«Wär hed behouptet, d’Schwiiz hed kes Meer?»

Kategorien Familie, Natur, Nidwalden, Wassersport

Im Sommer gibt es wohl kaum eine bessere Abkühlung als sich fröhlich wie ein Seepferdchen in die Wellen des Vierwaldstättersees zu stürzen. Baden im klaren Wasser mit Sicht auf ein spektakuläres Bergpanorama – yes, please. Heute mache ich mich auf die abenteuerliche Suche nach schönen öffentlichen Badeplätzen im Kanton Nidwalden.

Wirf die Flip-Flops an die Füsse und das Sonnenhüetli aufs Köpfli – er ist doch noch eingetroffen. Der langersehnte Sommer. Nachdem er uns dieses Jahr so ziemlich aufs Korn genommen hat und uns nach ein paar hoffnungsvollen Sonnenstrahlen mit Gewitterschauern die Würstchen auf dem Grill verregnen liess, scheint er nun richtig Einzug gehalten zu haben. Finalmente!

Als italienische Wasserratte der ersten Stunde suche ich beim ersten Sonnenstrahl in Windeseile das kalte Nass auf (nicht allzu kalt, wir wollen es ja nicht gleich übertreiben. Mindestens 20°C muss das gute Wässerchen schon warm sein). Doch nicht immer reicht die Zeit, das Geld oder die Geduld sich mit Kind und Kegel ans Meer zu schleppen. Zum Glück haben wir mit dem Vierwaldstättersee ja quasi das Meer vor der Haustüre.

Für diesen Sommer habe ich mir vorgenommen, mein blau-gestreiftes Delfin-Badetüechli auch mal an einem Badeplatz ausserhalb der Luzerner Hoheitsgebiete auszurollen. Mit einem Freund, einer Mitbewohnerin und einem Chef aus dem Kanton Nidwalden, haben sich die Tipps für schmucke Badeplätze also so ziemlich auf ein Seeufer beschränkt. So, let’s try it! Ich nehme euch mit auf meine Entdeckungsreise zu den Nidwaldner Badeplätzen am Vierwaldstättersee und schaue mir den Zugang zum Wasser, die ÖV-Erreichbarkeit, die Schattenplätze, Sanitäranlagen, Verpflegungsmöglichkeiten und natürlich das Ambiente an.

Ich starte meine Tour im schönen Beckenried

Boden, Beckenried

Gleich neben der Bushaltestelle «Beckenried, Boden» erstreckt sich ein langgezogener Wiesenabschnitt mit schönster Aussicht auf die beiden Nas, die Mythen sowie das Dorf Beckenried. Alles scheint sehr sauber, modern und gepflegt zu sein – weil es das auch ist. Der Knoten «Boden» wurde erst im Frühling 2024 fertig saniert und ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Der Seezugang wurde durch eine breite Treppe vereinfacht und sicherer gestaltet, das Seeufer wurde aufgewertet, mehrere Metallbänkli laden zum Hocken und Verweilen ein, in einem Kupferbrunnen sprudelt frisches Wasser heraus und beim Einmündungsbereich gibt es eine öffentliche behindertengerechte WC-Anlage.

Die Liegewiese mit Blick auf die Mythen.
Einstiegsmöglichkeiten für jeden Gusto.

Auf der neuen Liegewiese lassen sich die vorbeiziehenden Dampfschiffe oder die auf- und abgleitende Klewenalp-Seilbahn beobachten. Wer nicht gemütlich durch die Treppe ins türkisfarbene Wasser spazieren möchte, kann sich auch beim neuen Steg nebenan über eine Leiter reinplumpsen lassen.

Mein Fazit: Wasser, ÖV, Einstieg, Aussicht – alles top. Bei leichtem Magenknurren muss man aber den kurzen Weg ins Dorf auf sich nehmen oder vorher Proviant einpacken.

Bus 311 bis Beckenried, Boden

Ermitage, Beckenried

Nur ein paar Busstationen weiter Richtung Buochs befindet sich die Ermitage, ein altehrwürdiges Haus im Chalet-Stil, welches die wohl berühmteste Nidwaldner Dichterin und Schriftstellerin Isabelle Kaiser (1866 – 1925) erbauen liess. Beim Anblick des chinesisch anmutenden Eingangstores weiss ich nicht, ob mich dahinter Disney-Figur Mulan chillend unter einem Baum erwartet oder doch eher ein Mönch meditierend im Zen-Garten.

Die Ermitage wird von einer wunderschönen blühenden Gartenanlage umschlossen. Meterhohe Bambusbäume legen ihren wohltuenden Schatten auf das frisch geschnittene Gras. Fein säuberlich gestutzte Rosensträucher bilden einen Kontrast zu den wilden Farnen, bunte Blumen geben einen zusätzlichen Farbtupfer in die Gartenlandschaft und diverse Sitzgelegenheiten bieten entweder einen Blick ins Grüne oder freie Sicht auf den smaragdgrünen Vierwaldstättersee.

Gleich neben der Hermitage befindet sich der Steg.

Wichtig anzumerken: Die Parkanlage beim Kulturhaus Ermitage ist zwar öffentlich zugänglich, aber kein offizieller Badeplatz. Gleich neben der Parkanlage hat es einen schmalen steinernen Steg mit einer Leiter, welche den Weg ins Blaue vorgibt. Ein Dip ist dort also erlaubt, das Badetuch sollte aber nach dem Schwumm nicht im Park ausgebreitet werden. Wer sich also die Sonne auf den Bauch scheinen lassen möchte, bleibt auf dem Steg (sofern keine Enten den Platz annektiert haben).

Mein Fazit: Ambiente ist mit der schmucken Parkanlage natürlich unüberbietbar. Der Zugang zum Wasser ist zwar auch vorhanden, leider darf ich mein Delfin-Badetüechli nicht im Gras ausrollen. Als leidenschaftliche Sonnenanbeterin und profilierte Fläz-Maus natürlich etwas schade. Die Ermitage bleibt aber ein schöner Ausflugsort, um einfach etwas die Seele nahe dem Wasser baumeln zu lassen.

Bus 311 bis Beckenried, Hungacher

Strandbad Beckenried

Gleich drei Katzensprünge weiter liegt das kostenlose Strandbad «Strampi», wie die Beckenrieder:innen ihr Strandbad witzigerweise nennen. Falls jemand weiss, wie diese Wortzusammensetzung zustande gekommen ist – hit me up. Würde man im Duden nach «klein & fein» suchen, wäre dort ein Bild vom Strampi mit seinen mintgrün-rostrot-gestreiften Umkleidekabinen, einem Kinder-Schwimmbecken und einem Imbissstand, der ein ähnliches mintgrün aufgemalen bekommen hat wie die Kabinen.

Der Eingang fürs Strampi ist zwar etwas sketchy zwischen Parkplätzen und Gittern versteckt, doch einmal drin, wird man sogleich von farbigen Umkleidekabinen und einem flachen Plantschbecken begrüsst. Meine Aufmerksamkeit gebührt aber der Liegewiese und dem Badeplatz. Grosse Bäume legen ihr saftiges Blätterdach über das Gras, eine Treppe führt flach in den mit grossen Kieselsteinen belegten See und für einen Freudenhüpfer ins kühle Nass, hat es weiter draussen ein 1m-Sprungbrett. Wer Liegestuhl, Sonnenschirm und Stand Up Paddle nicht selbst ins Strandbad schleppen möchte, kann das hier ganz easy ausleihen.

Mein Fazit: Im Strampi gibt es das Rundum-sorglos-Paket. Kinder können sich im Plantschbecken vertun, es gibt Sanitäranlagen, ein Imbiss für den kleinen Hunger und den grossen Durst sowie Stand Up Paddles für alle aktiven Menschen, welchen beim Sonnenbaden das Gesicht einschläft.

Bus 311 bis Beckenried, Hungacher

Neuseeland, zwischen Beckenried und Buochs

Weiter geht’s nach Neuseeland. Aber statt in eine unter Druck stehende Metallröhre zu steigen, setze ich mich in den klimatisierten Bus 311 Richtung Buochs. Der Badeplatz «Neuseeland» befindet sich zwischen den Gemeinden Beckenried und Buochs und ist durch seine lang gezogene Liegewiese ein beliebter Ausflugsort für Familien, Freundesgruppen und Pärchen.

Sonnenschirme reihen sich neben Wohnmobile, Liegestühle stehen neben gespannten Pavillons, dazwischen liegen ein paar Kühlboxen, Bälle und Hundespielzeuge verteilt im Rasen. Ein Seniorengrüppli jasst im Schatten eines Baumes, eine Person liest in Ruhe ein Buch, während jemand anderes den Horizont studiert. In der Ferne schiebt sich die Autofähre über die glatte Seeoberfläche nach Gersau, während zwei Enten lauthals die Krise schieben. Idyllisch.

Der Einstieg ins Wasser gestaltet sich, bis auf den kurzen Strandabschnitt aus Kieselsteinen, etwas steiler als an den anderen Badeorten. Einmal drin geniesst man aber beim Plantschen einen wunderbaren Blick auf die Rigi-Antenne, den Niederbauen sowie den Fronalp- und Gersauerstock.

Mein Fazit: Abgesehen davon, dass der Einstieg ins Wasser an gewissen Stellen etwas tricky sein könnte (wenn man zur tollpatschigeren Sorte Mensch gehört) bietet das «Neuseeland» eine schöne lange Liegewiese mit wunderschönem Ausblick auf den See und die umliegenden Berge. Sogar neue Sanitäranlagen und Parkplätze sind vorhanden.

Bus 311 bis Buochs, Unterfeld

Aawasseregg, Buochs

Mein letzter Stopp auf dieser abenteuerlichen ÖV-Reise zu den schönsten Badeflecken des Kanton Nidwaldens führt mich an einen Badeplatz, den ich in der Vergangenheit tatsächlich schon mal besucht habe: das Aawasseregg. Nach einem zehnminütigen Fussmarsch ab der Bushaltestelle «Buochs, Post» und mit Hilfe meines treuen Freundes Google Maps (if you know, you know) sehe ich die weissen Sonnenschirme von «Romys Seebeizli» mir entgegenblitzen. In der Luft liegt der Duft von Fischknusperli, gespickt mit einem Hauch Sonnencrème und ich weiss – hier bin ich richtig.

Ich passiere eine Gruppe Kinder, die sich gerade gierig ihr Schokoladen-Glacé ins Gesicht drückt und watschle unisono mit einem Entenpaar über die grosszügig angelegte Liegewiese. Hohe Bäume spenden begehrte Schattenplätze, verschiedene Grillstellen warten darauf von saftigen Würstchen in Beschlag genommen zu werden und der Kinderspielplatz verspricht mit seiner Vielfalt an Kletter-, Schaukel- und Sitz-Rambazambas Spass für die kleinen Schleckmäuler weiter vorne. In der Mitte der Wiese ist sogar ein kleiner Teich mit einer Holzbrücke angelegt. Nur die versprochenen Schildkröten sichte ich an diesem heissen Sommertag nicht

Dort, wo die Engelberger Aa in den Vierwaldstättersee mündet, vermischt sich das kalte Gletscherwasser mit dem milderen Seewasser. Das türkisfarbene Wasser und die hellen Kieselsteine erwecken die Illusion, als würde man am Strand in den Bahamas stehen (fehlen nur noch die süssen Meerschweine).

Im Aawasseregg kommt schon fast Karibik-Feeling auf

Das Baden in der Flussmündung ist aber nicht erlaubt, da tiefe Baggerlöcher und unberechenbare Strömungen das Schwimmen gefährlich gestalten können. Wer trotzdem die absolute Abkühlung sucht, hockt bei der Flussmündung am Ufer einfach kurz ab und lässt sich jegliche Gliedmassen abfrieren.

Ich muss zugeben, hier am Aawasseregg lässt es sich richtig idyllisch plantschen. Beim Auftauchen strahlt einem das Buochserhorn und die bunten Häuser von Buochs entgegen, die Aussicht auf das spektakuläre Bergpanorama und den Seetrichter ist 10/10 und das Wasser ist klar und angenehm kühl.

Mein Fazit: Richtig viel Platz, richtig viel Aussicht, richtig viel Abkühlung. Am Aawasseregg kommen alle auf ihre Kosten. Romys Seebeizli und die Grillstellen stillen den Hunger und die neuen Sanitäranlagen regeln das danach. Ich kann mir aber vorstellen, dass es an Peak-Tagen so richtig wuselt vor Menschen und der Platz wohl auch am Abend nicht vom einen oder anderen Boombox-Konzert verschont bleibt.

Bus 311 bis Buochs Post, dann 10 Minuten Fussmarsch

Nach meiner Tour-de-Nidwalden kann ich mit gutem Gewissen behaupten, dass man für schöne Sommerferien am Wasser gar nicht so weit reisen muss. Wer glasklares Wasser, eine Top Aussicht und bizzli Erholung sucht, findet diese auch am «Vierwaldstättermeer». Dolce Vita – mitten in der Zentralschweiz. Oder wie es der Luzerner Sänger Kunz von den Dächern singen würde: «Wär hed behouptet, d’Schwiiz hed kes Meer?»

Weitere Abkühlungen in Nidwalden:
Badeplatz Rütenen, Beckenried (mit dem Velo 10 Minuten ab Dorfzentrum)
Risleten-Schlucht mit Wasserfall (bitte nicht baden)
Strandbad Buochs (Badi mit Eintritt)
General-Guisan-Quai, Stansstad (mit dem Velo 10 Minuten ab Dorfzentrum)
– Plantschen in einem Nidwaldner Bergsee (Bannalpsee, Trübsee, Lutersee, etc.)


Weitere Informationen & Links:


Mehr Erlebnisse in der Region

Egal ob im Tanzstudio oder an der Bushaltestelle, Laila ist immer tanzend anzutreffen. Mit einem Lachen im Gesicht und einer Fotokamera in der Hand sucht die gebürtige Luzernerin überall nach Geschichten und Menschen die sie inspirieren. Oder einfach nach weiteren Orten um tanzen zu können. Mehr von Laila auf www.laila-schreibt.com

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert