Im Alphornschnupperkurs am Ufer des Vierwaldstättersees 

Kategorien Kultur, Schwyz, Tradition

Beschreibt eine Person, die nicht in der Schweiz lebt, unser Land, dann fällt früher oder später das Wort «Alphorn». Offenbar glaubt man im Ausland, dass wir alle virtuos auf diesem Instrument spielen können. Ob das stimmt? Wir haben einen Selbstversuch gemacht und einen Alphorn-Schnupperkurs in Brunnen besucht. 

Ein Traum, dieser Platz in Brunnen. 

Note 6 für den Durchführungsort 

Unser Übungsplatz ist schon mal Instagram würdig. Wir stehen auf einer gepflegten Wiese in Brunnen und vor uns breitet sich das aquamarin schimmernde Wasser des Vierwaldstättersees aus. Auf der gegenüberliegenden Seite legen die Dampfschiffe am Rütli-Steg an, und am Horizont erheben sich die Urner Berge. So ähnlich sehen vermutlich die Träume von Heimweh- Schweizerinnen und -Schweizern aus. 

Nelly weiss viel über das Alphorn zu erzählen. 

Vom Kommunikationsmittel zum Volksinstrument 

Wir werden von Nelly empfangen. Sie spielt seit 35 Jahren Alphorn und gehört zur Alphorngruppe Schwyzerland. Der Schnupperkurs beginnt mit einem Geschichtsrückblick. Spannend ist zum Beispiel, dass das Alphorn früher von den Hirten eingesetzt wurde, um zwischen den Alpen zu kommunizieren. Als man im 18. Jahrhundert begann, im Tal zu käsen, starb das Instrument fast aus. Erst in den 1960er-/1970er-Jahren wuchs das Interesse wieder und es wurde zum Volksinstrument. 

Die praktischen Übungen beginnen mit dem Mundstück. 

Summen wie eine Biene 

Um die Messlatte hoch zu legen, spielt Nelly uns anschliessend einen Klassiker vor: «Bim Wägchrüz». Bei ihr sieht es ganz einfach aus, ohne Ventil allein mit den Lippen Schwingungen zu erzeugen. Als erste Übung summen wir wie Bienen in ein Mundstück ohne Alphorn. Besser gesagt: Ein Teil von uns macht das, wir anderen versuchen es. Das Mundstück eines Alphorns muss übrigens aus Holz sein, so will es der Eidgenössische Jodlerverband. 

Unter der Anleitung von Nelly entlocken die Teilnehmerinnen dem Alphorn erste Töne. 

Locker bleiben 

Dann wird das 3,47 Meter lange Alphorn an das Mundstück gesteckt. Es ist zwischen zwei bis drei Kilo schwer, und wir sind daher dankbar für den Fuss, der es am Boden stabilisiert. «Gerade stehen. Die Arme locker. Mit dem Zwerchfell stützen», weist uns Nelly an. Fast alle von uns bringen auf Anhieb einen Ton raus – oder ungewollt auch mehrere, denn es ist tückisch den Ton zu halten. Ein Alphorn kann 16 Töne erzeugen, 12 davon werden in den meisten Stücken eingesetzt. «Anfangston ist immer das C», sagt Nelly. Doch wie finde ich das C? 

Alphornspielen braucht viel Luft 

Das Geheimnis, aber auch die Schwierigkeit liegt bei der Luft und den Lippen. Viel Luft und entspanntere Lippen erzeugen tiefe Töne. Je mehr man die Lippen presst, desto höher wird der Ton. So viel zur Theorie. Zeit für eine Kurzumfrage beim Team.  
Carmen: «Es ist viel Luft nötig. Mir wurde fast schwarz vor den Augen.» 
Marisa: «Es ist ein komisches Gefühl für die Lippen, die ich fast nicht kontrollieren kann.» 
Jonas: «Sich sauber zwischen den Tönen zu bewegen, braucht ein wenig Übung.» 

Zum Schluss spielen Nelly und unser Naturtalent ein Lied zusammen. 

Gelebte Heimat 

Im Schnupperkurs zeigt sich schnell: Wer bereits ein Blechblasinstrument spielt, ist im Vorteil. Wir drei Nicht-Musikantinnen freuen uns über unsere Töne. Unser Hobbymusiker kann am Schluss sogar ein Lied zusammen mit Nelly spielen. Gefallen hat es uns allen, und wir können dir diese spannende Erfahrung empfehlen. Wenn man zum See hinaus spielt und ein Schiff vor der Bergkulisse vorbeifährt, dann ist das wie gelebte Heimat. Alphornklänge hört man an klaren Tagen über eine Distanz bis 10 Kilometer. Ob sie uns auf dem Schiff gehört haben? 


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Manuela schreibt seit dem Jahr 2000 über den Kanton Schwyz. Zuerst als Journalistin, später für Schwyz Tourismus. Allein oder mit ihrer Familie sucht sie nach Neuem, Unentdecktem und Verstecktem zwischen dem Zürichsee, dem Vierwaldstättersee, der Spitze der Rigi und dem hintersten Winkel des Muotatals. Sie begegnet Menschen, die im lokalen Brauchtum verwurzelt sind, innovative Ideen leben oder die Schätze der Natur hegen. So viel Begeisterung für die Schwyzer Vielfalt und landschaftliche Schönheit kann man nicht für sich behalten, man muss sie teilen.

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