Wo Mineure, Wanderer und Grosseltern mit Enkelkindern einkehren – ein Arbeitstag mit Angelka 

Kategorien Allgemein, Andermatt, Menschen

Das Tunnelbaudorf Göschenen mit seiner über 140-jährigen Bergbaugeschichte geht in eine neue Runde. Seit 2022 wird am zweiten Gotthard-Strassentunnel gebaut. Anders als 1882, als der Eisenbahntunnel entstand, gibt es heute viel weniger Arbeiter, verbesserte hygienische Bedingungen und deutlich weniger Unfälle und Krankheitsfälle. Was geblieben ist, ist der Wunsch nach einem sauberen und gemütlichen Schlafplatz, gutem und nahrhaftem Essen und gelegentlichen Gesprächen mit vertrauten Menschen. 

Diese Wünsche erfüllen meine Kolleginnen, Kollegen und ich in den drei neu errichteten Unterkunftshäusern sowie in der Kantine Breiti in Göschenen bestmöglich. Die Gebäude wurden speziell für die Baustelle der zweiten Gotthardröhre und die Erneuerungsarbeiten am ersten Strassentunnel gebaut.  

Die Kantine steht an der Ringstrasse 120, direkt an der Abzweigung in die Göscheneralp.
Terrasse mit Sonne satt und Bergsicht.
Beim Eingang der Kantine begrüssen Mineure die Gäste.

4:30 Uhr – Arbeitsbeginn

Frühmorgens um 4:30 Uhr ist es dunkel und ruhig. Ich spaziere fünf Minuten zu Fuss zur Arbeit. Nach einem kurzen Kaffee und der Begrüssung meiner Team-Gspändli beginnt mein Tag mit der Zubereitung des Frühstücks und weiteren Vorbereitungsarbeiten in der Küche der Kantine. Ab 5 Uhr kommen die ersten Mineure zum Frühstück, um danach die Frühschicht im Stollen zu beginnen. Anschliessend geht es für mich weiter in die Wohnhäuser. Housekeeping steht auf dem Plan.

Auf dem Weg zu den Wohnhäusern, welche im Hintergrund zu sehen sind.
Virginia ist bereits fleissig am Arbeiten.

Die rund 160 Zimmer sind spartanisch, aber gemütlich eingerichtet. Sie müssen täglich gereinigt werden, ebenso wie die Etagen-Sanitäranlagen und Gemeinschaftsräume. Besonders schön während dieser Arbeiten sind die gelegentlichen Gespräche auf dem Flur oder die kleinen Aufmerksamkeiten, die unsere Gäste erhalten und uns weitergeben, wie zum Beispiel Ostereier oder Spezialitäten von zu Hause. Oft sind wir die einzigen regelmässigen Kontakte ausserhalb der Baustelle, welche die Arbeiter aus aller Welt in Göschenen haben. Dadurch erfahren wir oft viel mehr über sie als nur ihren Namen.

Gemeinsam macht es mehr Spass – Carla und ich putzen die Sanitäranlagen.
Eins, zwei, Zimmer ist frei!
Ein Zimmer wird für die Neuankunft hergerichtet.

Ein wesentlicher Teil des Arbeitsalltags besteht darin, die beträchtliche Menge Wäsche zu bewältigen. Die Firma Rothirsch holt diese regelmässig zum Waschen ab, Kleinmengen und Privatkleidung können vor Ort auch selbst gewaschen werden.

Glücklicherweise haben wir mit der Firma Rothirsch einen zuverlässigen Wäscheservice.

10 Uhr – Mittagsvorbereitungen

Kurz nach zehn Uhr beginnen die Vorbereitungen für den Mittagsbetrieb. Frisch zubereitete und hausgemachte Produkte werden ansprechend präsentiert. In der Küche werden gerade Gnocchi hergestellt, als Wochenspezial gibt es Rindstartar.

In der Kantine gibt es täglich eine grosse Auswahl an frischen Salaten.
Pizza, Pasta und Gnocchi – selbstverständlich hausgemacht.

In den ruhigen Vormittagsstunden kommen immer wieder spontane Gäste auf einen Kaffee vorbei. So auch Hildegard Epp und Luzia Herger aus Göschenen, die sich über die langen Öffnungszeiten, die freundliche Bedienung und die günstigen Preise freuen. Kurz darauf besuchen uns zwei E-Bikerinnen, die die Kantine als Ladestation für den eigenen Energieschub nutzen.

Der Energiespeicher wird wieder aufgeladen.

11:30 Uhr – Mittagszeit

Pünktlich um 11:30 Uhr treffen die ersten hungrigen Gäste ein, überfliegen kurz die Auswahl am Buffet und füllen sich die Teller mit den Köstlichkeiten. Die Kantine fungiert als Begegnungszone für Mineure, Ingenieure und Büroangestellte, ergänzt durch lokale Bauarbeiter, SBB, ASTRA, TCS und spontane Besucher aus der ganzen Welt. Wir dürfen stolz sein auf das, was wir geschaffen haben: So viele unterschiedliche Menschen, friedlich vereint an einem Ort. Essen verbindet!

Ausgabe vom Tagesmenü mit Beilagen nach Wahl.

Nach der geschäftigen Mittagszeit kehrt langsam wieder Ruhe ein. Wir nutzen die Gelegenheit, um die Kantine aufzuräumen und alles für die nächsten Besucher vorzubereiten. Zwischendurch gibt es immer wieder herzliche Gespräche mit den Gästen, die sich bedanken und ihre Wertschätzung zeigen.

Nach dem Mittagsansturm ruft die Aufräum-Pflicht.

14:00 Uhr – Feierabend

Am Ende meines Arbeitstages und nach dem gemeinsamen Mittagessen trete ich den Heimweg an. Zufrieden und erschöpft freue ich mich auf einen ruhigen Feierabend und die Aussicht auf einen neuen Tag voller Begegnungen und Aufgaben.

Die Arbeit in der Kantine Breiti und den Unterkunftshäusern ist mehr als nur ein Job. Sie ist eine Möglichkeit, Menschen aus aller Welt zu verbinden und ihnen ein Stück Heimat fernab ihrer eigenen zu bieten. Jeden Tag aufs Neue erleben wir, wie wichtig und wertvoll diese kleinen Momente des Austauschs und Fürsorge sind – für die Gäste und für uns selbst.

Kantine Breiti
Ringstrasse 120
6487 Göschenen


Weitere Informationen & Links:


Gastbloggerin: Angelka Karkoulia, 39 Jahre, aus Göschenen

Angelka arbeitet sowohl in der Gastronomie der Kantine Breiti als auch im Housekeeping der Wohnhäuser.

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