Die Vielfalt an Pflanzen und Kräutern machen die UNESCO Biosphäre Entlebuch zu einer florierenden Spielwiese für regionale Produzentinnen und Produzenten. Ob in Teemischungen, in sprudeligen Limonaden oder in den leckeren Speisen der heimischen Restaurants, die Vorzüge der frischen Kräuter lassen sich nirgends so schön einsaugen wie hier im Entlebuch. Silvia Limacher ist eine dieser Produzentinnen und nutzt die Heilkräuter ganz auf ihre Weise – sie verarbeitet sie unter ihrem Label Chrütlimacher zu Naturkosmetika.  

Der Star des heutigen Tages – frische Heilkräuter aus dem Entlebuch.

Ich will nicht gleich mit der Türe ins Haus fallen, aber Kosmetik ist nicht so mein Ding. Ich bin sehr heikel, wenn es darum geht, was ich mir für Produkte ins Gesicht pappe. Ehrlich gesagt, ist es seit 15 Jahren immer die gleiche Tagescreme. Wenn mal was Böses aus meinen Poren quillen will, dann pinsle ich vielleicht noch etwas Zink drauf, ansonsten ist meine Creme bereits das höchste der Gefühle. Keine 12-Step-Skincare-Routine, kein Extrakt, kein Toning und kein Peeling (ausser es liegt gerade verführerisch in einem Wellnesshotel bereit).  

Naturkosmetik aus dem Entlebuch 

Wenn ich mehr Produkte verwenden würde, dann wäre das sicher aus der Welt der Naturkosmetik. Die darin verwendeten natürlichen Stoffe sind dem Körper nicht fremd und können dadurch besser abgebaut werden, was das Immunsystem unterstützt. Zudem werden keine synthetischen Duftstoffe oder andere schädliche Zusatzstoffe mitgemischt, sondern ätherische Öle und fette Pflanzenöle, welche die Balance der Haut aufrechterhalten. Google-Recherche fertig. 

Der Chrütlimacher-Kurs findet im schönen Flühli statt.

Für Silvia Limacher-Schmidiger gehören diese Informationen zu den absoluten Basics. Die gelernte Drogistin kennt sich mit Heilkräutern und deren Verwendungen bestens aus – kein Wunder, es sei ja auch Bestandteil der Drogistinnen-Ausbildung erzählt sie mir lachend, während sie Gläser mit getrockneten Kräutern auf dem langen Glastisch platziert.  

Silvia wollte nicht «normale» Hofprodukte, wie Konfitüren oder Sirup herstellen.  

Silvia stellt seit rund 25 Jahren unter ihrem Label «Chrütlimacher» hausgemachte Pflegeprodukte her. Von Lippenbalsamen und Seifen aus Entlebucher Schafmilch über zu Badesalzen und beruhigenden Massageölen bis hin zu Kräutersalben und Pflegecremes bietet Silvia eine riesige Palette an verschiedenen Kosmetika an – alle nach eigenem Rezept ertüftelt und produziert. Für deren wohlduftenden Inhaltsstoffe muss die Bäuerin nicht lange suchen. Auch wenn sie gewisse Zutaten hinzukaufen muss, so wachsen doch die meisten Kräuter gleich hier vor ihrer Haustüre zwischen Schwändelifluh und Schrattenfluh. 

Mit viel Sorgfalt erntet Silvia die Kräuter von Hand, trocknet sie und verarbeitet sie anschliessend auf ihrem Bauernbetrieb Längbrügg in Flühli zu Kosmetika. So geht sie beispielsweise den Wundklee oder auch das «Wasebürsteli» wildsammeln. Für diejenigen unter euch, die wie ich den Entlebucher Dialekt (noch) nicht fliessend beherrschen, Silvia meint mit «Wasebürsteli» ein Gänseblümchen. (Die Fragezeichen in meinem Kopf erinnern mich irgendwie an meine Sagenführung im Entlebucher Haus.)  

Wir arbeiten heute mit Rohstoffen aus der Umgebung.

Vom Saustall zur Hexenküche 

Silvia begrüsst uns um 10.00 Uhr in ihrer «Hexenküche». Wo sich früher Schweine getummelt haben, tummeln sich heute Töpfe, Salzschüsseln, Aromafläschchen und Gläser voll mit aromatisierenden Kräutern. Der ehemalige Schweinestall fungiert heute als Silvias Produktionsstätte, Chrütlimacher-Verkaufsladen und Workshop-Location. Eigentlich müsste bei der Eingangstüre zum Hofladen eine Warnung stehen. Denn Silvias Energie ist hochansteckend, ihre quirlige Art nimmt einem gleich den Ärmel rein und ihre ehrgeizige Macherart inspiriert mit nachhaltigen Nebenwirkungen. Dass sie aber bei der ersten Staffel der Landfrauenküche dabei war oder gerade amtierende Gemeinderätin von Flühli ist, droppt sie nur ganz bescheiden in einem Nebensatz.  

Silvia zeigt’s vor.

Nun geht’s ans Eingemachte oder in unserem Fall ans Eingedickte und Getrocknete. Da die Herstellung von Ölen und Salben nur semi-spannend für uns Laien ist, empfiehlt uns Silvia für den heutigen Event entweder ein Badesalz oder ein Kräutersalz herzustellen. Da mir in der Badewanne aber nach 20 Sekunden grausam langweilig wird und in diesem Leben keine bezaubernde Badewanne-Nixe mehr aus mir wird, entscheiden wir uns für das Kräutersalz. Hat jetzt zwar weniger mit Kosmetik zu tun, aber mit der richtigen Kräutermischung im Magen strahlt mensch quasi von innen heraus. Lassen wir gelten, oder? 

An einem Chrütlimacher-Event kann mensch auch Badesalz herstellen. 

Als ich mich umdrehe, steckt meine heutige Begleitung Martina mit ihrer Nase bereits tief in den Kräutergläsern. Sie erschnuppert gekonnt Verveine, Salbei und Thymian während für mich jedes Glas die unspezifische Geschmacksrichtung «Tee» enthält. Behutsam träufeln wir Löffel für Löffel in unseren Mörser und verkleinern die Kräuter gemäss Silvias Anleitung – drücken und drehen, bis alle ätherischen Öle aus den Kräutern extrahiert werden konnten. Die gemörserten Kräuter lassen wir dann Schicht für Schicht in unser Reagenzglas regnen, dazwischen geben wir für den gewissen Farbtupfer noch gelbe Ringelblumenblüten oder blaue Kornblumenblüten dazu. Wir fühlen uns ein wenig wie moderne Kräuterhexen und spüren die Energie unserer weiblichen Vorfahrern durch unsere Finger rieseln.  

One-Woman-Show 

Silvia schwört auf die Entlebucher Natur. Es ist ihr ein Anliegen, mit regionalen Produkten zu arbeiten und den Besuchenden aufzuzeigen, woher die Inhaltsstoffe für ihre Naturkosmetika stammen. «Hätte ich im Mittelalter mit Heilkräutern gearbeitet, wäre ich als Hexe verbrannt worden. In den 70er Jahren hätten sie mich hingegen als grasgrünen Hippie abgestempelt. Heute ist die Naturverbundenheit gefragter denn je. Die Leute wollen möglichst wenig Chemie und möglichst viel Natur in ihren Produkten haben. Darum treffe ich mit meinem Angebot den Puls der Zeit», schmunzelt Silvia und klebt die letzten hellgrünen Etiketten auf die fertigen Erdbeer-Lippenbalsam-Döschen. Dass ihr Label «Chrütlimacher» ein Kofferwort aus «Chrütli» und ihrem Nachnamen «Limacher» ist, realisiere ich auch erst ganz am Ende des Workshops und bestätigt noch einmal Silvias geistreiches Naturell.  

Als kommunikationsfreudige Strahlefrau liebt Silvia an ihrem Unternehmen aber besonders den Kontakt mit anderen Menschen. Vom Jassclub bis zur Immobilienfirma trifft sie an ihren Kräuter-Events auf alle möglichen Charakteren, welchen sie im Alltag sonst nie so begegnet wäre. Als One-Woman-Show kann sie zudem gut auf individuelle Kundenwünsche eingehen. So freuen sich die Gäste des neu eröffneten Bergwelten Salwideli in Sörenberg über den eigens für das Hotel kreierte Duft in ihren Shampoos und Seifen. 

Auf die Frage, was denn ihr Bestseller im Regal sei, muss Silvia nicht lange überlegen. Ganz klar, die Ringelblumen-Handcreme und der Herpes-Lippenbalsam. Ich schnuppere behutsam an der Ringelblumen-Creme und verliebe mich sogleich in sie. Es ist ein angenehm warmer und umarmender Duft, welcher mich stark an mein Mami erinnert und ab jetzt meine vom winter-schikanierten Hände pflegen wird.  

Zum Abschluss kann ich Silvia noch für mein persönliches Wunsch-Produkt begeistern: Ein kühler und vitalisierender Augenroller für diejenigen Tage, an welchen die eigenen Augenringe denjenigen von Waschbären Konkurrenz machen. Bei Silvia sprudeln sogleich die Namensideen und ich freue mich auf den zukünftigen Chrütlimacher-Roll-on. Ja, dieses Produkt würde sogar ich mir noch auf mein Gesicht reiben. 

Tipp: 

Wer noch länger auf der nachhaltigen Gesundheitswelle reiten möchte, folgt dem zehnminütigen Weg bergaufwärts und gönnt sich eine (wohl Anfangs März nicht so wohltuende, da eiszapfen-arktisch-kalte, aber gesunde) Erfrischung in der Kneippanlage Schwandalpweiher. Da ich mit meinem Italienerinnen-Blut erst ab 20° C Wassertemperatur mal langsam anfange meinen Zeh ins Wasser zu halten, passe ich für dieses Mal. 


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Egal ob im Tanzstudio oder an der Bushaltestelle, Laila ist immer tanzend anzutreffen. Mit einem Lachen im Gesicht und einer Fotokamera in der Hand sucht die gebürtige Luzernerin überall nach Geschichten und Menschen die sie inspirieren. Oder einfach nach weiteren Orten um tanzen zu können. Mehr von Laila auf www.laila-schreibt.com

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