
Man sagt, Gesundheit sei unser höchstes Gut. Doch was bedeutet es eigentlich, gesund zu sein? Geht es um Konzepte, Zahlen und Werte – den perfekten Blutdruck, die richtige Ernährung, ausreichend Bewegung? Oder verbirgt sich hinter Gesundheit noch viel mehr? Die Ausstellung «Hauptsache gesund» im Stapferhaus in Lenzburg stellt genau diese Fragen und lädt dazu ein, über unser Verständnis von Gesundheit nachzudenken. Ein Besuch, der nachhallt – und der sich lohnt.
Wie geht es dir?
Eine einfache Frage, oder? Und doch, so ganz einfach ist sie nicht. Es kommt darauf an: Wer fragt? In welchem Kontext? Ist eine ehrliche Antwort erwünscht – oder wäre sie zu viel? Diese und viele andere Fragen begleiten mich auf meinem Rundgang durch die Ausstellung «Hauptsache gesund» im Stapferhaus. Und ich meine wirklich begleiten. Denn zu Beginn bekomme ich ein persönliches Journal in die Hand gedrückt – nicht nur als Souvenir, sondern als aktiven Teil der Ausstellung. Es führt durch die Räume, stellt Fragen, gibt Impulse. Ich nutze es gern und rege.
Ein Wartezimmer als Auftakt
Der erste Raum ist – wie könnte es anders sein – ein Wartezimmer. Das Setting ist perfekt: hell ausgeleuchteter Raum, klinisch sauber, das Gefühl, gleich aufgerufen zu werden. Dann beginnt der Parcours, eine multisensorische Reise durch das, was wir «Gesundheit» nennen. Gleich die ersten Infos sind spannend, und ich tauche tief ein. So tief, dass ich kaum merke, wer um mich herum ist. Die Gedanken kreisen, das Journal füllt sich, die Fragen der Ausstellung fächern sich in meinem Geiste auf. Fakten und Zahlen über den Körper, über Krankheiten, über die Grenzen zwischen gesund und krank tauchen auf. In einem abgedunkelten Raum erzählen Menschen auf Bildschirmen von ihren Beeinträchtigungen. Eigentlich sehen sie gesund aus. Doch was bedeutet das überhaupt – gesund zu sein? Wann hört Gesundheit auf, wo beginnt Krankheit? An den Wänden stehen viele Beschwerden und Krankheiten, manche mit unsäglichen Namen. Was es nicht alles gibt, was man nicht alles haben kann.




Von Heilung, Selbstfürsorge und Massagesesseln
Nach einer Fahrt mit dem Lift in den oberen Stock wird es heller, weiter. Die Welt der Heilung beginnt. Schulmedizin, Naturheilkunde, alternative Behandlungen – was wirkt, wann und für wen? Und worauf verlässt man sich? Notfallmedizin, Chroniker-Therapie, High-Tech-Genom-Editierung – die Grenzen sind fliessend, die Fragen endlos. Was wählt man wann und gegen welche Beschwerden? Vertrauen ist hier das Stichwort.



Dann geht es weiter zu Prävention, Selbstfürsorge, Bewegung, Ernährung – all das, was wir tun (oder eben nicht), um uns «gesund zu fühlen». Warum leben wir so, dass wir uns ständig reparieren und von etwas erholen müssen? Wovon genau braucht es eine Pause? Und gibt es einen Ort, an dem man sich von sich selbst erholen kann? Diese Gedanken kommen, während der Massagesessel seinen Dienst tut. Noch einmal. Und noch einmal? Nein, vielleicht doch nicht. Andere sollen ja auch mal dran sein dürfen.

Danke sagen. Digital Detox. Und dann was bleibt.
Später folgt die Gelegenheit, eine Karte zu schreiben. In der Pflege- und Fürsorge-Station liegt ein Stapel schlicht gestaltete Karten bereit. Warum sie nicht gleich nutzen? Ich schreibe meiner Mutter und meinem Freund. «Danke» – ein kleines Wort mit grosser Wirkung. Ein paar Schritte weiter lockt eine kleine «Digital Detox»-Box. Kostbare Minuten der Stille, kein Bildschirm, keine Ablenkung. Eine warme männliche Stimme, sonst nichts. Ein sanfter Reminder, dass das vielleicht öfter guttun würde. Und dann die letzte Frage: Was bleibt? Was bleibt nach Geburt, Leben und Tod? Stimmen sprechen über den ersten und letzten Atemzug. Tief ein- und ausatmen. Der Kopf lehnt sich ins weiche Kissen an der Wand. Was bleibt nach dieser Ausstellung? Ganz viel. So viel, dass es nachwirkt.


Der perfekte Abschluss: Ein Bistro mit dem besonderen Etwas
Der Kopf ist voll, der Magen leer – Zeit fürs Bistro. Kleine, raffinierte Getränke und Gerichte – gesund, aber keineswegs langweilig. Die Ingwer-Zitronenlimo überrascht mit einer angenehmen Schärfe. Und die Pastinaken-Apfel-Suppe mit einer kleinen Kapsel Salz und getrockneten Oliven? Wow. Ein sensorisches Highlight.

Fazit? Ein rundum schönes Erlebnis. Spannend, berührend, nachdenklich machend. Zwei Stunden waren nicht genug. Eine Rückkehr lohnt sich. Hauptsache gesund? Nach diesem Besuch weiss ich: Es ist komplizierter, als man denkt. Und genau das macht es so spannend.
Weitere Informationen
- Stapferhaus – Hauptsache gesund
- Weitere Erlebnisse im Seetal

Gast-Bloggerin: Diana Fry