Abenteuer-(Un-)Lust im winterlichen Obwalden

Kategorien Natur, Obwalden, Wandern

In der Vorweihnachtszeit verbringen wir, eine elfköpfige Gruppe von Menschen, die den Grossteil des Jahres in der Stadt verleben, jeweils ein paar Tage im Kanton Obwalden. Einerseits schätzen wir den Kontrast zum Alltag: Ruhe, sehenswerte Perspektiven, klare Luft. Andererseits ist es hier nicht so überlaufen wie in anderen Ferienregionen. Und: Die kurze Anreise ist nicht nur für unsere Freunde mit Kindern ein Plus. Bei unserem Verständnis von «Abenteuer» sind wir dann aber doch sehr verschieden.

Als Unterkunft hat sich für uns das Berggasthaus Tannalp auf Melchsee-Frutt allerbestens bewährt. Die Mischung aus Doppel- und Mehrbettzimmern ist ideal für unsere familiären, bzw. nicht-familiären Verhältnisse. Wir treffen hier preiswerte und einfach (aber zweckmässig) eingerichtete Zimmer an. Auch eine Sonnenterrasse, die ihrer Bezeichnung, dank über sechs Stunden Sonnenscheindauer (oder «wärmender Energie», wie Sandra es ausdrückt), bereits im Dezember vollauf gerecht wird.

Tannalp mit Berggasthaus Tannalp

Verschiedene Interpretationen von «Abenteuer»

Die Tage hier beginnen am Frühstücksbuffet, dessen Höhepunkte die Produkte der nahe gelegenen Alpkäserei sind. Kein Geheimnis ist, dass manche von uns die nähere Umgebung, unseres in einer geschützten Mulde liegenden Gasthauses, kaum je verlassen. Abends hört man von ihnen dann gerne, welches Buch sie heute zu Ende gelesen oder begonnen haben.

Als Gelegenheitsleser gehöre ich zu den anderen, den Aktiven, wie ich gerne betone. Nun hat sich letztes Jahr allerdings offenbart, dass wir Aktiven uns in zwei Gruppen von sehr unterschiedlicher Abenteuerlust unterteilen. Das kam so: Martina hatte Einheimische über eine Waldschlucht reden gehört, in der ein aussergewöhnliches, natürliches Phänomen zu beobachten sei, wenn man denn den Mut aufbringe, dahin vorzudringen. Zu sehen gäbe es eine riesige Eisskulpturen-Landschaft, geschaffen allein von der Natur. Mut sei erforderlich, weil das Naturschauspiel verschiedene Gefahren mit sich bringe — von abbrechenden Eiszapfen bis zu rutschendem Schnee; ich glaube, auch das Wort Lawine ist gefallen.

Die Melchaaschlucht

Sonnige Winterwanderwege vs. abbrechende Eisszapfen

Schnell stand für mich fest: Ich halte mich mit den meisten meiner Freunde (und allen Kindern) an die bewährten sonnigen Winterwanderwege auf Melchsee-Frutt. Weitgehend flach und bestens präpariert führen sie, vorbei an malerischen Kapellen und am gefrorenen Melchsee zum gemütlichen Frutt-Dörfli. Für die ganze Strecke brauchen wir rund 2 ½ Stunden; Gefahren gibt es keine. Genau mein Ding.

Martina allerdings liess sich nicht beirren. Ihr angeschlossen haben sich Kathrin und Christoph. Während wir oben auf der Frutt die Sonne genossen haben, haben die drei sich unten im Tal tatsächlich ins enge, schattige Melchaatobel begeben, wo das Wasser die eng stehenden Felswände und den Flusslauf mit Unterstützung von zweistelligen Minusgraden in eine silbrig-graue, mal blau, mal weiss schimmernde, hier gezackte und zerfurchte, da glatte und blanke Eislandschaft verwandelt hat. Unglaublich schön, wie die mitgebrachten Fotos zeigen, auch wenn das Naturspektakel darauf wohl nur in Ansätzen rübergebracht wird. Gefährlich, so berichten die Abenteurer am Abend, sei es nicht gewesen. Zwar seien hie und da Eisstücke abgebrochen, meist aber in sicherer Distanz. Zudem hätten sie ja sicherheitshalber ihre Skihelme aufgehabt, versichert Martina.

Eisskulpturen-Landschaft Melchaatobel

Und ich habe mir (im Stillen) überlegt, ob «mutiger sein» vielleicht ein Neujahres-Vorsatz für mich sein könnte.

HINWEIS: Begehung der Melchaaschlucht erfolgt auf eigene Gefahr. In der Melchaaschlucht herrscht ein Fahrverbot. Parkplätze sind beim Restaurant Zollhaus vorhanden.

Gast-Bloggerin: Patrizia E., 32 Jahre, aus Zürich


Infos und Tipps


Menschen aus der Region Luzern-Vierwaldstättersee. Sie berichten über ihre persönlichen Erlebnisse, plaudern aus dem Nähkästchen und verraten unbekannte Schätze aus der Region. Ob Malerin, Grafiker oder Bauarbeiter. Sie alle verbindet die Begeisterung für ihre Region.

1 Gedanke zu „Abenteuer-(Un-)Lust im winterlichen Obwalden

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