slowUp: Seewärts mit Entschleunigung

Kategorien Sempachersee, Tradition, Veranstaltung

Jedes zweite Jahr werden die Autos für einen Tag von den Strassen rund um den idyllischen Sempachersee «verbannt» und der unmotorisierte Langsamverkehr übernimmt das Zepter. Am 18. August 2019 ist es wieder soweit: slowUp ist angesagt.

An einem durchschnittlichen slowUP-Sonntag am Sempachersee nehmen rund 25’000 Personen teil © Greogor Stäuble, sgrafik Nottwil

Gemütlich fahre ich mit dem Bike der Strasse entlang. Und ich bin nicht alleine: Die 24 Kilometer lange Route um den See wird an einem typischen slowUp-Tag von rund 25’000 Leuten befahren. Wenn das Wetter stimmt, kommen sogar noch etwas mehr. Es fühlt sich manchmal schon fast wie ein Volksfest an. Die allermeisten sind auf Fahrrädern unterwegs, aber auch Inline-Skater sind mit dabei, hie und da Slalom-, Skate- und Longboarder und vereinzelt auch ganz exotische Gefährte der Marke Eigenbau. Es hat sogar einen, der einen runden Rollkäfig über sein Rad geschweisst hat und beim abrupten betätigen der Vorderbremse eine elegante Rolle vorwärts hinlegen kann.

Das Ziel haben alle das gleiche: nach dem Motto «slow down, pleasure up» – kurz slowUp – die autofreie Route in gemütlichem Tempo und nur mit Muskelkraft befahren und die wunderschöne Region geniessen.

Am slowUp übernimmt der unmotorisierte Verkehr die Hauptstrasse © Christian Friker, slowUp Schweiz

Es gibt viel zu sehen

Wer es nicht nur sportlich mag, sondern wie ich auch einfach gerne das Geschehen beobachtet, ist hier bestens bedient: Über die ganze Strecke hinweg sind Attraktionen wie Festzelte, Verpflegungsstände oder Erlebnisstationen aufgestellt. Besonders fallen die grossen, openair-ähnlichen Event-Lounges der Hauptsponsoren Migros, Rivella und SportXX auf. Bei der Migros entspannen die Leute im Schatten auf Heuballen, bei Rivella gibt es Rivella und Geschicklichkeitsspiele und bei SportXX kümmern sich Velomechs gratis um kraftlose Bremsen, falsch eingestellte Schaltungen und platte Reifen. In den Gemeinden bringen die Turn- und Musikvereine Mineralwasser und Hot-Dogs unter die kräftegezehrten Leute und auf der Kirchentreppe spielt die örtliche Guggenmusig das, was sie von der vergangenen Fasnacht noch nicht komplett vergessen hat.

In allen Gemeinden rund um den See warten Verpflegungs- und Getränkestände auf die slowUppers © Christian Friker, slowUp Schweiz

slowUp hat nichts mit einem Rennen zu tun

«Ohne das Engagement aller Beteiligten wäre der Anlass gar nicht möglich», hält Aldo Lehner fest. Lehner ist OK-Präsident des slowUp Sempachersees, von Anfang an dabei und veranstaltet am 18. August 2019 den neunten slowUp. Auf der genau gleichen See-Strecke renne ich normalerweise den Halbmarathon, aber «mit einem Rennen hat der slowUp nichts zu tun», klärt mich Lehner auf. Nicht be- sondern entschleunigen ist das Ziel des Anlasses, welcher heute vor allem von Familien genutzt wird und sich im regionalen Eventkalender fest etabliert hat.

Die slowUp-Events finden in der ganzen Schweiz statt und haben sich in den bald zwanzig Jahren ihres Bestehens einen festen Platz in Kalendern gesichert ©Christian Friker, slowUp Schweiz

Nationaler Event trifft Nerv der Zeit

Der slowUp am Sempachersee ist einer von insgesamt 19 solcher Anlässe in der ganzen Schweiz. Sie alle folgen dem gleichen Rezept: ein autofreier Sonntag, eine idyllische & flache Strecke und viel Engagement der Gemeinden, Sponsoren und Vereine. Eine nationale Trägerschaft koordiniert die Erlebnistage auf nationaler Ebene und auf regionaler Ebene kümmern sich regionale Trägerschaften um die Durchführung. Die Gesellschaft hat seit der Jahrtausendwende doch stark an Tempo zugelegt, finde ich. Da kommt ein Event, der sich ums «langsam sein» dreht, genau richtig. Das zeigen auch die Besucherzahlen, die nur aufgrund des Wetters schwanken, ansonsten aber ein festes Interesse belegen.

Der slowUp Sempachersee ist darum genau das richtige für all jene, die die seltene Gelegenheit der komplett gesperrten Seeroute nutzen, draussen entspannt in einer malerischen Gegend unterwegs sein und sich einen Tag lang einfach im bunten Geschehen treiben lassen wollen.

Der Sempachersee und die grünen Hügelzüge geben ein idyllisches Bild ab © Christian Friker, slowUp Schweiz

Infos und Tipps

Viel Wasser trinken!
In allen Gemeinden wird gratis Wasser abgegeben, welches in die eigenen Flaschen gefüllt werden kann. Im Hauptvillage auf dem Marktplatz Sursee stellt die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz eine grosse Wassertankstelle auf.

Die vielen Leute, die Getränke und das Essen locken im Sommer Wespen an. Das OK empfiehlt den Teilnehmenden, Sprühflaschen mit Wasser mitzubringen, um die Insekten wirksam zu vertreiben. Wespenstiche sind auch die grössten Zwischenfälle, die der slowUp Sempachersee seit der ersten Durchführung im Jahre 2003 erlebt hat: einen grossen Unfall gab es nie.


Marco ist am Sempachersee aufgewachsen und kennt die Region wie seine Westentasche. Das Schreiben ist seine Passion und er glaubt ungebrochen an die Kraft von spannenden Geschichten. Das hat er zu seinem Beruf gemacht und heute ist er digitaler Marketer und selbstständiger Contentprofi. Marco bloggt für Sempachersee Tourismus, spricht fliessend Digital, fotografiert leidenschaftlich, rennt, klettert, übernachtet im Zelt und seit er einen VW-Bus besitzt, besteigt er eigentlich kaum noch ein Flugzeug.

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