Sie sind flauschig, haben X-Beine und schauen mit ihren dunklen Glubschaugen direkt in deine Seele. Lamas sind die Protagonisten des heutigen Blog-Beitrages und so führen sie sich auch auf. Wir tauschen südamerikanische Anden gegen die Berge der UNESCO Biosphäre Entlebuch und gehen beim Lamatrekking auf Tuchfühlung mit den (meistens) gut gelaunten Tieren. #DramaLama vorprogrammiert.

Wer einen Blick in Lauras und meinen Chatverlauf wirft, findet vor allem eines: Lamas in den verschiedensten Formen, Lebenssituationen und Flausch-Abstufungen. Sie grinsen zufrieden in die Kamera, stehen verpeilt mit ihren X-Beinen in der Landschaft oder zwinkern dir verführerisch aus der Ferne zu.  Ja, unsere Freundschaft besteht aus dem Hin- und Herschicken von süssen Tiervideos. Aus diesem Grund konnte ich mir für mein bevorstehendes Lamatrekking in Flühli keine bessere Begleitperson als meine Freundin Laura wünschen.

Begleitet uns heute auf unserem Trekking: Lauras Bruder Nathanael

Very excited treten wir am Sonntagmorgen unsere Reise in Luzern an. In Schüpfheim wechseln wir vom Zug ins Postauto, welches uns in schmalen Kurven durch die Lammschlucht hoch nach Flühli chauffiert. Ich bin einmal mehr erstaunt, wie einfach sich die Anreise mit ÖV in der UNESCO Biosphäre Entlebuch gestaltet. Wir sind erst 45 Minuten unterwegs, als uns das Postauto bei «Flühli, Matzenbach» ins ungewisse Lama-Abenteuer entlässt. Zur Blog-Ausflugstruppe gehört dieses Mal auch Nathanael, Lauras jüngerer Bruder und heutiger Lama-Flüsterer. Falls sich unser Lama auf der Strecke mal querstellen würde, hätten wir mit Nathanael noch eine einfühlsame und starke Hand mehr dabei. Mit meiner Minion-Grösse würde das Lama wohl eher mit mir Gassigehen als umgekehrt.

Lamatrekking mit Blick auf die Schwändelifluh.

Rasenmähende Seelentiere

Wir erreichen den Hof von Martin und Jrene Lipp kurz vor 10 Uhr und sind erstmal verwirrt. Ist das wirklich der richtige Hof? Weder Martin noch kamelartige Geschöpfe sind in Sicht. Erst als wir nähertreten, erkennen wir ein Paar aufgestellte Ohren, das uns neugierig aus dem Inneren des Stalls mustert. Wir reissen die Augen auf, der Kiefer fällt uns zu Boden. Laura und ich bringen nur noch ein euphorisches «Oh mein Gott» raus, da streift uns bereits Gordon Setter «Heaven» um die Beine.

Die braune Hündin gehört Tochter Deborah, die uns soeben zu sich in den Stall winkt. Martin und sie bereiten gerade die Tiere fürs bevorstehende Lamatrekking vor. «Ganz schön anstrengend die Jungs hübsch zu machen. Die haben sich gerade im Dreck gewälzt», lacht Martin, während er den kleinen Cosmo im Schwitzkasten hält und sein Fell bürstet. Auch die anderen Lamas haben uns unlängst entdeckt und fixieren uns mit ihrem durchdringenden Blick. «Lamas sind Seelentiere. Sie schauen dich nicht an. Sie schauen durch dich durch», erklärt uns Martin weiter. Darum würde Ziehen beim Lamatrekking auch nichts bringen. Erst durch gutes und einfühlsames Zureden und wenn die Chemie zwischen Mensch und Tier stimmt, können die Lamas zum Weiterlaufen überredet werden. Wir werden uns das für später merken.

Im Stall mit Martin Lipp, der gerade seinen Goldenboy «Sunny» tätschelt.

Gassigehen mal anders

Rund 24 Lamas leben auf dem Hof der Familie Lipp in Flühli. Vor zwei Jahren ist die Familie mitsamt Lamas vom Wohnquartier hier in die Weite des Spierberglis gezogen. Was als gutmütige Rasenmäher seinen Anfang nahm, ist heute mit Schnupper-, Tages-, und sogar Zweitages-Trekking inklusive Übernachtung ein viel gefragtes Angebot.

Alle anders – alle flauschig: Tuari,…
Sunny und
… der kleine Cosmo

Es folgt eine kurze Aneinanderreihung von spannenden Lama-Fakten: Für die Trekkings werden bewusst nur männliche Tiere eingesetzt, da die Stuten durch die Schwangerschaften genug Belastung ausgesetzt sind. Lamas sind hervorragende Herdenschutztiere und äusserst trittsicher im Gebirge. Bespucken tun sich die Tiere normalerweise nur gegenseitig. Beispielsweise bei einem Streit um die Rangposition, wenn sie sich bedroht fühlen oder bei Futterneid. Wenn ein Mensch also eine Kostprobe dieses klebrigen, grünen Magensekrets abbekommt, war er einfach im falschen Moment am falschen Ort.

Lamas auf Kuschelkurs. Solange die Ohren hochgestellt sind, besteht keine Spuckgefahr.

Doch zurück in die Praxis: Unsere lustige dreier-Konstellation bekommt für das eineinhalbstündige Schnupper-Trekking Anführer Sunny zugeteilt – und wir sind mehr als happy über diesen Match. Laura hatte den hübschen Lama-Jungen seit unserer ersten Begegnung im Stall manifestiert. Mit seiner dicken Bewollung, den zulaufenden Ohren und dem schelmischen Lachen ist er ein Prachtskerlchen. Liegt wohl auch daran, dass er mit seiner chilenischen Mutter südamerikanische DNA mit auf den Weg bekommen hat und ihm diese Gene ein besonders fotogenes Gesicht zaubern. Mit Sunny stehen wir definitiv auf der Sunny Side of Life.

Unterwegs mit Sunny.

Sunny mit einem Hauch von Regenwolken

Wir verlassen den Hof, überqueren mit festem Griff die Hauptstrasse und nehmen den Anstieg Richtung Matzenbach in Angriff. Zur linken Seite begleitet uns die imposante Schwändelifluh (auch die «Entlebucher Dolomiten» genannt), vorne rechts erstrecken sich die ersten Kalkriegel der Schrattenfluh. Abgesehen von Tuari und Kimo, welche die Gruppe sportlich anführen, scheinen die restlichen Lamas heute etwas träge und unmotiviert den Berg hochzutrotten – trotz gutem Zureden und Hals tätscheln.

Normalerweise führt unser Sunny die wollige Familie selbstbewusst an, doch dieser möchte sein Amt heute partout nicht wahrnehmen und watschelt gemächlich im letzten Drittel der Karawane mit. Das hat zur Folge, dass auch die restliche Gruppe öfters stehenbleibt als sich fortbewegt. Auch Deborah und Jrene, welche uns heute als Expertinnen begleiten, sind erstaunt über das Verhalten der Lamas. Normalerweise sei die Truppe zügiger unterwegs und mault nicht so oft rum. Lamas könnten im Notfall schliesslich bis zu 45km/h rennen. Von diesen 45km/h erleben wir heute aber relativ wenig.

Sunny ist heute nicht so in Marschlaune und bleibt immer wieder aufmüpfig stehen.

But that’s life. So wie wir Menschen Tagesformen kennen, haben auch die Fellnasen bessere und schlechtere Tage. Und so nehmen wir tiefenentspannt Schritt für Schritt unter die Hufe. Bleiben die Lamas stehen, reden wir ihnen gut zu. Entschleunigend ist es allemal. Und natürlich zuckersüss. I mean – look at that face. Diesen Gesichtern verzeihen wir alles.

Er liebt die Kamera. Für ein Bild bleibt Sunny gerne stehen.

Einige Lamas lassen sich mit dem Vorhalten von saftigen Kräutern zum Weiterlaufen überreden, bei anderen sind alle Tricks vergebens. Bei Lama Laro ist kurz vor der Kneippanlage dann komplett die Luft draussen. Flach wie eine Flunder legt er sich auf den Bauch und summt trotzig vor sich hin. Es ist die bildliche Darstellung von #DramaLama. Gut wer mag es ihm auch verübeln. Wenn mein Fell für 5000 Höhenmeter gemacht wäre, hätte ich auch nicht mega Bock bei 30° C unter der prallen Sonne herumzustolpern.

Laura und Sunny sind ein Herz und eine Seele.
Laro hat definitiv genug.

Dankbare Abkühlung

Nach knapp zwei Stunden erreichen wir die Kneippanlage Schwandalpweiher. Wir binden die Lamas an einen Zaun und schlüpfen erleichtert aus unseren Trekkingschuhen. Das eiskalte Quellwasser ist herrlich erfrischend und gerade als ich Laura am Ufer zurufen will, dass das Kneippen gar nicht so schlimm ist, werden meine Waden von tausend kleinen Messerstichen durchbohrt. Ich klammere mich röchelnd an das eiserne Gelände und ziehe meine unterdessen gelähmten Glieder durch das 6°C kalte Wasser zurück zum Ausgang. Anscheinend sollte mensch beim Kneippen im Storchengang durch das Wasser waten, meine Interpretation glich dann doch eher einem sterbenden Schwan.

Kneippen im Schwandalpweiher: Idylle pur.

Nachdem sich meine Füsschen wieder von den Strapazen erholt haben und das Erinnerungs-Selfie mit Sunny den Weg in unsere Handygalerie gefunden hat, treten wir via Emmenuferweg den Rückweg zum Hof an. Auch die Lamas scheinen nun zu wissen, dass wir zurücklaufen und verfallen schon fast in einen euphorischen Trabschritt. Auch Sunny ist wieder in seiner gewohnten Höchstform und joggt mit Nathanael zielstrebig um die Wette.

Die Lamas kennen den Weg und wissen: Jetzt geht es wieder nach Hause!

Zurück auf dem Hof kippt Martin gerade die letzte Packung Rahm in den über dem Feuer köchelnden Topf voller cremiger Älplermagronen. Der Magen knurrt – bei uns und bei den Lamas. Während die Lamas ihre langen Hälse ins frische Gras stecken, schaufeln wir hungrig eine Portion Magronen nach der anderen rein. Kein Wunder – wir waren auch satte drei Stunden unterwegs, statt die geplanten eineinhalb.

Entlang der Waldemme führt uns die Tour zurück auf den Hof von Martin und zu unserem Mittagessen.

Unser Fazit

Auch wenn wir nicht so zügig unterwegs waren wie anfangs angenommen, war das Lamatrekking eine überaus (ent-)spannende Erfahrung. Vor allem auch für Familien mit Kindern ist es ein abenteuerliches Erlebnis. Da die natürliche Gangart der Lamas Schlendern ist, wurden wir gehetzten Zweibeiner quasi zum Entschleunigen gezwungen. Und wer jetzt denkt, ein Lamatrekking kann bei dieser gemütlichen Marschgeschwindigkeit gar nicht so anstrengend sein:
Na-ah. Wir waren derart mit unseren Lamas beschäftigt, dass wir den kurzweiligen, aber anstrengenden Aufstieg gar nicht mitbekommen haben. Das erklärt retrospektiv nun auch meinen Muskelkater, der mich am nächsten Tag völlig unerwartet beim Treppensteigen überwältigt hat.

Bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen, besuchen wir Sunny ein letztes Mal im Stall, bedanken uns für die schöne Tour (und fürs nicht angespuckt werden) und schliessen ihn in eine letzte Vierer-Umarmung ein. Sunny wirft uns ein letztes sonniges Grinsen zu und unsere Herzen schmelzen für ein und allemal. Diese charmanten Südländer immer.


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Egal ob im Tanzstudio oder an der Bushaltestelle, Laila ist immer tanzend anzutreffen. Mit einem Lachen im Gesicht und einer Fotokamera in der Hand sucht die gebürtige Luzernerin überall nach Geschichten und Menschen die sie inspirieren. Oder einfach nach weiteren Orten um tanzen zu können. Mehr von Laila auf www.laila-schreibt.com

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