Haben Sie gewusst, dass die Bienen in einer Demokratie zusammenleben und nur die weiblichen Bienen stechen? Claudia Kleinholz nimmt uns mit auf ihre persönliche Reise und erzählt, wie sie von der faszinierenden Welt der Bienen zur Imkerei gekommen ist.
Das Imkern hat in der Familie von Claudia eine lange Tradition; bereits ihr Urgrossvater war ein begeisterter Bienenzüchter. Schon als Kind war sie fasziniert vom schmucken gelben Bienenhaus mit den farbigen Fluglöchern, welches zum Familienbauernhof in Uffikon gehört. Immer wieder träumte sie davon, selbst einmal Imkerin zu werden. Als sie vom Cousin ihres Grossvaters das Angebot bekam, das Bienenhaus und die Imkerei zu übernehmen, ging für Claudia ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Gemeinsam mit ihrem Mann Tim startete sie die spannende Reise in die Imkerei.
Die Faszination der Bienen liegt in ihrem komplexen Organismus, ihrem harmonischen Zusammenleben und ihrer Kommunikation, welche auch ohne Worte stets einwandfrei funktioniert. Ähnlich wie in einer Demokratie arbeiten die Bienen gemeinsam und koordiniert. Den Imkerinnen und Imkern kommt aber eine wichtige Rolle zu: Sie beobachten genau, um Veränderungen im Bienenvolk frühzeitig zu erkennen und sie bei Bedarf zu unterstützen.
In der Schweiz gibt es dank den vielen Imkerinnen und Imkern eine hohe Dichte an Honigbienen, was die wild lebenden Bienenarten jedoch zunehmend bedrängt. Um das Gleichgewicht zu erhalten, ist es wichtig, nicht nur Wildbienenhotels aufzustellen, sondern auch geeignete Blumenwiesen anzulegen, Hecken zu pflanzen und so den Lebensraum und das Nahrungsangebot für Wildbienen zu verbessern. Und wieder durfte ich etwas Neues lernen. Claudia erklärt mir, dass Wildbienen im Gegensatz zu Honigbienen eher selten stechen – «Sie haben ja auch keinen Honig zu verteidigen», erläutert sie. Bei beiden Bienenarten stechen nur die weiblichen Tiere, der Unterschied liegt jedoch darin, dass die Honigbiene nach dem Stich stirbt und die Wildbiene mehrmals stechen kann. Nichts Neues für mich ist hingegen der Tipp der Fachfrau, dass bei einem Bienenstich der Spitzwegerich als altes Hausmittel Linderung bringen kann.
Die Imkerei hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Früher kontrollierten die Imker die Gesundheit des Bienenvolkes, die Futtervorräte und ob sich die Völker gut entwickeln. Heutzutage stehen sie und ihre Völker vor zusätzlichen Herausforderungen wie der Varroamilbe, einem Parasiten, der direkt auf den Bienen sitzt und verschiedene Krankheiten überträgt. Die Bienenvölker sind nicht in der Lage, sich eigenständig gegen die Milbe zu behaupten und benötigen zusätzliche Unterstützung.
Die Imkerinnen und Imker sind bei der Arbeit mit den Bienen gefordert, denn diese benötigt viel Aufmerksamkeit und Fingerspitzengefühl. Die Kontrolle und Pflege der Bienen sind wichtige Aufgaben. Im Juni kann ein erstes Mal das «flüssige Gold» in Form des Frühlingshonigs als eines der gesündesten Naturprodukte geschleudert werden. Mit seinen bioaktiven Stoffen und natürlichen Antioxidantien wirkt er entzündungshemmend, wohltuend und senkt zu hohen Blutdruck. Da der Honig auch die Nahrung der Bienen darstellt, wird er behutsam geerntet, um genug für die Bienen im Bienenstock zu belassen. Eine zweite Honigernte erfolgt im August in Form des würzig malzigen Waldhonigs. Claudia investiert von April bis Juni etwa zehn Stunden pro Woche in die Bienenarbeit. Bei der Frage, welches ihre liebste Aufgabe sei, schmunzelt sie und meint «Am allerliebsten fange ich fremde Bienenschwärme ein!». Dabei beginnen ihre Augen zu leuchten und ich stelle mir Claudia direkt vor, wie sie mit einem Lächeln behutsam und geduldig die Bienen einsammelt.
Um sich stetig weiterzubilden und sich über aktuelle Themen und Herausforderungen auszutauschen, ist Claudia Mitglied in zwei der acht Imkervereinen im Kanton Luzern. Sie schätzt die Hilfsbereitschaft und den grossen Zusammenhalt unter den Imkerinnen und Imkern sehr.
Die faszinierende Welt der Bienen ist jedoch nicht nur für Fachkundige interessant. Um die Bevölkerung über Wildbienen und die Imkerei aufzuklären, wurden die Luzerner Bienentage ins Leben gerufen. Neben dem Imkertag, einer Fachtagung speziell für Imkerinnen und Imker, ist der zweite Tag unter dem Namen «Bienenzauber» vor allem für die breite Öffentlichkeit gedacht. Ziel ist es, die Menschen für das Thema Biene zu sensibilisieren und zu ermutigen, geeignete Massnahmen zur Verbesserung des Lebensraums der Bienen zu ergreifen. Egal ob Blumenwiesen, Hecken oder Balkonbepflanzung – schon kleine Veränderungen können viel bewirken.
Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der Bienen und lassen Sie sich von ihrer Energie und ihrem Zusammenhalt inspirieren!
Weitere Informationen & Links:
Alle Infos zu den Bienentagen unter: bienenzauber.ch
Text: Rita Kaufmann, Sempachersee Tourismus
Bilder: Claudia Kleinholz