Felsenwelt im Gletschergarten ermöglicht Reise durch Raum, Gestein und Zeit

Kategorien Kultur, Luzern, Museum / Ausstellung, Natur, Regionen

Meer, Sandstrand und Palmen in Luzern? Echt jetzt?! In der neuen Felsenwelt im Gletschergarten hat man nun die Möglichkeit, diese maritime Vergangenheit Luzerns kennenzulernen. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Begleite mich auf eine Führung durch den neuen, unterirdischen Gesteins-Tunnel.

Gemeinsam mit einigen Kolleginnen und Kollegen von Luzern Tourismus darf ich heute einer Führung durch die neue Felsenwelt im Gletschergarten beiwohnen. So stehen wir nun vor dem Haupteingang des beliebten Museums und betrachten das imposante Löwendenkmal. «Schonmal die Felswand um das Denkmal herum betrachtet?», fragt uns Andreas Burri, der Direktor des Gletschergartens, und erklärt: «Für uns ist die Felswand aus Sandstein viel interessanter, denn sie erzählt gut erkennbar die Bodengeschichte Luzerns».

Das Löwendenkmal in herbstlicher Szenerie, denn die Herbstanemonen blühen.

Hier an der Stelle der Parkanlage lag früher ein Steinbruch, aus dessen Materialien sogar Teile der Hofkirche gebaut wurden. Sehr gut erkennbar sind die schrägen Schichten, die auf markante Art und Weise auf die Entstehung des Felsens hindeuten. Und genau dieses Merkmal war für den Bau der Felsenwelt von grosser Bedeutung. Bereits eine Idee, wie sich dies zeigt? Die Auflösung folgt weiter unten.

Die schrägen Schichten sind gut zu erkennen.

Sandstrand und Eislandschaft – zwei Gegensätze an einem Ort

Nach dieser ersten Begrüssung und den vielen interessanten Fakten startet die eigentliche Tour. Gemeinsam betreten wir den Gletschergarten und stehen sogleich den eindrücklichen Gletschertöpfen gegenüber. Sie sind nicht nur Zeugen der Eiszeit, die vor 20’000 Jahren die gesamte Region unter einer Eisschicht begrub. Die versteinerten Muscheln und Palmblätter deuten ausserdem darauf hin, dass Luzern vor knapp 20 Millionen Jahren wohl ein subtropisches Meeresparadies gewesen sein musste. Es beeindruckt mich, welche Gegensätze die Zeit zustande bringen kann.

Die Gletschertöpfe sind Zeugen einer bewegten Vergangenheit.

Familie Amrein formte Gletschergarten-Museum mit

Wir stehen vor dem Schweizerhaus unter dem Ginkgo-Baum. Das farbenfrohe Gebäude wurde im «Laubsägelistil» erbaut, erklärt uns Andreas Burri. Das einstige Wohnhaus der Familie Amrein war stets vollgepackt mit Kuriositäten und Sammlerstücken – und wurde deshalb bereits früh zum Museum umfunktioniert.

Das Schweizerhaus wurde vom Wohnhaus zum Museum umfunktioniert.
Die Hausherrin begrüsst die Museumsbesucher am Eingang.

Schräg gegenüber des Museums befindet sich der Eingang zum allseits beliebten Spiegellabyrinth. Wir haben es der Hausherrin Frau Marie Amrein-Troller zu verdanken, dass wir uns von der beeindruckenden Anlage verzaubern können. Nach dem Tod ihres Mannes habe sich Marie Amrein-Troller um den Ausbau des Gletschergartens gekümmert und auf die Integration des Labyrinthes bestanden. Auch Andreas Burri sagt stolz: «Der Gletschergarten wäre nicht der Gletschergarten, ohne unser Spiegellabyrinth Alhambra

Tipp: Im Gletschergarten gibt es übrigens die besten Hot-Dogs der ganzen Stadt Luzern. Lies in Janas Blogbeitrag mehr darüber und erfahre, wo du die feinen Köstlichkeiten erwerben kannst.

Ab durch Raum und Zeit

Endlich dürfen wir eintreten in die dunkle Atmosphäre der Felsenwelt. Im Gänsemarsch folgen wir Andreas Burri in den Tunnel hinein.

Gletschergarten-Direktor Andreas Burri führt uns hinein in die Felsenwelt.

Und hier zeigt sich uns nun endlich, wie die schrägen Schichten der Felswand beim Löwendenkmal innerhalb der neuen Felsenwelt eingebunden wurden. Die Wände des Tunnels sind schräg gebaut worden. Sie stehen parallel zu den Gesteinsschichten und der Gesteinskluft. «Der gesamte Bau ist ein Kunstwerk», betont Burri und zollt den Handwerkerinnen und Handwerkern, die am Bau der Betonverkleidung beteiligt waren, Respekt.

Tiere dank Lichtershow zum Leben erweckt

Im Innern der Felsenwelt begegnet uns eine Lichtershow, die uns sofort in ihren Bann zieht. Feine Linien tanzen an den nakten Wänden des Gesteins und zeigen, welche Tiere und Organismen über die Jahre hier in Luzern gelebt haben. Wie zum Leben erwachte Höhlenmalereien ziehen Mammuts, Pinguine, Wölfe oder auch Quallen an uns vorbei. Die hallenden Klänge und das stete Tropfen des feuchten Gesteins versetzt uns in eine andere Welt.

Bewegte Höhlenmalereien zieren die Wände.

Sonderbare Fossilien aus der heutigen Zeit

Zuhinterst im Tunnelgewölbe angekommen, führt der Weg an einem eindrücklichen Felsensee vorbei und über ein Treppenhaus in die Höhe. Burri betont: «Dass der Bau dieser Treppe inmitten der Schrägwand gelungen ist, ist eine Kunst für sich». Unterwegs treffen wir auf verschiedene Gegenstände, die wie Fossilien in die Betonoberfläche eingearbeitet wurden. Wachsame Augen entdecken allerlei Sonderbares, wie beispielsweise eine Handorgel, Gummistiefel oder sogar eine Hygienemaske – ein «Relikt» aus Zeiten von Covid-19.

Wie alt diese Fossilien wohl sind? 😉

Das klingende und lebendige Treppenhaus der Felsenwelt

Bei unserem weiteren Anstieg passieren wir das sogenannte Kosmophon. Andreas Burri fordert uns auf, eine Botschaft im Gerät zu hinterlassen, dann würden wir sie weiter oben im Treppenhaus wieder hören. «Jede Botschaft, die wir ins Universum hinausschicken, überlebt uns», klärt uns Burri über die philosophische Idee des Kosmophons auf.

Das schräge Treppenhaus führt uns in die Höhe.

Je mehr Stufen wir erklimmen, desto heller wird es im gesamten Treppenhaus. An den Seitenwänden der Felsenwelt befinden sich nun Öffnungen, durch welche das Tageslicht eindringt. Von hier aus kann man in eine Art Galerie hineinblicken und die rauen Gesteinswände erkennen. «Die Wände werden sich im Laufe der Zeit organisch entwickeln», so Burri. «Dann gibt es hier im Gletschergarten die ‘hängenden Gärten von Luzern’».

Ein Blick in die Gallerie zeigt bereits die ersten, von Moos bewachsenen Stellen im Gestein.

Ein Ur-Baum in Luzern

Nach den letzten paar Stufen verlassen wir die Felsenwelt und finden uns in der schönen Sommerau, die Parkanlage im Gletschergarten, wieder. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick auf die Dächer der Stadt und den Pilatus. Die Sitzbänke und Gehwege in der Anlage sind aus dem Ausbruchmaterial der Felsenwelt angefertigt worden», klärt uns Andreas Burri auf. In der Mitte des Parks steht der Urweltmammutbaum – ein lebendes Fossil, der nirgends besser passen würde, als hier im Gletschergarten.

Im Gletschergarten Luzern steht der älteste hölzerne Aussichtsturm der Schweiz.
Der Urmammutbaum ist noch klein, soll jedoch bis zu 40-60 Meter hoch werden.

Unsere Privatführung endet hier und wir bedanken uns bei Andreas Burri für die spannenden Einblicke in die Konzeption der neuen Felsenwelt. Wir konnten gut spüren, mit wie viel Leidenschaft die Verantwortlichen diese neue Anlage aufgebaut haben. Und das Ergebnis lässt sich eindeutig sehen. Den «Sandstrand von Luzern» werde ich ganz sicher wieder einmal besuchen.

Ein letzter Blick über die Dächer der Stadt.

Links und Tipps


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