Mit Highspeed in den Sommer

Kategorien Menschen, Uri, Wassersport

Mit bis zu 93 km/h über das Wasser fliegen? Heidi Ulrich kann das. Die zweifache Speedwindsurf-Weltmeisterin zeigt uns ihre ganz persönlichen Lieblingsorte rund um den Vierwaldstättersee und wo du diesen Sommer vielleicht dein eigenes kleines See-Abenteuer starten kannst. Seen-Hopping mit Heidi Ulrich; let’s go.

Regelmässig düst Heidi mit Highspeed im Urner Seebecken rum. (Bild: Nicole Schafer, Schweiz Tourismus)

Wind in den Haaren, Neoprenanzug auf der Haut und viele Knoten auf dem Tacho. So sieht ein guter Tag für Heidi Ulrich aus. Die 41-jährige zweifache Weltmeisterin im Speedwindsurfen ist sympathisch bis in die letzte Fusszehe und lebt da, wo andere Ferien machen: direkt am Ufer des Urnersees. Ich habe sie gefragt, welche ihre Lieblingsplätze am Vierwaldstättersee sind. Heute nimmt sie uns mit an ihre vier Herzensorte und zeigt, wie vielseitig der Sommer zwischen Wasser, Wind und Wanderwegen sein kann.

1. Der perfekte Anfang: Das Aussichtsbänkli beim Chäppeli

Manchmal beginnt Magie ganz still. Heidis erster Lieblingsplatz ist eine kleine Aussichtsplattform mit einem bescheidenen Holzbänkli in der Nähe der Bushaltestelle Chäppeli, oberhalb von Isleten in Richtung Isenthal. Dieser Abschnitt ist auch Teil des Wegs der Schweiz. Fernab von Trubel und Hektik – nur Heidi, der Urner Talkessel und ein Panorama, das uns allen kurz mal den Atem und die Worte raubt. Im Hintergrund winken die noch leicht schneebedeckten Berggipfel entgegen, während unten im Tal das Wasser glitzert. Noch sind keine Wassersportler:innen in Sicht. Der Wind sei am Morgen noch zu schwach, meint Heidi.

Hier tanke ich auf. Ohne Segel, ohne Wettkampf. Nur ich und die Aussicht.

Ein Tipp für dein eigenes Seen-Hopping-Abenteuer: Pack ein Picknick ein, wandere von Isleten los und gönn dir eine wohlverdiente Pause mit Aussicht deluxe.

Von hier aus hat man nicht nur Blick in Richtung Urner Talboden…
… sondern auch in Richtung von Heidis zuhause

2. Wo Steine Geschichte schreiben: Das Reussdelta

Was einst fest im Gotthardmassiv verwachsen war, ist heute ein kleines Paradies für Mensch, Tier und für die schnellste Urnerin. Das Reussdelta bei Flüelen ist ein Naturschutzgebiet, das sich perfekt für entspannte Spaziergänge und Vogelbeobachtungen eignet. Für Heidi ist es ein Ort zum Träumen. Denn obwohl die Bedingungen hier traumhaft wären (starker Wind, breiter See, kein Wellengang), bleibt das Brett im Van. Surfen ist hier tabu – und das ist gut so. Die Friedlichkeit zwischen quakenden Enten, pfeifenden Eisvögeln und dem Rauschen des Windes lässt die Gedanken schweifen.  Besonders auf dem Aussichtsturm.

„Wenn man weiss, wie schnell es hier gehen könnte, «gluschtets» mich schon. Aber Natur geht selbstverständlich vor.“

Wer es ruhiger mag: Hier gibt’s auch flache Kiesstrände, Liegewiesen, Spielplätze und Feuerstellen. Perfekt für den kleinen Sommerurlaub zwischendurch.

Erholungsort für Flora, Fauna und Heidi Ulrich
Das Herzstück des Reussdeltas: der Aussichtsturm

3. Perspektivenwechsel: Die alte Axenstrasse

Ein Geheimtipp mit Postkartengarantie ist der Aussichtspunkt auf der alten Axenstrasse. Auch dieser ist ein stiller Höhepunkt des Wegs der Schweiz. Hier eröffnet sich ein neuer Blickwinkel auf den Urnersee – und für Heidi häufig auch auf das Leben. Wenn sie nicht gerade wieder mit Lichtgeschwindigkeit über die Wellen rauscht, fährt sie an diesem Ort etwas runter. Oder klettert eben noch weiter hoch.

„Von hier sehe ich fast alle meine Lieblingsorte. Und gleichzeitig kann ich anderen beim Surfern zuschauen. Ich liebe es hier einfach den Kopf durchlüften, vor einem Wettkampf oder bevor es wieder an den Felsen geht.“

Denn auch ohne Surfbrett an den Füssen geht Heidi gerne hoch hinaus. Klettern ist ihr Ausgleich zum Highspeed auf dem Wasser. Und wo startet sie ihre Klettertouren am liebsten? Genau: hier.

Gegenüber sieht man die geschlängelte Strasse in Richtung Isenthal, wo wir heute Morgen waren.

4. Zuhause ist, wo das Brett liegt – Camping Flüelen

Hier schlägt Heidis Herz am lautesten: direkt am Campingplatz in Flüelen. Hier ist ihre Base, ihr Zuhause, ihr ganz persönlicher Hafen. Einmal aus dem Bett gefallen, steht sie quasi schon auf dem Brett. Näher kann man dem Wasser in der Schweiz wohl kaum sein. Zwischen nassen Neoprenanzügen, einer Garage voll mit Surfequipment und dem unverkennbaren Rauschen des Urner Föhns beginnt für Heidi jeder Tag mit Blick aufs Wasser.

„Für mich ist es der schönste Ort zum Wohnen, zum Surfen, zum Leben!»

Wer nicht das Glück hat, diesen lauschigen Ort sein Zuhause zu nennen, muss nicht traurig sein. Der Campingplatz in Flüelen bietet Stell- und Zeltplätze direkt am Wasser. So kann jede:r diesen besonderen Fleck zumindest für eine Nacht oder zwei erleben. Wer dabei gleich in Heidis Fussstapfen treten will, bucht sich am besten einen Windsurfkurs bei Windsurfing Urnersee. Vielleicht flitzt du ja schon bald selbst mit dem Urner Föhn im Rücken über den Vierwaldstättersee – Weltmeistertitel vorerst optional.

Vom Bett aufs Brett – was will man als Windsurf-Profi mehr?!
Die Nummer 204 verbindet – Heidi & Christian fahren beide unter dieser Zahl
Ein letzter Blick auf den Urnersee, bevor ich mich wieder auf den Weg in Richtung Luzern machen.

Ob Training, Abschalten oder einfach nur dem Seerauschen zuhören – dieser Ort ist ihr Ruhepol und Startlinie zugleich. Denn genau hier begann auch eine andere Geschichte …

Need for Speed… and Love

Wo die Liebe hinfällt, sagt man doch so schön. Bei Heidi fiel sie vor Jahren in das Urner Seebecken. Als sie Christian eines Tages auf dem Windsurfbrett kreuzte, war es um sie geschehen. Heute ist er ihr Fels in der Brandung, ihr Trainer, Unterstützer und ihr grösster Fan. Christian, der selbst bei der Elite der Herren mitsurfte, widmet sich heute voll und ganz dem Training von Heidi. Er ist Teil ihrer Erfolge – und mindestens genauso wichtig wie der Urner Föhn.

Als Heidi im Alter von 28 Jahren zum ersten Mal in Namibia mit dem Windsurfen in Kontakt kam, wurde sie sofort von diesem Geschwindigkeitssport in den Bann gezogen. Damals fand gerade ein Weltrekordversuch statt und für sie war sofort klar: „Das will ich auch. Irgendwann will ich den Weltrekord knacken».

Gesagt, getan. Neun Jahre später sauste sie mit 49,94 Knoten über den künstlichen Kanal in Namibia und knackte damit den Weltrekord der Frauen. Das sind fast 93 km/h! Neben mittlerweile fünf Weltrekorden und zwei Weltmeistertiteln ist im Mai dieses Jahres zu dem noch ein Vizeweltmeistertitel dazugekommen. Und wer weiss, was als Nächstes kommt. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie Heidis Segel auf dem Vierwaldstättersee.

Wo das Herz plantscht

Egal ob du surfst, wanderst, badest oder einfach nur auf einem Bänkli sitzt und die Aussicht geniesst: Die Region Luzern-Vierwaldstättersee hat mehr als genug und für jede:n das passende Wassererlebnis zu bieten. Und wer weiss – vielleicht siehst du Heidi ja mal vorbeiflitzen. Aber wahrscheinlich eher nicht. Weil sie viel zu schnell ist.

Heidis Lieblingsorte zeigen: Seen-Hopping ist viel mehr als Schwimmen und Plantschen. Es ist Ruhe und Geschwindigkeit, Aussicht und Abenteuer – und manchmal auch ein bisschen Wahnsinn mit 93 km/h. Aber immer grosse Liebe. 💙


Weitere Informationen & Links:


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Wahl-Luzernerin aus Leidenschaft: Anina nimmt dich mit auf ihre Expeditionen in der Region Luzern-Vierwaldstättersee – aus der «Expat»-Sicht einer Appenzellerin. Als Naturliebhaberin, Sonnenkind und «Foodie» mit grossem Bähndler-Herzen fehlt es ihr an nichts in Luzern. Deshalb ist sie überall anzutreffen, wo es etwas Neues zu entdecken gibt.

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