Im Wauwilermoos auf Augenhöhe wandern

Kategorien Natur, Wandern, Willisau

Es müssen nicht immer die hohen Berge sein. Über Stock und Stein wandernd, den Blick stetig auf die Schuhspitzen und den schmalen Pfad geheftet. Eine oder zwei Etagen tiefer, auf einfachen Wegen und in Naturlehrgebieten kann man in der Region Willisau so richtig in die Natur eintauchen.

Denke ich an die Wanderregion Willisau, denke ich an das Napfgebiet. Eine Etage tiefer im Vergleich zu den Voralpen. Eine sichere Wahl und immer wieder schön, die panoramareichen Ausflugsziele von Menzberg über den Napf und entlang der Kantonsgrenze bis zum Ahorn. Die Kehrseite: Man ist selten alleine da.

Neue Wanderkarte als Inspiration

Alternativen finden sich in der neuen Wanderkarte von Willisau Tourismus. Auch zwei Etagen tiefer, im flacheren Norden der Region soll demnach Wandern abwechslungs- und aussichtsreich sein. Eher skeptisch überlege ich noch, ob ich überhaupt «richtige» Wanderschuhe anziehen soll für die Rundtour von Ettiswil ins Wauwilermoos. Meine Entscheidung beschert mir Blasen und die späte Erkenntnis: Wandern macht in jedem Fall mehr Spass mit passender Ausrüstung.

Los gehts

Am Ausgangspunkt in Ettiswil lacht die Sonne, als ich das Dorf Richtung Brestenegg verlasse. Kaum gestartet, bleibe ich stehen. Am Wegesrand entdecke ich eine biodiverse Wiese, die mit bunten Blumen und verschiedenen Gräsern Insekten anlockt. Das fröhliche Treiben fasziniert mich. Sowieso ist heute mein Blick auf die Details gerichtet, gerne auch mal gebückt oder kniend, um kleinere Lebewesen auf Augenhöhe zu betrachten.

Biodiverse Wiese bei der Brestenegg
Kapelle vor dem Wasserschloss Wyher in der Morgensonne

Entdecken und Staunen im Naturlehrgebiet Buchwald

Via Schloss Wyher. Aus der ehemaligen Kiesgrube ist eine kleine Oase entstanden. Auf den ersten Blick erkenne ich, dass sich hier eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt wohlfühlt. Entlang verschlungener Wege und Stegen gedeihen so viele unterschiedliche Arten, dass ich weder versuche sie zu zählen, noch mir die angeschriebenen Namen zu merken. «Es geht nicht darum, zu lernen wie alle Pflanzen, Insekten oder Vögel heissen, sondern einfach zu beobachten, was sie tun», sagt Cäcilia Bussmann. Sie leitet aktuell das Naturlehrgebiet mit dem Ziel, die Besucher*innen zu sensibilisieren für das Leben mit der Natur.

Das Wasserschloss Wyher

Brunnen im Naturlehrgebiet Buchwald

Von einem lauschigen, leicht erhöhten Picknickplatz aus beobachte ich eine Familie. Auf einem Holzsteg haltet sie konzentriert Ausschau nach etwas, was mir aus der Ferne entgeht. Genau hinschauen ist die Devise. Verschiedene Informations- und Erlebnisposten helfen dabei, sei es zum Stillen der Neugier oder zur Motivation der Kinder. Solche privaten Rundgänge sind jederzeit kostenlos möglich (Gruppen bitte voranmelden).

Familie wandert auf Holzsteg im Naturlehrgebiet Buchwald

Natürliche Erdrutsche

Im Gespräch mit Cäcilia tauche ich sofort in ‘ihre Welt’ ein, die ja eigentlich unser aller ist. Ich spüre ihre Leidenschaft für den Ort, welchen sie seit ihrem Praktikum mitgestaltet. Denn der Naturschutz erfordert viel Pflege und eben auch menschliche Eingriffe. «Jedes Jahr stören wir die Ruderalflächen [Anm.d.R.: natürliche Rohböden] und alle fünf Jahre simulieren wir einen natürlichen Erdrutsch. Damit bringen wir Bewegung in den Boden. Sonst würde alles überwuchern, zu viele Nährstoffe ins System gelangen und beispielsweise eine karge Umgebung für Primärkulturen verschwinden lassen», erklärt die ausgebildete Naturpädagogin.

Cäcilia Bussmann zeigt mir in einem Teich des Naturlehrgebietes Buchwald die Wasserminze. Ihr Aroma ist sehr intensiv

Auf dem Weg zum Wildbienenpfad gehen wir am 50-jährigen Turm vorbei, dessen Ersatzneubau nächstes Jahr ansteht. Darin sollen ein Naturlabor und zeitgemässe Ausstellungsräume entstehen, um die rund 200 Schulklassen und öffentlichen Führungen ganzjährig zu empfangen. Finanziert durch Stiftungen und Gönner, soll der ursprüngliche Charme erhalten bleiben. Kaum bin ich in das Naturlehrgebiet eingetaucht, ist mehr als eine Stunde verflogen. Ich könnte locker noch länger verweilen.

Um die verschiedenen Frösche zu entdecken, muss man genau hinschauen
Barfussweg im Naturlehrgebiet Buchwald

Die Sache mit dem Belag auf den Luzerner Wanderwegen

Mein Weg führt nun durch den Wald hoch auf den Hinterberg und wieder runter nach Kottwil. Der schönste Abschnitt, in Begleitung singender Vögel und einer leichten Brise. Es braucht nur wenige Höhenmeter, um einen prächtigen Blick über das Wauwilermoos zu erhaschen. Unten in der Ebene angekommen, laufe ich auf Hartbelag. Gerade als meine Gedanken dahin abschweifen, wie wichtig die Arbeit des Vereins Luzerner Wanderwege ist, um den Anteil an ungeeigneten Oberflächen im Wanderwegnetz zu senken, führt die Route glücklicherweise wieder weg vom harten Untergrund. Meine Füsse freut’s. Beschwingt geniesse ich den weichen Boden am Waldrand.

Mohn auf dem Weg nach Kottwil mit Aussicht ins Wauwilermoos

Beobachtungsturm

Dem Wegweiser entnehme ich, dass es nicht mehr weit ist zum Beobachtungsturm Wauwilermoos. Zum Bestaunen der Kiebitze bin ich leider zu spät. Ihre spektakulären Balzflüge haben im Frühling stattgefunden und nun gedeihen die Jungen hoffentlich prächtig und ungestört. Mein Blick schweift von der Holzterrasse über die Naturschutzzone hinweg zum Landessender Beromünster über meine Wanderroute bis in die Voralpen und zur Pilatuskette. Zum Greifen nah.

Blick vom Beobachtungsturm Wauwilermoos auf die bisherige Wanderroute (Nr. 5)

Erfrischende Abkühlung

Apropos Nähe. Ich nähere mich der Mittagszeit und mein Hungergefühl zieht mich zur Feuerstelle Hostris. Obwohl es dort verlockend nach Grillgut riecht, gehe ich noch ein Stück weiter an die Wässermatte, wo die Wigger und Rot zusammenfliessen. Endlich schlüpfe ich aus den unseligen Schuhen, kremple die Hosen hoch und wate durch das kühle Nass an ein Picknick-Plätzchen. Herrlich. Die Achtsamkeit ist geblieben, denn nach wenigen Bissen interessiert mich mehr, was wohl im Wasser schwimmt und im Flussbett gedeiht, sondern das Zmittag. Auf dem Rückweg nach Ettiswil lasse ich die Wanderung Revue passieren. Sie führt durch unterschiedlichste Szenerien und steht im Zeichen der zwei Naturschutzgebiete. Auf einfachen Wegen kann man sich dem vielfältigen Leben in unserer direkten Umgebung widmen und dennoch den Weitblick nicht verlieren. Ein lohnender Ausflug abseits stark frequentierter Routen.

Rückblick auf die Wanderroute bei der Feuerstelle an der Wässermatte

Gast-Bloggerin: Ramona Fischer


Infos und Tipps


Menschen aus der Region Luzern-Vierwaldstättersee. Sie berichten über ihre persönlichen Erlebnisse, plaudern aus dem Nähkästchen und verraten unbekannte Schätze aus der Region. Ob Malerin, Grafiker oder Bauarbeiter. Sie alle verbindet die Begeisterung für ihre Region.

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