Ohne App ans Wanderziel

Kategorien Menschen, Natur, Wandern, Willisau

Mittlerweile gibt es zahllose Apps, die einem das Wandern erleichtern. Zugegeben, auch ich nutze gerne swisstopo oder SchweizMobil für die Planung und checke die ÖV-Fahrpläne auf meinem Smartphone. Aber eigentlich ist doch Wandern pures Naturvergnügen. Bildschirm aus und loslaufen. Damit man sich nicht verirrt, gibt es bekanntlich die gelben Wegweiser. 

Einfach den Wegweisern folgen – klingt simpel und ist es auch. Dahinter steckt ein ausgeklügeltes System. Die durchgehende Signalisation wird mit Zwischenmarkierungen erreicht: Gelbe Rhomben bei einem einfachen Wanderweg, weiss-rot-weisse Markierungen bei Bergwanderwegen und weiss-blau- weisse Streifen bei Alpinwanderwegen. Doch Hand aufs Herz, hast du dich nicht trotzdem schon einmal verlaufen? Und dir dabei gedacht, wer denn die Wegweiser falsch ausgerichtet oder die Markierung vergessen hat? 

Andreas› Mission 

Abgesehen von mutwilligen Aktionen ist im Kanton Luzern der Verein Luzerner Wanderwege für die Signalisation verantwortlich. 35 sogenannte Bezirksleiter:innen kümmern sich ehrenamtlich um die Markierung der 2750 Kilometer Wanderwege. Einige schon seit vielen Jahren wie Erwin Vogel (Bezirk Hergiswil) oder Franz Lustenberger (Romoos), Josef Müller und Werner Wicki seit Kurzem im Bezirk Menzberg. Diese vier werden nun von Geschäftsleiter Andreas Lehmann zum «Kontrollgang» in der Region Willisau gebeten. Alle zwei Jahre müssen Franz und Co. zu dieser internen Weiterbildung antraben. Denn dass Wandernde ohne Karte und App zielsicher ankommen, das ist Andreas’ Mission. 

Frischer Anstrich

Natürlich gibt es Handbücher – schweizweit gültig und bis ins kleinste Detail beschrieben, mit Lösungen für etwelche Sonderfälle. «Trotzdem ist es kein Selbstläufer», weiss Andreas Lehmann aus bald zehn Jahren Erfahrung: «Eine klare Bestätigung in Sichtweite von jedem Wegweiserspitz ist Pflicht.» So verläuft man sich auch nicht, wenn mal ein Wegweiser gedreht wurde oder plötzlich ein Richtungszeiger inkl. Stange fehlt. Ja, das kommt vor… 

Die Begehung von Hergiswil über Lindenegg und Mörisegg nach Willisau zeigt, dass trotz minutiöser Betrachtung jeder Verzweigung solche Rhomben zur Bestätigung manchmal vergessen gehen. 

«Betriebsblindheit», kommentiert Erwin die Lücke und spielt den Ball an die zwei «Neuen» weiter. Josef und Werner greifen motiviert zu Klebeband, Pinsel und Farbe. Kurze Zeit später leuchtet die frische gelbe Raute am Baumstamm und erspart Wandernden künftig den Kontrollblick auf die (digitale) Karte. 

Alles für dein Wandererlebnis

Angeregte Fachgespräche prägen diese Weiterbildungstour. Zu ernsthaften Diskussionen kommt es hingegen selten. Erwin hat seinen Bezirk im Griff und beherrscht auch die Kunst der richtigen Anordnung von Wegweisern ohne «Zahnlücken» und ohne verdeckte Schilder. Nicht zwingend relevant, damit wir unsere Wanderroute problemlos finden. Ungeübten Augen fallen allfällige Unstimmigkeiten vermutlich kaum auf, unseren Profis schon. Eine saubere, einheitliche Visitenkarte der Wanderwege liegt ihnen am Herzen und ist komfortabel für den Betrachtenden. Darum geht es dem Luzerner Verein auch – das komplette Wandererlebnis zählt. Dafür investieren die ehrenamtlichen Mitarbeitenden viele Stunden ihrer Freizeit und stellen sich gerne der Überprüfung durch den «Chef». Bestanden, würde ich sagen. 

 


Weitere Informationen und Links: 


Text und Fotos: Ramona Fischer, Luzerner Wanderwege 

Menschen aus der Region Luzern-Vierwaldstättersee. Sie berichten über ihre persönlichen Erlebnisse, plaudern aus dem Nähkästchen und verraten unbekannte Schätze aus der Region. Ob Malerin, Grafiker oder Bauarbeiter. Sie alle verbindet die Begeisterung für ihre Region.

2 Gedanken zu „Ohne App ans Wanderziel

  1. Super guete bietrag, tolli fotos us ämne schöne und erhousame gebiet … ramona dir härzlichi gratulation … lg franz

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