Den Urner Grenzen entlang – Zwei Freunde, ein Abenteuer

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Die zwei Freunde Jil Schmid und Tobias Rutishauser machten sich auf den Weg, die Kantonsgrenzen von Uri zu umrunden. Nicht auf herkömmliche Weise, sondern zu Fuss, mit dem Fahrrad, Gleitschirm und im Kajak. Was an einem regnerischen Herbsttag letztes Jahr als Idee reifte, wurde diesen Sommer zu einem der intensivsten Abenteuer ihres Lebens.

Eine Linie, ein Ziel auf der Landkarte

Während Tobias die Rekrutenschule in Andermatt absolvierte, entstand die Idee einer Urner Grenzumrundung. Denn die Abgeschiedenheit der Grate und Täler sowie der Tatsache, dass die Urner Gipfel (noch) nicht überlaufen sind, beeindruckten den aus Bonstetten stammenden Studenten, der inzwischen in Horw Medizintechnik studiert. Mit Jil aus Reichenbach im Kandertal fand er die perfekte Partnerin für dieses faszinierende Projekt. Gemeinsam verbindet sie nicht nur ihren erlernten Beruf des Schreiners bzw. der Schreinerin, sondern auch die Leidenschaft für die Berge, die Alpen und das Abenteuer draussen in der Natur.

Die beiden 23-Jährigen wollten ein Projekt wagen, das abseits des bekannten Bergsteiger-Mainstreams liegt. Keine 4’000er, keine Gipfelkreuze mit Selfie-Schlangen – sondern eine klare, gezeichnete Linie auf der Karte, die sie um den ganzen Kanton Uri führte. Der Reiz? Das Ungewisse und die wilde Natur – im Wissen, dass genau das ein echtes Abenteuer verspricht. Ebenso reizte sie die Herausforderung, alle Höhen und Tiefen gemeinsam als Team zu meistern.

Hike, Fly, Paddle – Abenteuer in drei Dimensionen

Ob über Grate, durch Täler, über Pässe oder entlang wilder Flüsse: Jil und Tobias kombinierten Bergsport mit Gleitschirmfliegen und Kajakfahren. Der Fokus lag auf der körperlichen Vorbereitung – Kondition, Ausdauer, Durchhaltewille. Bergsteigerisch fühlten sie sich der Aufgabe gewachsen, so mussten sie in diesem Bereich nur noch als Team zusammenwachsen. Die Gleitschirme waren ihnen als begeisterte Hike & Fly-Pilot und Pilotin vertraut. Das Kajakfahren probten sie einmal kurz vor dem Start – damit auch die letzte Etappe über den tiefblauen Urnersee gelingt. Beim Gepäck fokussierten sich die zwei auf das Nötigste. Je nach Etappe reichte das von einem leichten Trailrunning-Rucksack bis hin zu einem Rucksack mit Biwak-Ausrüstung, Seilen und Karabinern.

Der Support? Eine logistische Meisterleistung. Damit das Projekt erfolgreich war, hatten sie jede Woche einen Hauptsupporter. Diese Person brachte nicht nur Verpflegung, sondern versorgte sie mit allem Nötigen und schaute, dass das Fahrzeug jeweils von A nach B gelangte. Teils schleppten sie sogar Material auf den Berg. So zum Beispiel beim Grassenbiwak, als ihnen ihre Supporter die Gleitschirme brachten. So konnten Jil und Tobias nach der Überschreitung des Grassengrats – einer 11-stündigen Kletterei – entspannt der Grenze entlang direkt zur Fürenalp hinunterfliegen. Teamwork auf allen Ebenen. Für die grossartige Unterstützung sind Jil und Tobias sehr dankbar.

Grenzen erleben – körperlich, geografisch, mental

Die Natur zeigte sich unberechenbar: Der Juni war heiss, der Juli nass – die beiden mussten immer wieder wetter- und gesundheitsbedingt Pausen einlegen und oft auf Plan B oder C zurückgreifen. Umso wichtiger war es, jede Etappe sorgfältig zu planen und stets das Gelände, das Wetter und die eigene Verfassung zu prüfen. An wenigen Tagen – wenn die Sicht- und Schneeverhältnisse kein sicheres Durchkommen zuliessen – waren die beiden ausserhalb des Korridors von 500 m links und rechts der Kantonsgrenze unterwegs. Sicherheit ging immer vor – auch wenn es bedeutete, den Plan anzupassen und Umwege in Kauf zu nehmen. Genau diese Unsicherheit machte das Projekt so besonders. Ob Magenprobleme, Dauerregen, «Whiteouts»oder Winter-Comeback mit Schneegestampfe – die beiden meisterten jede Hürde mit Durchhaltewillen, Vertrauen und einer Prise Humor.

Was auf der Karte so klar aussieht, wurde zur Grenzerfahrung in jeder Hinsicht. Besonderen Respekt hatten sie vor der langen Gratüberschreitung wie vom Urnerboden auf den Oberalppass oder vom Furka- zum Sustenpass. Besonders in Erinnerung bleibt ihnen der Tag 18 – ein Tag an dem Mutter Natur ihre Macht vorführte. Der Abstieg vom Sustenhorn über den Nordgrat zum Sustenpass ist selbst bei trockenen Verhältnissen aufgrund des sehr brüchigen Geländes herausfordernd.

Bei rund 30 cm Neuschnee gestaltet sich dieses Unterfangen noch schwieriger. Deswegen planten sie mit dem Gleitschirm vom Gipfel zu starten und entlang der Urner Grenze zu fliegen. Auf dem Gipfel blies jedoch zu viel Wind, also stiegen sie 200 Höhenmeter ab. Der Wind liess nach, doch nun erfasste sie eine Wolke und sie standen wortwörtlich im «Whiteout». Statt Panik? Abwarten, M&M’s essen, das Wolkenspiel beobachten und richtige Zeitfenster erwischen. Die Wolken rissen auf, doch für wie lange? Sie zogen ihre Gleitschirme auf und flogen los. Das Wolkenfenster blieb offen. Fünf Minuten vor der Landung setzte ein leichter Schauer ein, doch sie landeten sicher. Kaum war das obligate Landefoto geschossen, setzte der Regen ein. Rückblickend war dieser Tag einer der magischsten Momente der ganzen Tour.

Die Grenze selbst zeigte sich dabei in einer überraschenden Vielfalt. Manchmal meinte Jil schmunzelnd: «Ich wusste gar nicht, dass die Schweiz dahinten in diesem einsamen Tal noch Land hat.» Nicht jeder Tag war episch, aber jeder Tag war besonders. Ob die täglichen Begegnungen mit Gämsen und Steinböcken oder das Nachtlager auf einer Wiese eines Bergbauern, was in einem spontanen gemeinsamen «z’Abig» endete. Oder einfach der Moment, wenn man trotz Erschöpfung am Abend noch lachen kann – all das machte die Tour unvergesslich.

Wachstum beginnt, wo Komfort endet

Wetterbedingt legten Jil und Tobias zum Teil längere Etappen zurück, um in SAC-Hütten übernachten zu können. Ansonsten schliefen sie im Auto, im Zelt oder biwakierten unter freiem Himmel. Die Mahlzeiten reichten von Nudeln und Reis bis hin zu gefriergetrocknetem Expeditionsessen, das mit heissem Wasser zubereitet wurde. Beide gingen an ihre körperlichen Grenzen. Besonders gegen Ende spürte Jil, dass ihr Körper am Limit war. In der Nacht plagten sie oft starke Muskelschmerzen in den Beinen. Doch mit mentaler Stärke und gegenseitiger Motivation kämpften sie sich durch.

Die wichtigste Erkenntnis? Ein starkes Team und Vertrauen. Ein Teampartner, der mitdenkt, mithilft, mitpusht und mitlacht, ist der Schlüssel. Tobias ergänzt: «Unsere Teamstrategie war: Wenn der eine im Tief ist, versuchte der andere noch mehr Gas zu geben, um den anderen wieder aus dem Tief zu holen.» Ebenso wichtig ist ein gleiches Risikobewusstsein. Denn das reduziert Unstimmigkeiten und Konflikte auf ein Minimum.

23 Tage unterwegs

Vom Startschuss am 7. Juli 2025 in Sisikon, noch gemütlich auf dem Fahrrad, bis zum Triumph am 8. August 2025: Die Urner Grenzumrundung bot alles, was Abenteuer verspricht. Dazwischen liegen viele atemberaubende Sonnenaufgänge, zahlreiche Gipfelkreuz-Selfies, die höchstgelegene dreifache Wasserscheide der Schweiz, ein geographisches Highlight und sogleich der südlichste Punkt von Uri, sowie ein Winter-Comeback mit Minusgraden und 50 cm Neuschnee. Nach 23 Tagen erreichten Jil und Tobias das Ziel – erschöpft, glücklich und mit einem kühlen Bier in der Hand. Wir gratulieren zu dieser starken Leistung und nehmen den Hut.👏🏻

Ein Abenteuer, das inspiriert

Die beiden würden es wieder tun – nicht dieselbe Route, aber ein ähnliches Projekt, das sie fordert, überrascht und formt. Und sie ermutigen all jene, die das Abenteuer in der eigenen Heimat suchen: Wer bereit ist, die Komfortzone zu verlassen, wer Organisation nicht scheut und sich im steilen Gebirge wohlfühlt, findet hier sein Traumprojekt. Ihr Grenzumrundungsabenteuer haben sie auch in einem spannenden Wochenrückblick auf ihren Instagram-Kanälen geteilt (@jil.schmid und @tobias_rutishauser).

Bereit für dein eigenes, echtes Abenteuer?

Die Berge des Kantons Uri warten auf dich – mit steilen Felsen, luftigen Höhen, wilden Pfaden, stillen Tälern und viel unberührter Natur. Hol dir Inspiration und konkrete Tourentipps auf www.uri.swiss/aktiv.

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Obwohl die Urnerin mittlerweile in Zug wohnt, ist sie mit ihrem Heimatkanton immer noch sehr verbunden. In ihrer Freizeit ist Tanja oft und gerne draussen unterwegs: Beim Skifahren, Wandern oder am See. Dabei kommt ihr die imposante Urner Bergwelt natürlich gelegen. Sie liebt das Reisen und ist fasziniert von verschiedenen Kulturen und kulinarischen Köstlichkeiten ferner Länder.

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