Die Rigi – Pflanzenparadies im Tanz der Jahreszeiten

Kategorien Empfehlungen, Natur, Schwyz

Deutsche assoziieren mit der Schweiz üblicherweise Fondue, politische Neutralität, Rösti und Roger Federer. Vielleicht noch den berühmten Schweizer Kräuterzucker, der laut Werbung von Natur aus wirksam ist. Und tatsächlich ist die schweizerische Pflanzen- und Kräuterwelt reich und vielfältig, wie man am Beispiel der Rigi sehen kann. Obwohl es draussen bitterkalt ist, entführe ich euch heute in den Sommer.

Und auf einmal ist es Winter. Mitten im August und auf 1.750 m Meereshöhe. Drei Grad sind es an der Zahnradbahnstation Rigi-Kulm nur noch. Unten in Vitznau am Vierwaldstättersee, wo die Fähre aus Luzern anlegt, waren es eine halbe Stunde vorher noch 25 Grad. Ich ziehe den Reissverschluss der Fleecejacke zu, während kalte Nebelschwaden mich umwallen und verlasse die am zweithöchsten gelegene Haltestelle der Vitznau-Rigi-Bahn.

Blick auf Küssnacht

Mein Gastgeber wohnt seit ein paar Jahren in Luzern und pflegt immer noch den breiten Dialekt seiner Berliner Heimat, der nur bedingt in die alpine Umgebung passt. Nach drei Fussminuten zerrt er mich in den Kessiboden, die erste Almhütte auf dem Weg nach unten: Schnaps zum Aufwärmen! Der Obstler als Frostschutzmittel hilft, energisch schreiten wir anschliessend weiter bergab und nicht nur dank des Feuerwassers wird es langsam wärmer. Der Hochnebel zieht sich zurück und gibt erst den Blick auf den Zugersee frei, dann auf den nördlichsten Arm des Vierwaldstättersees mit Küssnacht, wobei ich sofort an die hohle Gasse auf dem Weg nach Küssnacht und an Wilhelm Tell denke, der nach Friedrich Schiller dort auf Gessler gewartet hat.

Panorama von Rigi-Freibergen über den Vierwaldstättersee in Richtung Luzern und Pilatus.

Am Mittag wird es heiss

Die Rigi ist ein Berg der Extreme. Nicht wegen der Höhe, bei 1.798 m hört das Massiv auf, sondern weil sie so vielseitig ist. Die exponierte Lage macht die Rigi schutzlos vor Kalt- und Warmfronten und zum Mittag wird es auf halber Höhe richtig heiss, weshalb wir uns auch mit Sonnencreme schützten. Nach dem frühlingshaften Morgen in Luzern, dem Winter auf der Rigi ist nun der Sommer zurück (am Spätnachmittag auf der Fähre gegen die Ufschötti, dem Luzerner Park am Hafen, wird auch noch der Herbst Einzug halten). Hier, auf der Rigi-Südseite, gedeihen Kräuter und Pflanzen der Südalpen, geschützt vor dem kalten Nordwind, der noch am Vormittag Kälte gebracht hat.

Die Südhänge der Rigi. Insgesamt gedeihen 900 Arten von Blütenpflanzen und Kräutern sowie 400 Flechten und Moose auf dem Berg.

Auf den manchmal sanften, manchmal steilen Hängen wird mit klar, dass dieser Berg einzigartig ist. An einem einzigen Tag kann man hier alle Jahreszeiten im Schnelldurchgang erleben und dieses Phänomen schlägt auch unmittelbar auf die Flora der Rigi durch.

Die Reichhaltigkeit Alpiner Pflanzen zeigt sich auf der Rigi

Die Rigi ist ein Paradebeispiel dafür, wie vielfältig die alpine Pflanzenwelt sein kann. Natürlich wusste ich vorher, dass die Menschen in den Bergen von der Natur und mit der Natur im Einklang leben und dass die einheimischen Kräuter in den Alpen seit jeher genutzt werden. Hier aber, im Grenzgebiet der Kantone Schwyz und Luzern, verstehe ich erst, warum die Menschen in der Schweiz von ihren Naturprodukten so angetan sind und weswegen diese auch bei der Verarbeitung eine grosse Rolle spielen. Es ist nicht nur die blosse Vielfalt, es liegt auch an der Qualität der wild wachsenden Ingredienzien, aus denen zum Beispiel Lebensmittel und Pflegeprodukte gewonnen werden.

Von der Bergkapelle Rigi-Kulm hat man einen fantastischen Blick in Richtung Hochalpen.

37 Orchideenarten im Gebiet der Rigi

Erst nach meinem Ausflug auf die Rigi recherchiere ich, wie die Flora auf dem Berg und in seiner Umgebung beschaffen ist. Allein um die 900 Arten von Blütenpflanzen gedeihen hier, dazu etwa 100 Moosarten und 300 Flechten. Besonders beeindruckt bin ich von der Vielfalt der Orchideen, von denen hier sage und schreibe 37 verschiedene Arten wachsen, darunter auch einige extrem seltene. Mir kommt es deswegen mehr als angemessen vor, dass grosse Landstriche sowohl auf Schwyzer als auch auf Luzerner Gemarkung an der Rigi zu Pflanzenschutzgebieten deklariert worden sind.

Nach und von Vitznau gehen die Fähren der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees

Auf dem letzten Abschnitt zurück in Richtung des schönen Vitznauer Bootshafens gibt die Spätsommersonne noch einmal alles. Vergessen ist die winterliche Kälte des Vormittags, doch kaum auf der Fähre angekommen, zieht sich der Himmel wieder zu und der kühle Fahrtwind trägt schon mehr als einen Hauch Herbst in sich. Mein wehmütiger Blick zurück zur Rigi sagt mir, dass ich auf jeden Fall wiederkehren werde.


Tagesausflug Luzern-Rigi-Vitznau-Luzern

  • Abstieg Rigi Kulm nach Vitznau ca. 3 Stunden reine Gehzeit
  • der Höhenunterschied beträgt dabei etwa 1.300 Meter
  • Einkehrmöglichkeiten befinden sich auf der ersten Hälfte der Strecke
  • wer nicht den gesamten Abstieg machen möchte, nimmt ab Romiti Felsentor die Zahnradahn
  • alternativer Abstieg nach Weggis möglich (Fähranbindung nach Luzern)

Um die Tickets für die Fähre und die Vitznau-Rigi-Zahnradbahn nicht immer gesondert kaufen zu müssen, kannst du vorab ein Onlineticket auf der Website des Vierwaldstättersees kaufen. Darin ist sogar noch eine Talfahrt mit der Luftseilbahn von Rigi-Kaltbad bis Weggis enthalten. Am Fährhafen in Weggis findest du dann auch wieder zahlreiche Möglichkeiten zur Einkehr.



Infos und Tipps


Menschen aus der Region Luzern-Vierwaldstättersee. Sie berichten über ihre persönlichen Erlebnisse, plaudern aus dem Nähkästchen und verraten unbekannte Schätze aus der Region. Ob Malerin, Grafiker oder Bauarbeiter. Sie alle verbindet die Begeisterung für ihre Region.

3 Gedanken zu „Die Rigi – Pflanzenparadies im Tanz der Jahreszeiten

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