Einfach abgetaucht und durchgeatmet – warum sich tauchen in der Schweiz besonders lohnt

Kategorien Menschen, Natur, Nidwalden, Wassersport

40 Meter reichen uns Sporttaucher, um Alltagsstress zu vergessen. Auf einem Tauchgang im Vierwaldstättersee zeige ich dir, was ich erlebte, welche Lebewesen und Sehenswürdigkeiten sich in den Tiefen verstecken und warum sich tauchen in der Schweiz besonders lohnt.

An einem dieser schier endlosen Nachmittage, die von der Erschöpfung des Arbeitstags durchzogen waren, traf ich schliesslich an der Rütenen bei Beckenried ein. Mein Auto hatte sich in einem langen Tag der Terminhetze und endlosen Staus auf der Autobahn geschunden gefühlt. Ich schloss kurz die Augen, nachdem ich den Wagen endlich geparkt hatte, und seufzte vor mich hin. «Eigentlich will ich das nicht mehr», dachte ich. 

Rütenen, Beckenried

Mein Tauchbuddy stand bereits am Fenster und klopfte ungeduldig. «Los geht’s!», rief er, während ich mich mühsam aus dem Auto schälte und in Richtung Kofferraum schlurfte, wo meine Tauchausrüstung auf ihren Einsatz wartete. Mein Buddy plauderte drauf los, aber ich schraubte wortlos meinen Atemregler zusammen. Mit jedem Drehen des Atemreglers stieg meine Vorfreude. 

Ich schlüpfte schweigend in meinen Unterzieher und dann in meinen Trocki, den Reissverschluss sorgsam schliessend. Wortlos zogen wir unsere Tauchausrüstung an und stapften zur Einstiegsstelle, begleitet von der vertrauten Tauchfahne. 

Einstieg mit Tauchfahne 
Einstieg

Der See lag glitzernd und majestätisch da, ein paar Wolken zierten den Himmel, und die herbstlichen Bäume des Bürgenstocks spiegelten sich im ruhigen Wasser. Dieser Spätherbst war einfach zauberhaft, und die Vorfreude auf die Unterwasserwelt wuchs mit jedem Schritt. 

Das frische Zischen des Atemreglers klang wie eine Flasche Mineralwasser, die gerade geöffnet wurde, und verstärkte unsere Vorfreude. Wir glitten schwerelos in die Tiefe, unser Ziel fest im Blick – die magische Wand, die auf 18 Metern Tiefe beginnt und senkrecht in die Tiefe abfällt. Tief genug, dass nur erfahrene Technische Taucher den Grund erforschen sollten, aber für uns Sporttaucher war die Grenze bei 40 Metern unter der Wasseroberfläche ausreichend, um den Alltagsstress hinter uns zu lassen. 

abgetaucht vom Alltagsstress 

Im Rhythmus des Sees 

Das Seegras wiegte sich sanft im Rhythmus des Sees, und zwischen den Blättern versteckten sich kleinere und grössere Eglis. Die Sicht war grandios, fast zu gut für einen Tag nach dem Regen. 

Hinter dem dichten Laichkraut versteckte sich ein imposanter Hecht, der glücklicherweise die Angel eines Fischers, der etwa 30 Meter von unserem Einstieg entfernt war, nicht entdeckt hatte. Manchmal wünschte ich mir, den Fischen Tipps geben zu können, wo sie nicht knabbern sollten. Hinter einem Arm des Tausendblatts versteckte sich ein winziger Geselle, kaum sichtbar für das ungeübte Auge. 

Laichkraut

Die Wasserpestgewächse wurden kürzer und wichen der Dunkelheit in der Tiefe. Hier gab es nur noch vereinzelte Armleuchter-Algen, die sich dem abnehmenden Sonnenlicht hingaben. Vor uns ragte die Wand des Feldabrisses auf, und ich fühlte mich wie ein Astronaut auf einem neuen Planeten. 

In einer Tiefe von etwa 30 Metern wurde ich plötzlich stutzig und schaute zu meinem Buddy. Etwas Unbekanntes schlängelte sich an der Wand entlang – eine Schlange, dachte ich erschrocken. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppte sich das Tier als Aal. Aale sieht man heute leider immer seltener in unseren Gewässern. 

Eindrucksvoll und mächtig türmte sich die senkrechte Felsformation, die berühmt-berüchtigte Wand in Beckenried vor uns auf. Bald sahen wir das Signalseil, welches uns darauf hinwies, dass wir hier auf mindestens 12m auftauchen müssen, weil dort an dieser Stelle das Tauchverbot beginnt. Gemütlich begaben wir uns zum Austauchen in flachere Zonen, wo uns bald wieder die Freunde der Unterwasserwelt beäugten. Das eine Egli «frech wie Oskar», vor der Maske posierend, ein anderes schüchtern und «verschüpft», wieder andere in ganzen Schwärmen wiegend, im Rhythmus des Sees. Ab und zu wieder mal ein Genosse «Hecht» der seinen kreisenden Streifzug machte. 

Seegras
Felsformation
Taucher-Crew

Der Apresdive mit Grillbag 

Nach dem Tauchgang zogen wir unsere nassen Anzüge aus und holten das Grillbag und die gefüllte Kühltasche aus dem Kofferraum. Mein Buddy sass bereits auf der Bank und nippte an seiner Cola. 

An der Feuerstelle positionierte ich das Grillbag sorgsam und zündete die Bienenwachsgetränkte Schnur an. Mit leisem Knistern und ohne Rauch begann der Papiersack und das darin liegende Holz zu brennen. Mit zusehender Glut, in der Farbe des Abendrotes, stieg die Hitze, welche die perfekte Temperatur für unsere mitgebrachten Bratwürste aufwies. Diese liessen wir knusprig braun werden – genau perfekt zu unserem «Schtäckebrot», Senf und einem kühlen Bier. Nach dem Essen sassen wir noch schweigend da und beobachteten den Sonnenuntergang, jeder von uns versunken in Gedanken an die Wunder der Unterwasserwelt. Müde, aber glücklich, liessen wir den Tag ausklingen. 

Grillbag
Grillwürste und «Schtäckebrot»
Sonnenuntergang bei Rütenen 

Was könnte es Schöneres geben, als abzutauchen und durchzuatmen – einfach abschalten! 


Weitere Informationen & Links


Gast-Blogger: 
Team Tauchsport Nidwalden  
Text: Claudia Sabine Meier 
Fotos: Karin Baumann 

DER WEIHNACHTSBAUM DER ZWEIMAL WEIHNACHTEN

Menschen aus der Region Luzern-Vierwaldstättersee. Sie berichten über ihre persönlichen Erlebnisse, plaudern aus dem Nähkästchen und verraten unbekannte Schätze aus der Region. Ob Malerin, Grafiker oder Bauarbeiter. Sie alle verbindet die Begeisterung für ihre Region.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert