Die Rigi Bahnen feiern einen runden Geburtstag. Dies nehme ich zum Anlass, wieder einmal bewusst mit der Zahnradbahn auf die Königin der Berge zu fahren. Schliesslich ist der Weg das Ziel, wie bereits Konfuzius sagte.

Ferienstimmung

Gestartet wird auf dem historischen Hochperron in Goldau auf 517 Meter über Meer. 1231 Höhenmeter und 39 Minuten entfernt thront Rigi Kulm – an diesem Tag im späten April noch schneebedeckt. Das Hochperron wurde 1897 gebaut und vor wenigen Jahren originalgetreu renoviert. Bei meinem kleinen Abstecher in den Shop kommt ein wenig Ferienstimmung auf: so viel Schokolade und so viele typisch schweizerische Souvenirs.

«Meine» Lokführerin

Die Lokführerin auf meiner Fahrt heisst Selina Gerig. Wir Fahrgäste sind gut aufgehoben, denn die 30-Jährige ist Ausbildnerin für Lokführer bei den Rigi Bahnen. Als gelernte Polymechanikerin könnte sie auch Hand anlegen, falls wir unterwegs eine Störung hätten. Die gebürtige Goldauerin erklärt zudem gerne, wie eine Zahnradbahn funktioniert, gibt Wandertipps und verrät, wo auf der Rigi die schönsten Plätze sind.

Wandertipp

Wusstet ihr zum Beispiel, dass bei der Station Kräbel die Luftseilbahn auf Rigi Scheidegg in unmittelbarer Nähe liegt? Die beiden Bahnen zusammen mit der Wanderung von Rigi Scheidegg nach Rigi Wölfertschen-First oder Rigi Kulm ergeben eine schöne Rundreise.

Übrigens: Als einzige Frau darf Selina Gerig mit dem historischen Wagen 6 mit Baujahr 1911 fahren, dem ältesten Zahnradtriebwagen der Welt. Er kommt bei Fonduefahrten zum Einsatz sowie an schönen Tagen bei vielen Gästen. In der Sommersaison ist jeweils am Mittwoch sein Tag: Denn am Rigi Historic Tag rollen nur Fahrzeuge, die mindestens 50 Jahre alt sind. Und im Mai wird Wagen 6 natürlich bei der historischen Fahrzeug-Parade anlässlich des Jubiläums nicht fehlen.

Abwechslungsreiche Fahrt

Nach wenigen Minuten säumen nicht mehr Häuser die Schienen, sondern Felsen auf der einen und Bäume auf der anderen Seite. Gemütlich ruckelt der Zug bergwärts. Im Gegensatz zu ultra-modernen Bahnen ist die Fahrt mit der Rigi-Zahnradbahn auch ein sinnliches Erlebnis. Mal pfeift der Zug, beim Bremsen beugt es meinen Oberkörper sanft nach vorn und besonders schön: Ich kann das Fenster öffnen und so die Geräusche und Gerüche von draussen wahrnehmen.

Selina Gerig hat mir eine abwechslungsreiche Fahrt versprochen. Und so ist es. Mal eröffnet sich ein Weitblick über Arth und den Zugersee. Mal scheinen die Bäume sich zu strecken, um den Himmel zu berühren.

Und wir fahren an insgesamt drei Wasserfällen vorbei. Der Rotenfluebach, der Dossenbach und der Schildbach transportieren das Schmelzwasser ins Tal.

Eine Schönheit

Auf Rigi Kulm empfängt uns der Winter und ein Wolkenhase springt vor meine Linse. 13 Seen soll man von hier aus sehen, doch heute ist die Fernsicht trüb. Dafür fasziniert mich das Farbenspiel der Pastelltöne zwischen den sanften Wolkenballen und zackigen Bergspitzen. Ich bin nicht die einzige, der es auf 1797 Meter über Meer gefällt. «Che bellezza», ruft ein Fahrgast, als er aus dem Zug steigt.

Zurück ins Tal

Leider bleibt keine Zeit, um das Panorama auf der grandiosen Terrasse des Hotels Rigi Kulm zusammen mit einer kleinen Stärkung zu verinnerlichen. Selina Gerig muss sich an den Fahrplan halten. Abfahrt Rigi Kulm: 11.01 Uhr.

Auf der Rückfahrt schrumpfen die Schneefelder zu kleinen Flecken zusammen. Es übernimmt ein neues Weiss: jenes der Krokusse und Obstbaumblüten.

Zurück in Goldau bedankt sich die Lokführerin bei den Fahrgästen und wünscht einen schönen Tag. Ich danke auch. Für den einfachen Ausbruch aus dem Alltag und die vielen kleinen-grossen Einzelheiten, welche die Fahrt so speziell machten.


Infos und Tipps


Weitere Erlebnisse auf der Rigi

Manuela schreibt seit dem Jahr 2000 über den Kanton Schwyz. Zuerst als Journalistin, später für Schwyz Tourismus. Allein oder mit ihrer Familie sucht sie nach Neuem, Unentdecktem und Verstecktem zwischen dem Zürichsee, dem Vierwaldstättersee, der Spitze der Rigi und dem hintersten Winkel des Muotatals. Sie begegnet Menschen, die im lokalen Brauchtum verwurzelt sind, innovative Ideen leben oder die Schätze der Natur hegen. So viel Begeisterung für die Schwyzer Vielfalt und landschaftliche Schönheit kann man nicht für sich behalten, man muss sie teilen.

2 Gedanken zu „150 Jahre Rigi Bahnen

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