Am Kleinen Susten mit dem E-Bike in den Feierabend – Ärdeschön!  

Kategorien Bike, Biosphäre Entlebuch, Menschen, Natur

Wie lange ist es her, dein letztes Feierabend-Velotüürli? Bei mir war es erst gerade vor Kurzem, mit dem E-Bike auf der Bikeroute Nr. 812, Kleiner Susten-Tour, in der UNESCO Biosphäre Entlebuch. Allerdings war es mehr als eine Feierabendroute, denn das Fahrerlebnis im Napfgebiet war so schön, dass ich gerade noch in Romoos bei Wallimanns in der Schattsite, B&B-Partner der Biosphäre, übernachtete.  

Eigentlich bin ich Bikerin ohne elektrische Hilfe und eher in den Bergen auf Singletrails unterwegs als in den Entlebucher Voralpen auf Feldwegen und Teerstrassen. Doch dieses Mal ist es feudal, mal in die E-Bike-Pedale zu treten. Geht es doch ein ganzes Stück aufwärts auf der Kleiner Susten-Tour Nr. 812, zumal ich schon in der Ebene des Entlebucher Haupttals starte.  

Da steht es bereit, das für mein Aben(d)teuer geliehene E-Bike. Glänzend sauber und voll geladen. Timo von Bieri Bikesport in Schüpfheim meint, der Akku reiche. Aufgeregt wie früher vor einem Klassenlager sattle ich den Rucksack und starte mit einem Ruck (stimmt, das geht nun fast von alleine!) Richtung Schüpferegg. Flott aufwärts geht’s da schon, und bereits nach kurzer Zeit zweifle ich an Timos Aussage. Vertrauen, Nina!  

Atemberaubende Aussichten von der „Passhöhe“ ins Napfgebiet 

Auf der Schüpferegg zwischen Entlebucher Haupttal und Grosser Fontanne gönne ich mir einen Schluck Wasser, kreuze den Höhenweg Entlebuch Emmental (empfehlenswert!) und sause auf der anderen Seite wieder talwärts. Bei Habschwanden repetiere ich Geografie; rechts von mir zeigt sich die Fortsetzung vom Schimbrig ins Pilatusmassiv, links das Napfgebiet – Reich der Hügel, Kreten und Eggen und als Gegenpol der Täler, Chrächen und Gräben.  

Vorbei an Doppleschwand und Romoos zweige ich am Dorfende rechts ab, rase den Höhenlinien entlang, dann ins Tobel runter und …. jaaaaa, Napfbergland; immer runter, rauf, runter und bis zur Grämse wieder zünftig rauf! Zum Glück habe ich ein E-Bike! Nach der Grämse folgt endlich der erste Feldweg. Hier muss ein kleines Fotoshooting sein – die Abendstimmung überwältigt mich, x-Mal drücke ich ab.  

Blick zurück Richtung Entlebucher Haupttal
Blick Richtung Zwischenziel Holzwäge
Fahrt in die Abendsonne – da muss einfach ein Lächeln aufs Gesicht!

Einkehr im Holzwägebeizli

Im Holzwägebeizli gönne ich mir eine Stärkung; eigentlich ein Aperöli, mit Chips und Schweppes. Aber irgendwie reicht das nicht, vor allem als ich den Nuss-Stengel vom Napf Beck entdecke. Naja, schliesslich habe ich ja schon ein bisschen was geleistet.

Aperitif (und ein bisschen mehr) im Holzwägebeizli
Kapelle auf Holzwäge, im Hintergrund die Baumgartenflue

Nun folgt gemäss Routenbeschrieb im Bike-Guide der Biosphäre das Highlight der Tour – die Aussicht bis zum Jura und zum Säntis auf der Strecke Holzwäge-Hinteregg. Und so ist es. Was bin ich für ein Glückspilz!

Noch einmal ein Boxenstopp fürs Fotoshooting – mit Aussicht auf den Pilatus
Wieder mal ein Blick zurück – rechts der Weg Richtung Weiler Stoos, links jener Richtung Holzwäge
Typische Napfberglandschaft im Abendlicht, mit Hügeln, Tälern und Nagelfluhfelsen

Eine Weile nach dem Weiler Under Chienis stosse ich auf den Wegweiser, der mich zu meiner Unterkunft lotst: Das Biosphären B&B Schattsite.

Wegweiser oberhalb Schattsite
Mein Drahtesel beim Sonnenbaden – auch er mag Sonne!
Und noch ein Sonnenuntergang…
Die Schattsite: Landwirtschaftsbetrieb und Biosphären B&B
Abendstimmung von der Schattsite aus (Nummer 1)
Abendstimmung von der Schattsite aus (Nummer 2)
Willkommensbotschaft auf der Schattsite

Im B&B Schattsite – sonnige Gemüter für glückliche Gäste

Dank dessen, dass ich noch weiterfahre, komme ich ein zweites Mal zum Sonnenuntergang. Obwohl mich Monika schon erwartet, muss ich noch einmal eine Reihe Fotos schiessen. Sie hat Verständnis – auch wenn sie dieses Sonnenuntergangsspektakel wohl fast jeden Abend erlebt. Ich fühle mich mehr als willkommen – erst Monika, die mir entgegenkommt, dann ein blumenumsäumtes „Härzlich willkommä“-Schild und schliesslich noch die ganze Familie, die im Treppenhaus auf mich wartet und mich begrüssen will. Von wegen Schattsite – Wallimanns sind Sonnengemüter. Danke für eure Herzlichkeit – so fühlt man sich einfach wohl und willkommen!

Die Familie Wallimann inklusive Hofhund (Foto: Samuel Büttler)

Ich bin ziemlich auf dem Hund. Viel Fahrtwind, viele Eindrücke, viel Sonne. Ich bin glücklich – so nah und so schön, das Napfgebiet! Ich wechsle ein paar Worte mit Monika und Martin und ihren drei Kindern. Ich gönne mir eine Dusche und plumpse zufrieden ins Himmelbett meiner Prinzessinnensuite im Dachstock. Ehm, stimmt, da war noch was: Ich schneide mir ein Stück der Romooser Birewegge ab, die als Willkommensgruss da liegt. Ich sage einfach niemandem, dass ich die Zähne schon geputzt habe.

Köstliches von hier: Biosphärentees (mit schönen Namen!) und Napfbeerisirup – man spürt die Biosphäre
Aussicht vom Aufenthaltsraum im Dachstock des neu renovierten B&Bs Schattsite

Beim Frühstück leistet mir Monika Gesellschaft, da mich doch noch das eine oder andere wundernimmt.

Familien Team-Work fürs Wohlergehen von Gast und Hof

In der Schattsite wohnen Wallimanns gemeinsam mit zwei anderen Parteien im 2011 neu erbauten Wohnhaus. Sie bewirtschaften 35 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche und 12 Hektaren Wald unter Mithilfe von Martins Eltern. Auf dem Milchwirtschaftsbetrieb mit Schweinemast ist Martin der Chef, im B&B Monika: Sie nimmt die Reservationen entgegen, richtet die Räumlichkeiten her und verwöhnt die Gäste mit selbst gebackenem Brot und selbst gemachter Konfi. Gleichzeitig schmeisst sie den eigenen Haushalt, versorgt die Kinder und arbeitet in Teilzeit als Pflegefachfrau – eine willkommene Abwechslung, wie sie sagt.

Die Gäste kommen vor allem aus der Schweiz, meistens sind es Familien oder Velofahrer, die hier absteigen. Sie schätzen, hier mitnutzen zu dürfen, was sie benötigen: Sei es der Grillplatz, die Spieltraktoren oder der Heizungsraum zum Trocknen nasser Kleider. Und natürlich schätzen sie die Ruhe und die Natur. Eine Oase der Biodiversität sei der Hof. So würden sich hier nicht nur Fuchs und Hase gute Nacht sagen, sondern auch Rehe und Dachse sowie viele Vögel: Mehlschwalben, Bachstelzen, Milane, Mäusebussarde, Wander- und Turmfalken, Elstern, Krähen und sogar ein Uhu.

Zum Abschluss eine knifflige Abfahrt ins Tobel

„Uf Wiedeluege“, wie’s das Schild sagt, sage auch ich und setze meinen Drahtesel in Bewegung. Bald verlasse ich die feudale Teerstrasse und komme auf die steile Waldabfahrt in Richtung Rächelochbach. Hier treffe ich noch einmal auf waschechte Napflandschaft: Auf der einen Seite hohe Nagelfluhwände, auf der anderen wilder, ursprünglicher (Ur)Wald. Schön ist es hier. Und verdammt einsam!

Zurück aus dem Abseits und wieder auf der Teerstrasse flitze ich heimwärts. Der Akku reicht. Tschüss, Kleiner Susten, schön war’s, und bis zum nächsten Mal!

Hinteregg: Auf zum letzten, anspruchsvollen Stück der Kleiner Susten-Tour
Aussicht von der Hinteregg zum Dorf Romoos
Idyllischer Wald- und Wiesenweg nach Mühli
Hohe Nagelfluhwände, die sich wie ein Dach über dem Kopf schützend über dem Weg erheben
Wilder Napfberg(ur)wald kurz vor dem Rächelochbach
Aussicht Richtung Schimbrig (links) und Baumgarteflue (rechts)
Kurz nach Doppleschwand, Aussicht aufs Dorf Entlebuch

Weitere Informationen & Links:


Gast-Bloggerin: Nina arbeitet seit über fünfzehn Jahren in der UNESCO Biosphäre Entlebuch. Sie liebt die Natur und die Bewegung und ist oft auch in der Freizeit im Gebiet unterwegs; im Sommer zu Fuss oder auf Rädern, im Winter auf Ski – von schmal bis breit, mit oder ohne Felle. Sie liebt die Echtheit der Region und die Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort, denn so entsteht Spannendes.

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Menschen aus der Region Luzern-Vierwaldstättersee. Sie berichten über ihre persönlichen Erlebnisse, plaudern aus dem Nähkästchen und verraten unbekannte Schätze aus der Region. Ob Malerin, Grafiker oder Bauarbeiter. Sie alle verbindet die Begeisterung für ihre Region.

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