Ein Abend am Lilu Lichtfestival Luzern

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Selten macht der Beiname «Leuchtenstadt» so Sinn wie während dem Lilu Lichtfestival Luzern. Vom 09. bis 19. Januar 2020 illuminieren 19 Lichtinstallationen Sehenswürdigkeiten und Plätze in der Stadt Luzern. Fluoreszierende Cyber-Schwäne auf dem Vierwaldstättersee, eine Hofkirche, die jeden LSD-Trip überflüssig macht und sanft schaukelnde Quallen aus Abdeckungsfolie, welche an ein Brautmodengeschäft erinnern. Und mitten drin ich. Mit Stativ.

Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich nie mit Stativ fotografiere. Ich fühle mich dann zu unflexibel und eingeschränkt. Nun. Für das Lichtfestival blieb mir nichts anderes übrig. Ausser ich wollte mit unscharfen Fotos ins Büro zurückkehren.

Januarkälte und herzerwärmende Lichtinstallationen

Mit Skisocken und gefütterten Leggins ausgerüstet, stapfe ich in die Kälte hinaus. Ich starte meinen Rundgang am Nationalquai, wo ein junger Herr im Musikpavillon gerade kräftig in die Klaviertasten haut. Je nach Tastenkombination wird ein andersfarbiges Muster in den muschelförmigen Pavillon projiziert. Gegenüber vom Musikpavillon wechseln die Lilu-Buchstaben von Pink auf Blau und versetzen Profi-, Hobbyfotografen und Teenies mit Iphones 11 in Foto-Ekstase.

Ich passiere einen Himmel aus Scherenschnitt-Lampions und gehe mir gegenüber vom Casino die fluoreszierenden Schwäne anschauen. Während die Cyber-Schwäne eine Art «Ballett» aufführen, guckt sich das echte Vierwaldstättersee-Geflügel die Szenerie zuerst aus sicherer Entfernung an, um anschliessend selber seinen Roboter-Geschwistern nachzuschwimmen.

Die meisten Lichtinstallationen am Lilu kann man kostenlos besuchen. Wer mehr Infos zu den Installationen und den Kunstschaffenden möchte, kann sich für den geführten Lilu-Rundgang um 18.00 Uhr anmelden. Die Führung dauert eine Stunde und findet täglich statt. Tickets gibt’s hier.

Kulinarischer Lichtgenuss

Zur vollen Stunde pilgere ich ins Restaurant Riviera, um die kulinarische Seite des Lilus zu degustieren. Auf einer Art Tischplatte werden Drinks und Häppchen serviert und durch die schillernde Lichtprojektion farbig illuminiert. Die Köstlichkeiten in Kombination mit der Lichtshow und der packenden Hintergrundmusik verwandeln das «Delightfood» zu einem farbenfrohen Erlebnis für Augen und Geschmacksknospen.

Von Walen und halbnackten Menschen

Zeit sich für die Lichtshow «Genesis 2» in der Hofkirche einzufinden. Auch auf der Eingangstreppe tummeln sich Stative mit Menschen dahinter. Die wirre Installation macht jeglichen LSD-Trip überflüssig und verursacht bei jedem SUVA-Mitarbeiter Schnappatmung. Eine ältere Dame schwankt etwas unsicher an mir vorbei und wir kommen ins Gespräch. Sie solle sich nicht zu fest von der wellenartigen Projektion verwirren lassen, worauf sie mir antwortet, dass nur Gottes Sünde sie verwirre. Ich denke mir: Ok, wow und widme mich wieder meinem Stativ.

Während die normale Besucherschaft auf den Kirchenbänken Platz nimmt, prügeln wir Fotografen uns um den besten Platz im Mittelgang. Schliesslich will jeder sein Stativ hinten in der Mitte aufstellen.

«Genesis 2» zeigt die Tage 4 bis 7 der Schöpfungsgeschichte. An der Decke der Hofkirche entstehen Sterne und Planeten, daraus entwickelt sich ein Korallenriff und Meeresbewohner. Auf die Schöpfung der Wasserwelt, folgen die Landtiere und anschliessend wir Menschen. Halbnackte Weibchen und Männchen in hautfarbener Unterwäsche tauchen an der Decke auf und ich sehe in den Augen der älteren Generation leichtes Entsetzen.

Für die Lichtshow in der Hofkirche sind Tickets notwendig. Zweimal täglich begleitet Hoforganist Wolfgang Sieber an der Grossen Hoforgel die Lichtshow. Ein wuchtiges Erlebnis für Augen und Ohren. Zu den Tickets.

Ich ströme mit der restlichen Besucherschar aus der Hofkirche hinaus, taste mich die Eingangstreppe hinunter und setze meinen Rundgang Richtung Kapellbrücke fort. Unterwegs mache ich bei Max Chocolatier Halt und wärme meine Pfoten an einer Tasse heisser Schoggi auf. Mein Tipp: unbedingt diejenige mit dunkler Schokolade und Tonkabohnen bestellen.

Schlacht der Stative

Spätestens beim meist fotografierten Wahrzeichen der Stadt Luzern ist die Schlacht der Stative in vollem Gange. Auch ich stelle mein Stativ, bereits viel selbstbewusster als zwei Stunden zuvor, auf und fühle mich fast ein wenig professionell. Während rund 10 Minuten erzählt der Wasserturm seine Geschichte. Vom ehemaligen Gefängnis im Mittelalter, über zum verheerendem Brand 1993, kleidet eine Projektion nach der anderen den Wasserturm ein. Am meisten gefällt mir aber die Reaktion der Leute, wenn plötzlich farbige Linien über den Wasserturm schiessen oder er zu «bröckeln» beginnt. Schliesslich ist es für die Luzerner Stadtbevölkerung ein überaus seltener Anblick den Wasserturm so farbig und interaktiv zu sehen, da er meistens mutterseelenallein und still in der Nacht dasteht.

Ein Schlenker durch die Furrengasse, das Zöpfli und die Buobenmatt beenden meinen Rundgang durch die Luzerner Altstadt. Noch kurz den Torbogen einfangen und dann auf zu den letzten Lichtinstallationen in der Neustadt.

Lichtinstallationen in der Neustadt

Bei der Kantonalbank befindet sich wohl meine Lieblings-Installation. Aus Regenschirmen, durchsichtiger Abdeckungsfolie und einer filigranen Lichterkette haben die Künstler Simón Schwarz und Irina Zürcher blau-violette Riesen-Quallen geschaffen. Während die Quallen im vorderen Teil des Platzes hoch über den Köpfen der Besuchenden schweben, hangen sie im hinteren Teil so tief, dass sie meine Mitbewohnerin an ein Brautmodengeschäft erinnern.

Im Vögeligärtli geht mein Rundgang zu Ende. Kinder werfen Bälle an die Fassade der Zentral- und Hochschulbibliothek und gestalten die interaktive Lichtinstallation mit. Ein paar Meter weiter hinten vergnügen sich die Leute an den Kaleidoskopen. Ich packe mein Stativ zusammen und schleife meine eingefrorenen Füsse nach Hause.


Infos und Tipps


Egal ob im Tanzstudio oder an der Bushaltestelle, Laila ist immer tanzend anzutreffen. Mit einem Lachen im Gesicht und einer Fotokamera in der Hand sucht die gebürtige Luzernerin überall nach Geschichten und Menschen die sie inspirieren. Oder einfach nach weiteren Orten um tanzen zu können. Mehr von Laila auf www.laila-schreibt.com

2 Gedanken zu „Ein Abend am Lilu Lichtfestival Luzern

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