St. Niklaus Einzug Kägiswil

Kategorien Kultur, Obwalden, Veranstaltung

In den Läden werden schon fleissig Weihnachtsartikel verkauft, die Tage werden kürzer und in meinem Auto trällern bereits die Weihnachtslieder. Ganz klar – nicht jedermanns Sache. Aber Weihnachten ist für mich «nur» der Höhepunkt zweier Monate voller Highlights. Immerhin fällt bald der erste Schnee, man kann durch viele tolle Weihnachtsmärkte schlendern und die Samiglaiseinzüge in den Gemeinden finden statt.

Als ich vor vielen Jahren mit meiner Familie nach Obwalden zog, kannte ich die Tradition der Samiglaiseinzüge nicht. Also besuchte ich alle Einzüge, um mich mit der heimischen Tradition vertraut zu machen. Ein Einzug blieb mir dabei speziell in Erinnerung – der St. Niklaus Einzug in Kägiswil.

Der kleine Ortsteil der Gemeinde Sarnen, mit etwas mehr als 1’200 Einwohnern feiert den Einzug seit 1954 mit über 1’000 Mitwirkenden.

Im Mittelpunkt des Einzugs steht selbstverständlich der Samiglais. Unter einer «Krone», einem eigentlichen Baldachin, zieht er an der Seite von Engeln in Obwalden ein.

Begleitet wird der Samiglais von unzähligen, schon von Weitem hörbaren Trinklern aus der ganzen Zentralschweiz. Jeder Trinkler trägt eine, manchmal auch zwei Trinkeln (Glocken) und schwingt diese im Rhythmus der ganzen Trinklergruppe. Durch die Geräuschkulisse entsteht eine eindrucksvolle Atmosphäre.

Neben den Trinklergruppen laufen auch Fackelträger*innen am Umzug mit. Zu sehen sind diese an der Spitze oder an der Seite der Trinklergruppe.

Für den Umzug werden die Strassenlaternen abgeschaltet. Trotzdem steht man nicht im Dunkeln da, denn Licht spenden die zahlreichen Infuln, die im Obwaldner Dialekt «Iiffälä» genannt werden.

Sehr beeindruckt hat mich, dass je nach Grösse einer Inful zwischen Ideenskizze bis zur Fertigstellung 600 bis 800 Arbeitsstunden vergehen. Die Personen, welche eine Inful tragen dürfen, werden vom St. Niklaus–Komitee Kägiswil persönlich ausgesucht.

Wer sich jetzt fragt, was Infuln sind – weiss genau gleich viel wie ich bei meinem ersten St. Niklaus Einzug. Die Infuln sind prächtig beleuchtete Kopfbedeckungen mit bunten, meist kirchlichen, Mustern. Laut Tamara Feierabend, Präsidentin des Komitees, sind rund 70 Infuln in dessen Besitz. Übrigens, die Tätigkeit im Vorstand ist in Tamaras Familie eine langjährige Tradition. Seit der Gründung des Komitees gab es kein Jahr, indem kein Familienmitglied im Vorstand vertreten war – man beachte, der erste Einzug fand 1954 statt! Sehr beeindruckend, nicht wahr?

Ein weiteres persönliches Highlight ist für mich die am Einzug mitwirkenden Kinder. Nach dem Motto «früh übt sich» nehmen auch Kägiswiler Schulklassen mit kleinen selbstgebastelten Infuln am Einzug teil. Ein bisschen eifersüchtig bin ich jedes Jahr, als Kind den Samiglais zu begleiten, hätte ich mir auch gewünscht 🙂

Wer noch nie am St. Niklaus Einzug Kägiswil dabei war, sollte dies am Samstag, 26. November 2022 dringend nachholen (und natürlich wer schon war, kommt sowieso immer wieder). Kleine Randnotiz – das Datum des Einzugs richtet sich immer nach dem ersten Advent, er findet nämlich immer am letzten Samstag vor dem ersten Advent statt.

Lassen Sie sich von den Infuln, Trinklern, Fackelträger*innen und dem Samiglais inklusive seiner Engel in vorweihnachtliche Stimmung entführen. Ich bin sicher nach dem ersten Besuch, können Sie sich dem Bann des Kägiswiler St. Niklaus Einzug nicht mehr entziehen.


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Gast-Bloggerin: Lisa Wechlin

Im Sommer geniesst sie es auf einem der zahlreichen Seen in Obwalden zu segeln, im Winter ist sie auf den heimischen Skipisten anzutreffen. Seit ihrem 7. Lebensjahr lebt Lisa in Obwalden. Den Kanton mit seinen vielfältigen Prägungen wieder zu verlassen ist keine Option. In den vielen Jahren in Obwalden durfte sie schon viele Geheimtipps und magische Orte entdecken und freut sich darauf noch viele weitere aufzuspüren.

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Menschen aus der Region Luzern-Vierwaldstättersee. Sie berichten über ihre persönlichen Erlebnisse, plaudern aus dem Nähkästchen und verraten unbekannte Schätze aus der Region. Ob Malerin, Grafiker oder Bauarbeiter. Sie alle verbindet die Begeisterung für ihre Region.

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