Unterwegs von Beiz zu Beiz – in Buochs

Kategorien Kulinarik, Menschen, Nidwalden

Wenn ich «Beizentour» höre, denke ich unweigerlich an meine Studentenzeit in Freiburg im Üechtland zurück, als wir als junge Studenten regelmässige durch die Stadt zogen von einer Beiz zur anderen. Von daher war ich gespannt, was mich bei der Beizentour vom lokalen Tourismus in Buochs erwarten würde.

Kurz nach einem abendlichen Gewitter mache ich mich auf den Weg zum Seeplatz in Buochs. Dort angekommen scheint bereits wieder die Sonne zwischen Wolken hindurch. Der heutige Beizentour-Führer begrüsst uns mit einem herzlichen «Griäzi». Er, der Post-Sepp, ist ein Ur-Buochser und Post-Sepp sagt man ihm, weil er 30 Jahre als Posthalter in Buochs arbeitete. Zudem war er im Gemeinderat und über 35 Jahre im Vorstand des lokalen Tourismusvereins. Ich könnte mir also keinen kompetenteren Beizenführer vorstellen.

Post-Sepp führt die Truppe mit spannenden Fakten an

Nach seiner Vorstellung und geschichtlichen Hintergrundinformationen zu diesem wichtigen Platz in Buochs (Seeplatz), geht es ins erste Restaurant «Dr Italiener». Somit ist auch klar, was uns hier erwarten könnte, aber eigentlich heisst das Haus ja Rigiblick und ist ein wunderschönes Haus im Jugendstil. Leider, erzählt uns Post-Sepp, wurde das Haus erst am Ende der Belle Époque gebaut und diente im ersten Weltkrieg als Unterkunft für die Internisten (Fachärzte für innere Krankheiten). Aber nicht nur der Start des Hauses war harzig. Auf eindrückliche Art bringt uns Sepp die meist unglückliche Geschichte näher. Der aktuelle Besitzer, Osvaldo Vitale, zur Abwechslung mal wieder ein erfolgreicher Wirt, begrüsst uns mit einem Apérol und Bruschetta. In der gemütlichen Runde lernen sich die Teilnehmenden kennen und es verspricht ein spannender Abend zu werden.

«Der Italiener» im Hotel Rigiblick am See

Flanieren über die Seemeile

Schon bald mahnt uns Sepp, dass wir weitermüssen. Wir flanieren über den Quai, welcher ein Teil der Seemeile Buochs-Ennetbürgen ist. Diesen Quai kenne ich bestens, dachte ich. Aber Sepp weiss noch vieles mehr und man kommt nur langsam voran. Trotzdem schaffen wir es zu unserem nächsten kulinarischen Halt, dem Seebeizli. Die Kult-Beizerin aus Buochs «s’Hirsche-Romy» erwartet uns mit der Vorspeise: rassig gewürztem Käsekuchen und selbstgemachten Frühlingsrollen. Natürlich gibt es auch einen feinen Johannisberger dazu. Gewisse Parallelen zu den Beizentouren meiner Studienzeit kann ich doch ausmachen. Beim Seebeizli weiss Post-Sepp zu erzählen, dass es hier nur dank dem lokalen Tourismus ein Sommer-Beizli gibt. Die Aussicht auf das Bergpanorama ist fantastisch und mindestens ein Feierabendbier wert.

Der Hauptgang erwartet uns noch, obwohl ich jetzt schon genügend zu essen bekommen habe. Höchste Zeit wieder ein paar Schritte über die Seemeile zu machen und den Geschichten von unserem unermüdlichen Führer zu folgen. Schon bald erreichen wir das Chalet Seefeld. Tönt so gar nicht nach einem Vereinslokal eines Fussballclubs und abgesehen vom Fussballfeld und den Pokalen an der Wand, könnte es auch einfach eine gemütliche Beiz sein. Für dieses Ambiente sorgt Joel Odermatt, ein Jungwirt mit guten Ideen und regionalen oder teilweise sogar selbst hergestellten Produkten. Er serviert uns ein feines Nidwaldner Kalb-Geschnetzeltes mit Äpfeln, Nüssen und Kräuterschnaps. Und wie zu erwarten war, gibt es einen feinen Rotwein dazu.

Leonardo macht den Abschluss

Wie sagt man so schön auf einer Beizentour: Einer geht noch! So machen wir uns auf den Weg zurück ins Dorf und landen bei Leonardo’s Piccadilly. Leonardo ist erst seit kurzem der Wirt des Picadilly’s und kaum angefangen musste er wieder schliessen aufgrund des Lockdowns. Nun startet der fröhliche Gastwirt zum zweiten Mal und serviert uns als Dessert einen Beerenschmaus. Beeren sind nicht gerade meine bevorzugte Dessert-Variante, aber so wie das Leonardo hingezaubert hat, schmeckt es herrlich. Selbstverständlich weiss Post-Sepp auch über das Piccadilly so einiges zu erzählen. Wir geniessen den Abschluss, bleiben noch etwas sitzen und vertiefen die Gespräche. Spätabends auf dem Heimweg, hoch beschwingt bemerke ich, so viel anders als in Freiburg war es nicht, einfach dass ich noch ganz viel Neues über mein Dorf gelernt habe.

Links: Beerenschmaus im Piccadilly
Rechts: Post-Sepp (links) mit Gast-Blogger Reto Wyss

Beizentour auch als exklusiver Event buchbar

Die Beizentouren in Buochs gibt es übrigens nicht nur einmal pro Jahreszeit. Man kann diese auch für Firmen-, Vereins- und Familienanlässe buchen. Dabei können nicht nur die Wirte respektive Restaurants ausgesucht, sondern auch Speisen und Getränke individuell zusammengestellt werden.
Zu den Daten

Gast-Blogger: Reto ist seit seiner Jugendzeit leidenschaftlicher Kanufahrer und hat im Verlauf der Jahre verschiedene Ausbildungen im Bereich Kanu-Guide und Tourismus absolviert. Jährlich verbringt er zahlreiche Stunden auf den Gewässern der Region, welche ihn immer wieder aufs Neue faszinieren.


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alle Fotos stammen von © Robin Gilli

Menschen aus der Region Luzern-Vierwaldstättersee. Sie berichten über ihre persönlichen Erlebnisse, plaudern aus dem Nähkästchen und verraten unbekannte Schätze aus der Region. Ob Malerin, Grafiker oder Bauarbeiter. Sie alle verbindet die Begeisterung für ihre Region.

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