Nicht irgendein Schnaps, der Edelwhite Gin aus dem Entlebuch

Kategorien Biosphäre Entlebuch, Kulinarik, Menschen

Die UNESCO Biosphäre Entlebuch ist bekannt für ihre natürliche Landschaft, die vielen Kräuter, Beeren und Wurzelpfaden in satten, grünen Wäldern. Eine Vielzahl davon hat Barbara Grossenbacher in etlichen handgefertigten Arbeitsschritten zu einem Gin gebrannt. Resultat? World’s Best Gin and Tonic im 2019 (ausgewählt aus 807 Gins) und etliche weitere Auszeichnungen für den Edelwhite Gin. Doch fangen wir von vorne an.

«From Botanicals to the Bottle»

Oder zu Deutsch «Von den Kräutern in die Flasche». Nach dieser Idee ist der Edelwhite Gin in der UNESCO Biosphäre Entlebuch entstanden. Barb Grossenbacher, eine Entlebucherin mit kanadischen Wurzeln, sollte im Frühling 2017 am WEST-Diplomkurs (Wine and Spirit Educational Trust) im österreichischen Rust ihre Ausbildung mit einer Diplomarbeit zum Thema Spirituosen abschliessen. Doch einfach nur eine weitere Arbeit schreiben, die in irgendeiner Schublade verschwindet? Nein, die innovative Entlebucherin wollte gleich selber eine «Spirituose» herstellen und zwar etwas mit Möglichst viel von ihrer Wahlheimat Entlebuch drin.

Sandra & Barb beim Mischen der Botanicals

Doch was wiederspiegelt das idyllische Entlebuch? Schnaps wie Zwätschge, Träsch oder Chrüter gibt’s schon einige, sehr gute sogar. Aber einen Gin – das gab es noch nicht. Insgesamt 27 Zutaten, die sogenannten Botanicals, sind Bestandteil des Edelwhite Gin. Dazu gehören verschiedene Kräuter, Blätter, Samen, Blüten, Hülsenfrüchte, Wurzeln, Rinden sowie Beeren und Früchte. 14 von diesen Botanicals stammen aus der Biosphäre Entlebuch und werden von Hand gepflückt – von Barb selbst, ihrer Familie, den Nachbaren oder lokalen Landwirten.

14 von 27 Botanicals stammen aus der Biosphäre Entlebuch

Von A bis Z handgefertigt

Generell ist der Edelwhite Gin ein Paradebeispiel von Authentizität, Handarbeit und Zusammenarbeit mit lokalen Produzenten. Für die richtige Rezeptur holte sich Barb Hilfe von Sandra Limacher, Aromatherapeutin und Heilpflanzenfachfrau. Gemeinsam wurde stundenlang am richtigen Rezept getüftelt, Wissen von Heilkräutern geteilt, Mondkonstellation für den richten Zeitpunkt der Destillation erforscht und natürlich immer und immer wieder destilliert. Als das Rezept bis ins Detail ausgefeilt war, kam Bruno Limacher, Entlebucher Schnapsbrenner aus Leidenschaft, ins Spiel. Er führt den Destillationsprozess traditionell im Kupfertopf durch und feuert diese wie in den letzten 100 Jahren mit Holz ein. Das Rezept musste nur noch «kurz» von einem halben Liter auf 300 Liter umgerechnet werden. Was das für ein Aufwand ist, kann man sich in etwa vorstellen, wenn man schon mal ein einfaches Rezept von 4 Personen für 6 Personen hochgerechnet oder für 1 Person runtergerechnet hat…

Die mobile Schnapsbrennerei von Bruno Limacher

Im Eiltempo ging es voran mit dem Entlebucher Gin. Die Diplomarbeit brachte Höchstnoten, von der IWSC (International Wine & Spirit Competition) in London wurde der Gin auf Anhieb mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet. Sieben Wochen nach der Destillation präsentierten Barb und Sandra den Edelwhite Gin der Öffentlichkeit.

Barbara Grossenbacher-White mir ihrem Edelwhite Gin

Die ganze Familie hilft mit

Zweimal Jährlich wird der Edelwhite Gin gebrannt. Oder einen Batch destilliert, wie man in Gin-Sprache, eine Charge nennt. Jede Flasche wird von Hand abgefüllt, beschriftet, nummeriert und versiegelt. Einen besonderen Platz im Projekt hat auch das Heilpädagogische Zentrum in Schüpfheim, wo die Tochter von Barb arbeitet. Hier ist man mit der Herstellung von Schnüren und Stofftaschen für die Edelwhite-Gin-Flaschen behilflich. Mit einer Apfelschälmaschine werden die Kordeln gedreht und die Büchlein sind Stück für Stück von Hand gefaltet. Aktuell werden dort sogar die Flaschen der Edelwhite Gin Limited Special Edition bemalt, wovon es lediglich 300 Flaschen gibt. Für die Edelwhite-Stoffbeutel werden Reststoffe vom Original-Edelweiss-Stoff der Familie Jenny verwertet. Diese werden von einer Arbeitsintegrationsgruppe aus Zürich genäht.

Viel Handarbeit steckt in jeder Flasche Gin

Auch die Familie von Barbara Grossenbacher ist stark involviert. Sohn Mark, ein Grafiker, hat die gesamte Corporate Identity entworfen und entwickelt, vom Namen bis hin zum Logo, Design der Flasche und vielem mehr. Der Name Edelwhite Gin ist übrigens nicht einfach die englische Übersetzung von «Edelweiss», sondern hat eine viel persönlichere Bedeutung. Das Edel steht für das edle Produkt und White ist der ledige Name von Barbara Grossenbacher. Der perfekte Name also! Barbs Ehemann Fritz steht tatkräftig bei der Produktion zur Seite und sogar das Grosskind hilft beim Pflücken der Botanicals mit.

Viel Handarbeit steckt in jeder Flasche Gin

Jeder Gin erzählt eine Geschichte

Obwohl die Rezeptur immer die gleiche ist, ist der Gin ein Naturprodukt, der auf traditionelle Weise destilliert wird. Jeder Edelwhite Gin Batch variiert somit vom Geschmack her. Der Frühling schmeckt nicht gleich wie der Herbst, Geschmack und Aroma verändert sich und ist auch im Gin anders. Dies ist auf die natürlichen Zutaten zurückzuführen. Pfefferminz & Rosmarin sind beispielweise ganzjährig frisch zu haben. Holderen, Kamille, Schlüsselblüemli sind nur saisonal pflückbar. Je nach Jahreszeit werden frische oder getrocknete Botanicals verwendet, was sich auch im Aroma wiederspiegelt.

Wann immer möglich werden frische Botanicals verwendet

Die getrockneten Kräuter stammen zum grossen Teil von der Entlebucher Kräuteranbaugenossenschaft.  15 Bauernfamilien bauen mit viel Herzblut und Handarbeit im Entlebucher Berggebiet Kräuter auf insgesamt knapp zwei Hektaren an. Da ist eine Vorausplanung schon sehr wichtig. Barb Grossenbacher berechnet die Menge der Botanicals bereits im Vorjahr und informiert die Kräuteranbaugenossenschaft. So können die Landwirte die erforderlichen Botanicals anbauen, ernten und trocknen. Übrigens der Hauptbestandteil eines jeden Gins ist der Wacholder. Er muss der vorherrschende Geschmack sein, damit Spirituosen Gin genannt werden dürfen.

Von der Schnapsidee zu Zukunftsplänen

Was quasi als Schnapsidee begann, ist zu einem grossartigen Projekt mit Einbezug vieler lokalen Produzenten geworden. Dies soll auch zukünftig so sein. Obwohl durch den traurigen Verlust von Sandra, vom ersten Tag an eine Schlüsselfigur bei der Kreation des Edelwhite Gins, nicht nur eine enge Freundin von Barb, sondern auch viel Hintergrundwissen verloren ging, geht die Geschichte des Entlebucher Gins weiter.

Der Gin muss natürlich auch selber immer wieder getestet werden

Im Mai erwacht der Lindenhof Ebnet zu neuem Leben. In einer aufwändigen Bauphase entstand dort in den letzten Monaten ein innovatives Gesamtkonzept von Gastronomie, Hotellerie und Events. In der hauseigenen Brauerei wird zukünftig nicht nur der Edelwhite Gin, sondern auch das Entlebucher Bier gebraut. Dies ermöglicht auch Barb viele neue Möglichkeiten wie Teamevents, Workshops mit eigenem Gin herstellen, neue Special Editions ausprobieren und vieles mehr. Eines liegt der Produzentin aber ganz fest am Herzen: der Edelwhite Gin wird auch zukünftig ein handgefertigtes Produkt mit erlesenen Zutaten sein und somit ein elegantes und qualitativ hochwertiges Produkt bleiben.

Barbara Grossenbacher und Sandra Limacher stossen auf den Erfolg des Edelwhite Gins an

Barb Grossenbachers persönliches Lieblingsrezept:

Ein Cocktail mit grossen Eiswürfeln (ein «Muss» für jeden Drink mit Gin), Edelwhite Gin, ein wenig Pink Grapefruitsaft und zum Schluss mit Mineral auffüllen. Ein sehr erfischender und zu (fast) jeder Gelegenheit passender Drink.

Gast-Bloggerin: Fränzi Hofer


Info und Tipps


alle Fotos stammen von © Edelwhite Gin

Menschen aus der Region Luzern-Vierwaldstättersee. Sie berichten über ihre persönlichen Erlebnisse, plaudern aus dem Nähkästchen und verraten unbekannte Schätze aus der Region. Ob Malerin, Grafiker oder Bauarbeiter. Sie alle verbindet die Begeisterung für ihre Region.

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