Hinter den Kulissen: So entsteht eine Installation am Lichtfestival Luzern
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Es ist wieder so weit – das sechste Lilu Lichtfestival Luzern findet statt. Und mittendrin sind auch drei Studentinnen aus dem Bachelor Animation der Hochschule Luzern Design Film Kunst. Heute werfen wir mit ihnen einen Blick hinter die Kulissen und erfahren, wie eine Lichtinstallation entsteht, die Tausende begeistert.


«Monumental Journey» heisst eine der Installationen am sechsten Lilu Lichtfestival Luzern, die für magische Momente sorgen. Erstellt wurde sie von den HSLU-Studentinnen Ana Sofía Aillaud Trasviña, Mona Gassner und Marija Simovic unterstützt von Anna Müller.
Im Interview verraten Ana Sofía und Mona, was sich hinter den Kulissen der leuchtenden Kunstwerke abspielt.
Hallo zusammen! Das Lilu arbeitet ja seit fünf Jahren mit der Hochschule Luzern HSLU zusammen. Wie kam es dazu, dass ihr dieses Jahr die Installation machen durftet?
Mona: Letztes Jahr, in unserem zweiten Studienjahr, konnten wir zwischen drei Projekten wählen. Wir drei haben Expanded Animation II gewählt, während alle anderen ein anderes Modul gewählt haben. So haben wir die verantwortungsvolle Aufgabe bekommen, dass wir zu dritt an diesem Projekt arbeiten. (lacht)
Ana Sofía: Expanded Animation umfasst dabei alles, dass filmische Animation ist, aber nicht auf einem Bildschirm abgespielt wird. Sondern es kann überall gezeigt werden, wie zum Beispiel auch auf grossen Flächen wie beim Lilu.


Also hattet ihr sozusagen gar keine andere Wahl?
Ana Sofía: Also wir wussten das, als wir uns fürs Modul eingeschrieben haben. Aber normalerweise wird für die Peterskapelle animiert, aber dieses Jahr durften wir erstmals das Löwendenkmal gestalten – schon eine gewisse Challenge. Denn vom Löwendenkmal gab es noch kein Modell. So musste unsere IT während der Produktion für uns ein kleines Modell erstellen, damit wir sehen konnten, wie die Produktion aussieht und überprüfen, dass sich die Linien nicht verziehen.

Habt ihr euch genau wegen der Zusammenarbeit mit dem LiLu für das Modul eingeschrieben?
Ana Sofía: Ich schon ja.
Mona: Ja schon. Unsere Klasse durfte bereits in unserem ersten Studienjahr für die Installation in der Peterskapelle etwas erstellen. Damals haben wir alle einen kurzen Film erstellt. Und das hat mir so gefallen, dass ich gedacht habe: Das will ich wieder machen.
«Am Schluss dachten wir uns: Warum nicht alles miteinander verbinden?»
– Ana Sofía Aillaud Trasviña
Demnach war das Projekt eine grosse Herausforderung?
Ana Sofía: Film-Animation ist normalerweise sehr zeitaufwendig. Aber wir hatten nur acht Wochen, um den Film zu erstellen. Zwei davon gingen für die Pre-Produktion mit Ideen, Skizzen und Concept Art drauf. Für die eigentliche Arbeit blieben uns nur fünf Wochen. Trotzdem haben wir es geschafft, einen sieben Minuten langen Film zu erstellen – mit einem eher unorthodoxen Workflow. (lacht)
Mona: Zum Vergleich: Für unsere Bachelor-Filme, an denen wir gerade in kleinen Gruppen arbeiten, haben wir ein ganzes Jahr Zeit. Am Ende sind diese Filme nur drei bis fünf Minuten lang.

Bei eurer Installation machen sich verschiedene Löwen aus verschiedenen Kulturen zusammen auf eine Reise. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
Ana Sofía: Es war Marjias Idee. Anfangs haben wir noch mit ganz unterschiedlichen Elementen des Denkmals experimentiert, zum Beispiel dem Wasser. Am Schluss dachten wir uns: Warum nicht alles miteinander verbinden?
War es denn schwer die verschiedenen Kunststile zu zeichnen?
Mona: Wenn man Animation macht, ist man sich gewöhnt an verschiedenen Stilen anzupassen. Und so konnten wir auch gleich an den verschiedenen Zeichenstile, inspiriert von den dargestellten Kulturen, üben und sie einbauen.
Ana Sofía: Wir haben die Arbeit aufgeteilt: Marija und Mona haben die Löwen gezeichnet, während ich alles zusammengesetzt und den Funken animiert habe. Hintergründe und andere Elemente haben wir gemeinsam gezeichnet. So konnten wir Zeit sparen, da sich nur eine Person intensiv mit einem bestimmten Stil beschäftigen musste.


Könnt ihr ganz einfach erklären, wie man so eine Animation erstellt?
Mona: Wir haben eine 2D-Animation von Hand gezeichnet. Dabei malt man ein Bild nach dem anderen, sodass eine Bewegung entsteht, wenn man die Bilder abspielt. Normalerweise nimmt man 12 Bilder pro Sekunde. Also wenn man 12 Bilder gezeichnet hat, hat man genau 1 Sekunde Film. (lacht) Weil wir wenig Zeit hatten, haben wir nur etwa 6 Bilder pro Sekunde gezeichnet und uns so die Hälfte der Arbeit gespart. Dann muss mand das natürlich auch noch alles zusammensetzen.
Ana Sofía: Die Zusammenstellung nennt man Compositing. Dafür habe ich mit dem Programm After Effects gearbeitet. Dort kann man die Hintergründe und die Bilder übereinanderlegen und ganz einfach verschieben. Also zum Beispiel die Szene von der Brücke ist einfach ein langes Bild, dass ich gaaaanz langsam abgespielte habe. (lacht) Der Funke in der Animation ist ein Loop, also eine sich wiederholende Sequenz. Wir haben allgemein mit Loops gearbeitet, was nicht immer üblich ist.


Mona: Ja, das spart viel Zeit. Zum Beispiel haben wir für die laufenden Löwen einen sogenannten Walk-Cycle erstellt. Dabei zeichnet man nur 8 Bilder – jeweils einen Schritt mit dem rechten und linken Bein – und spielt diese immer wieder ab. So entsteht die Illusion, dass die Löwen laufen.
Ana Sofía: Und das wiederholt man dann für alle 6 Löwen.
«Animieren ist immer schwer, egal wie gut man ist.»
– Mona Gasser
War die Animation schwer?
Mona: Es war schon eine Herausforderung. Animieren ist immer schwer, egal wie gut man ist. Aber ein Walk-Circle ist eine der Grundübungen, die man lernt, und das hat uns viel Zeit erspart. Aber wenn die Löwen etwas anders gemacht haben als nur von links nach rechts zu laufen, mussten wir das natürlich einzeln zeichnen.
Ana Sofía: Die grösste Herausforderung war der Zeitstress. Und für mich war es auch noch das Programm After Effects. Ich habe zuvor noch nie damit gearbeitet und musste mir das noch alles selbst beibringen.


Welcher ist euer persönlicher Lieblingsmoment in der Animation?
Mona: Ich mag den Anfang mit dem Höhlenlöwen von der Stimmung her besonders schön. Und auch den Schluss, wenn alle Löwen gemeinsam über die Brücke laufen.
Ana Sofía: Ja, die Brücke ist unsere Schlüsselszene, die einfach funktionieren musste. Mein Lieblingsmoment ist die Szene mit dem griechischen Löwen. Ich habe verschiedene Herkules-Figuren mit unterschiedlichen Emotionen gezeichnet, die auf einem antiken bemalten Teller dargestellt sind. Ich hoffe, dass sich die Animation im Teich spiegelt und der Teller echt wirkt. Leider konnten wir das nicht testen.


Aber ihr konntet die Animation ja wohl nicht direkt am Löwendenkmal testen, oder?
Mona: Nein, wir hatten das kleine Modell der IT. Damit konnten wir sehen, ob sich die Linien verziehen.
Ana Sofía: Genau, bei dieser Produktion ist speziell, dass sie auf eine dreidimensionale Fläche projizierte wird. Da mussten wir immer schauen, dass die Bewegungen nicht das Löwendenkmal schneiden und sich die Linien verziehen. Und wenn man Filme auf einen grosse Fläche projiziert, dann sieht es immer schneller aus, als es eigentlich ist.
Für das hattet ihr auch ein Model?
Ana Sofía: Nein, dafür haben wir einfach auf eine große Wand projiziert. Ursprünglich waren aber die Szenen viel zu schnell, wie der Übergang von Ägypten nach Griechenland. Das war ein riesiges Bild, das wir dann einfach langsamer abgespielt haben.
Mona: Wir mussten also auch immer berechnen, wie gross die Bilder oder wie lang die Hintergründe sein mussten, damit sie für die geplante Dauer sichtbar sind.
Das klingt nach grossen Dateien.
Ana Sofía: Ja, das sind grosse Files. Als ich den Film dann gerendert habe, also den Film in hoher Qualität im Videoformat final speichern wollte, musste ich einen PC von der Schule ausleihen, weil meiner es nicht mehr konnte. Und selbst dort hat es noch fünf Stunden gedauert…



Abschliessende Frage: Gibt es eine Szene, auf die ihr besonders stolz seid?
Mona: Ich fand es sehr spannend den Höhlenlöwen im Stil der Höhlenzeichnungen zu animieren. Da musste ich herausfinden, wie ich das genau mache, damit es auch cool aussieht. Das hat mir Spass gemacht.
Ana Sofía: Ich bin froh, dass alles geklappt hat. (lacht). Stolz bin ich schon auf die Brückenszene, die alles verbindet. Marjia hat den Hintergrund dafür gemalt. Und sie sagt auch, dass sie am stolzesten darauf ist, dass am Ende alle unsere verschiedenen Animationsstile zusammenkommen. Man erkennt in der Animation ein Stück unserer Persönlichkeit.

Credits
- Leitung Bachelor Animation: Jürgen Haas
- Modulverantwortiche: Prof. François Chalet & Patrick Portmann
- Musik: Leo Brennauer
- Studierende Bachelor Animation: Ana Sofía Aillaud Trasviña, Simovic Marija, Gassner Mona
- Helferin: Anna Müller