Zwischen Himmel und Felsen – unterwegs auf dem Tell-Trail

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Etappe 5 des Tell-Trails – die Königsetappe! Schon viel habe ich darüber gelesen und gehört. Höchste Zeit, die Strecke von Stans nach Engelberg selbst zu entdecken: inklusive süsser Murmeltiere, brütender Sonne und Klettereinlagen, bei denen wir unsere Höhenangst neu definieren.

«Spektakuläres Bergpanorama», «abenteuerliche Gebirgsgrate», «schroffe Felsformationen» – diese Worte liest man immer wieder über den Tell-Trail. Aber wer schreibt diese blumigen Zeilen? Naja, ich.

Seit über einem Jahr schreibe ich Artikel, Werbeslogans und vieles mehr über den Tell-Trail. Ich beschreibe seine Schönheit, seine Herausforderungen und warum man ihn unbedingt mal selbst wandern sollte. Aber hier kommt der Hacken: Ich bin ihn selbst noch nie gewandert.

Aber seit über einem Jahr reizt mich diese Wanderung, und es wird höchste Zeit, dass ich endlich meine Wanderschuhe schnüre und mich selbst auf den Weg mache. Schluss mit der Theorie – jetzt wird’s praktisch.

Der Tell-Trail: Ein Überblick

Der Tell-Trail ist ein Fernwanderweg durch die Zentralschweiz. In acht Tagen zu den spektakulärsten und höchsten Gipfel der Region. Insgesamt legt man 156 Kilometer zurück, von Altdorf bis nach Sörenberg – einmal quer durch das Herz der Schweiz.

Mir hat es aber eine bestimmte Strecke angetan: Etappe 5, von Stans nach Engelberg. Diese Etappe wird als die Königsetappe des Tell-Trails bezeichnet. Zumindest, wenn man meinen eigenen Worten Glauben schenken möchte. Aber mal ehrlich, wenn ich so über eine Wanderung schreiben kann, dann muss sie doch wirklich majestätisch sein, oder?

Die mutigen Begleiter: Unsere Wandergruppe

Ich habe also meine Freunde gefragt, und siehe da – sechs mutige Seelen sind tatsächlich bereit, sich dieses Abenteuer freiwillig mit mir anzutun.

Vor uns liegen fast 29 Kilometer, 1.500 Höhenmeter und etwa 10 Stunden Wanderzeit. Um das Ganze halbwegs realistisch anzugehen, haben wir beschlossen, die Etappe auf zwei Tage aufzuteilen.

Und so schnüren wir unsere Wanderschuhe, packen die Rucksäcke und machen uns auf den Weg nach Stans. Das Abenteuer kann beginnen!

Mit der Bahn zum Gipfel: Die erste Strecke

Zuerst geht es mit der Stanserhorn-Bahn auf den Gipfel. Man könnte natürlich auch alles zu Fuss erklimmen, aber das würde uns zusätzliche vier Stunden und rund 1.500 Höhenmeter bescheren. Wir entscheiden uns also schweren Herzens für die Bahn *hust* *hust*. Natürlich nur, weil wir den «echten Wander-Helden» nicht im Weg stehen wollen!

Oben angekommen, geniessen wir zum ersten Mal das atemberaubende Panorama. Die ersten Fotos werden geschossen (schliesslich sehen wir jetzt noch am frischesten aus). Und ich bestehe auf einen kurzen Abstecher zu den Stanserhorn-Murmeli.

Bald zieht es uns aber doch weiter. Wir drehen dem Vierwaldstättersee den Rücken zu und machen uns auf den Abstieg – und der hat es in sich, denn es geht zuerst einmal steil bergab. Unsere Knie sind noch nicht wirklich aufgewärmt, aber zumindest kommen wir zügig voran.

Aufstieg und Adrenalin: Der Arvigrat

Doch wie sagt man so schön? Alles, was runtergeht, muss auch wieder rauf. Oder so ähnlich. Jedenfalls erwartet uns schon bald der Aufstieg zum Arvigrat. Auf dem steilen Weg durch den Wald schliessen wir erste Freundschaften – mit Schmetterlingen, die uns fröhlich umflattern. Kaum oben am Arvigrat angekommen, ist es Zeit für eine wohlverdiente Mittagspause.

Wer auch immer behauptet hat, dass es in den Bergen kühler ist, hat definitiv gelogen. Hier oben brutzeln wir bei ebenfalls bei rund 30 Grad im prallen Sonnenschein. Und natürlich halten die einzigen Wolken am Himmel respektvoll Abstand von uns.

Nach der Pause nehmen wir den Arvigrat in Angriff. Der Gratweg hat es wirklich in sich – auf beiden Seiten geht es steil bergab. Hier sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit nicht nur von Vorteil, sondern quasi Pflicht.

Aber hey, wer braucht schon eine entspannte Wanderung, wenn man auch das volle Adrenalinprogramm haben kann?

Die Alp Laucheren: Ein alpines Highlight

Auch wenn wir zwischendurch schon fast den Glauben verloren haben, erreichen wir schliesslich die Alp Laucheren – unser Nachtlager.

Hier haben Agnes und Melk Niederberger ihre Alp für Wanderer geöffnet. Die Alp gehört ihrer Familie seit vier Generationen, und das merkt man sofort an der herzlichen Gastfreundschaft.

So können wir auf halber Strecke der Etappe 5 übernachten. Für ein feines Znacht und Älpler Zmorge ist ebenfalls gesorgt. Das Beste daran? Zelt und Isomatten können vor Ort gemietet werden, sodass wir nicht zusätzliches Gepäck mit uns herumschleppen müssen. Einzig der Schlafsack muss selbst mitgebracht werden.

Die Zeit bis zum Abendessen vertreiben wir uns vor allem mit den zwei Katzen auf der Alp und den Murmeli, die wir beobachten können. Den Magen dann mit feinen Älplermagronen gefüllt geniessen wir den Sonnenuntergang und anschliessenden den Blick auf den wolkenlosen Sternenhimmel – inklusive Sternschnuppen.

Der Hingucker: Die Felspassage Wagenleis

Am nächsten Morgen wartet nicht nur ein köstliches Älpler Zmorge auf uns, sondern leider auch die berüchtigte Felspassage Wagenleis.

Direkt nach dem Start heisst es also: Klettern. Dank Seilen und Eisentritten überwinden wir die zackigen Felsscharten. Das ist aber definitiv nichts für weiche Knie.

Die letzte Strecke: Ab nach Engelberg

Nun wird der Weg bis nach Engelberg wieder etwas gemütlicher. Leider aber nicht kürzer. Es stehen immer noch 4 Stunden Wanderzeit auf dem Programm. Über den Bergkamm geht es ein wenig rauf, aber vor allem runter, vorbei an Ziegen, die den schattigen Wald geniessen. Wenigstens hat es auf dieser Strecke auch für uns mehr Schatten als gestern.

Trotzdem sind wir mehr als erleichtert, als wir schliesslich im Tal ankommen. Irgendwie schaffen wir es dann auch noch bis zum Bahnhof Engelberg – das Ende unserer Tour. Jetzt habe ich mir das Glace aber wirklich verdient…  

Tipps

  • Übernachten auf der Alp Laucheren ist wirklich ein echtes Highlight!
  • Genügen Wasser mitnehmen: Es gibt auf der Strecke keine Möglichkeiten, um die Flaschen auffüllen.
  • Feldstecher einpacken, um die Murmeli zu beobachten.
  • Vielleicht nicht bei 30 Grad wandern gehen…

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Ob mit dem Bike, auf den Skiern oder zu Fuss – Tamara nutzt jede Gelegenheit, um ihre Heimat Luzern auf unbekannten Routen zu entdecken. Meist mit Zelt, Schlafsack und Kamera im Gepäck macht sie sich auf Entdeckungsreise rund um den Vierwaldstättersee.

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