gut hält, wird es auf der Seite noch mit Seilen in den Boden gespannt.

Der «Guxhag» wird montiert.

Weiter unten wird das Trassee optimiert. An dieser Stelle helfen Holzbretter einen stabilen Untergrund zu schaffen. Bei guter Schneelage wird man diese Unterstützung nicht mehr sehen. Die Bretter ermöglichen eine flache Trasseeführung. Ohne sie würde durch die Hanglage hier die präparierte Skiliftpiste schräg fallen. Ein weiterer Vorteil: Durch einen guten Untergrund kann auch der Skibetrieb länger geführt werden. Ohne Bretter würde hier der Schnee im Frühling schnell wegrutschen.

Das Trassee wird gebaut.
Es braucht viel Material für die Arbeiten.

Betrieb Trainingsfeld

Das Trainingsgelände.

Hier beim «Suchfeld» treffe ich auf ein Mitglied der Gruppe. Der gelernte Elektriker richtet das Avalanche Training Center (ATC) ein. Dies ist eine stationäre Anlage zur Übung der Lawinenverschütteten-Suche mit LVS-Geräten und Lawinensonden. Er verteilt die Geräte im Gebirge und schliesst diese wieder ans Netz an. Das ATC ist während der ganzen Saison in Betrieb. Wer es nutzen möchte, fragt vor Ort das Personal nach dem Code.

Die Installationen.

Bügellift

Hier bei den «Anbüglern» setzt man die Gehänge zusammen. Im Sommer sind lediglich die Masten und Seile zu sehen. Jetzt werden die Bügel und Rollen angebracht. Dafür wird die Aufrollautomatik ans Seil gehängt und mit allen Komponenten zusammengesetzt. Danach kontrolliert man den Zustand des Seils sowie die Einzugstechnik. In gleichgrossen Abständen bringt man alle Bügel und Rollen an.

Es gibt noch einiges zu tun.
Die einzelnen Teile werden zusammengesetzt.
Der Pfosten auf der Wiese gibt die Abstände zu den einzelnen Bügeln vor.

Ich verabschiede mich von der Gruppe. Die Arbeiten sind noch längst nicht abgeschlossen. Die «Anbügler» sind noch bis zum späten Nachmittag beschäftigt und die übrigen Mitglieder bringen weitere Signalisationen und die Schutzmatratzen an. Wenn der erste Schnee fällt, werden noch die Schneestangen und Pistenmarkierungen angebracht.

Zurück geht’s für mich mit der Seilbahn.

Möchtet ihr sehen, wie das Endresultat aussieht? Der Skibetrieb am Ratzi wird eröffnet, sobald es die Wetter- und Schneeverhältnisse zulassen.

Vielleicht sieht es auf dem Ratzi schon bald so winterlich aus… (© Angel Sanchez)

Infos und Tipps


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Sie liebt das Reisen, die Natur und ist fasziniert von Sprachen. Ins Schwärmen gerät die Urnerin über ihren vielseitigen Heimatkanton. Umgeben von imposanten Bergen, tiefblauen (Berg)Seen, urchigen Menschen und geschichtsträchtigen Häusern, lässt es sich hervorragend leben.

4 Gedanken zu „Ein Skigebiet macht sich Winterfit

  1. Hallo Jasmin
    Super Blog, danke für dein Interesse und Einsatz, nur so sehen viele was es alles braucht für ein Skibetrieb!
    Nochmals vielen Dank, und hoffentlich auf ein wiedersehen im Ratzi bei super Winter Wetter!
    Ps: Melde dich doch beim mir oder Diana wenn du uns Besuchen kommst!
    Gruss Müller Markus

    1. Lieber Markus
      Vielen Dank für deine Rückmeldung. Das freut mich! 🙂 Der Einblick war auch für mich sehr interessant. Gerne werde ich mich bei euch melden.
      Liebe Grüsse und bis bald

    1. Liebe Karin
      Vielen Dank für deine Nachricht. 🙂
      Ich wünsche dir und dem Team der Region Klewenalp-Vierwaldstättersee eine erfolgreiche Wintersaison.

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