
Die UNESCO Biosphäre Entlebuch ist für vieles bekannt. Einerseits sicherlich für ihre riesigen Moorlandschaften, andererseits für die frischen Produkte aus der Region. Wer beides kombiniert, kann einen grosszügigen Sonntagsbrunch im Erlebnisrestaurant Rossweid mit den besten Entlebucher Köstlichkeiten geniessen. Und zum Verdauen – natürlich eine Wanderung durchs Moor.

Der Sommer war diesen August wohl selbst in den Sommerferien. Nachdem das geplante Übernachtungswochenende im Berghaus Eisee auch beim dritten Verschiebedatum wortwörtlich ins Wasser gefallen war, mussten wir uns ein Alternativprogramm für unseren Ausflug in die UNESCO Biosphäre Entlebuch überlegen. Gesagt, getan. Die Schlechtwetter-Variante finden wir eine Seilbahn weiter rechts von der Luftseilbahn Brienzer Rothorn. Also Trekkingschuhe schnüren, die lockersten Hosen im Schrank anziehen und dabei den Gurt gleich mal zu Hause lassen, denn für diesen Programmpunkt ist dieser maximal überflüssig. Auf geht’s zum üppigen Sonntagsbrunch auf die Rossweid.

Gute Aussichten
Etwas zögerlich drückt sich die Sonne durch das grau verhangene Himmelszelt über Sörenberg. «Ist noch hübsch hier» meint meine Ostschweizer Begleitung mit einem Blick aus der Gondel und auf die umliegenden Berggipfel. «Dort gehen wir nächstes Mal wandern», meint er mit einem schelmischen Grinsen und zeigt auf die kargen Felswände der Schrattenfluh. «Ach Göttchen», denke ich mir und sehe, wie mich die beiden anderen Gondel-Mitfahrgspändli vorsichtig mustern.

Nach einer zehnminütigen Gondelfahrt erreichen wir die noch ziemlich verschlafene Rossweid. Die Spielgeräte im Moorwasserspielpark Mooraculum liegen noch von klebrigen Kinderhänden verschont in der Landschaft. Wir spazieren auf direktem Weg ins Erlebnis-Restaurant Rossweid und lassen uns vom Rösti-Duft leiten. Drinnen werden wir von einem urchigen Holzinterieur mit Chaletcharakter begrüsst. Und von Gastgeber Maxim, der sich 15 Minuten vor Buffeteröffnung überzeugt, dass für seine hungrigen Sonntagsgäste auch alles piekfein aufgetischt und vorbereitet ist.



Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk wird das riesige Buffet um 10 Uhr eröffnet – und genauso pünktlich strömen Herr bis Frau Schweizer:in zu Zopf und Käse. Auch wir fackeln nicht lange, schleichen zu Beginn aber in vorsichtiger Büsi-Manier einmal um das ganze Buffet. Zunächst mal aufmerksam abchecken, was es denn alles Feines gibt. Mensch möchte sich ja nicht den Teller bzw. den Magen mit den «falschen» Köstlichkeiten füllen, wenn am anderen Ende des Tisches gegrillte Crevetten oder zart geschnittenes Roastbeef warten. Wir verstehen uns.

Von geräucherter Forelle bis gegrillte Aubergine
Der Sonntagsbrunch auf der Rossweid findet während der gesamten Frühlings-/Sommersaison statt. Das bedeutet, dass du dir von Juni bis Oktober quasi jeden Sonntag à discretion das Bäuchlein vollschlagen kannst. Ein zweites oder drittes Mal aufstehen ist nicht nur selbstverständlich, sondern auch erwünscht. Weniger selbstverständlich ist dagegen die Auswahl an Leckereien, die das Team des Erlebnisrestaurants gezaubert hat. Selten habe ich in meinem flüchtigen Brunchleben ein derart vielfältiges Buffet gesehen.






Ich sehe eine grosse Auswahl an Salaten vor mir – von klassisch Blattsalat bis lecker Tomaten-Mozzarella-Salat. Auf drei riesigen Platten sind Käse- und Fleischwaren aus der UNESCO-Biosphäre Entlebuch angerichtet. Lachs, geräucherte Forelle, Antipasti-Platten mit gegrillten Auberginen, Zucchetti und Peperonis sowie der italienische Klassiker aus dem Piemont, Vitello tonnato, zwinkern mir verführerisch zu. Wer es klassisch mag, findet natürlich auch Joghurt, Konfi und Butter beim Buffet. Was ich hingegen wirklich noch nie bei einem Brunch gesehen habe, war eine Platte mit frittierten Snacks. Frühlingsrollen, Samosas und frittierte Mozzarella-Nuggets – why not?






Und haltet euch fest: Das war der erste Tisch. Auf der gegenüberliegenden Seite erwartet die Gäste eine noch warme Brotauswahl. Mit hausgemachtem Zopf, knusprigen Brötchen, Birchermüsli und natürlich darf auch das unschlagbare Duo aus Rührei und Rösti an keinem herzhaften Sonntagsbrunch fehlen. Wie ich schon sagte: Gurt – überflüssig.


Food-Koma mit Anlauf
«Na, hat’s geschmeckt? Wir fangen jetzt dann an, die warmen Speisen aufzutischen», lacht Maxim uns entgegen, während er uns die leeren Teller abnimmt. Wir schauen uns mit grossen Augen an und verschlucken uns beinahe mit halboffenem Mund an einem Stück rezenten Entlebucher Käse: «Was für warme Speisen?». Irgendwie hatten wir nicht mitgeschnitten (oder ich mich zu wenig online informiert), dass nach dem Buffet der Hauptgang aufgetischt wird. «Und danach gibt es noch ein Dessertbuffet», meint Maxim stolz und läuft zurück in die Küche


Und tatsächlich. Einige Minuten später wird das Buffet abgeräumt und Schweinfilets, Roastbeef, Poulet-Geschnetzeltes in Pilzsauce, Pommes frites, Reis und gekochtes Gemüse reingerollt. Auch uns ist langsam, aber sicher nach Rollen zumute, so vollgefressen, wie wir sind. Nichtsdestotrotz können wir einem Stück Roastbeef, das direkt vor unseren Augen abgeschnitten wird, nicht widerstehen. Und für Pommes ist sowieso immer Platz im Magen.


Der Brunch auf der Rossweid findet jeweils von 10 Uhr bis 14 Uhr statt. Zwischen Vorspeisenbuffet, Hauptgang und Dessertbuffet bleibt genug Zeit, um sich draussen die Beine zu vertreten. Für Familien mit Kindern bietet sich natürlich die abenteuerliche Erlebniswelt «Mooraculum» als Pause an. Auf dem kostenlosen Spielplatz können Kinder auf spielerische Weise ins Thema «Moor und Moorlandschaften» eintauchen und sich beim Klettern oder Spielen im Moorwasserpark austoben.



Mystisch durch und durch
Wer die Moorlandschaft Habkern-Sörenberg näher kennenlernen möchte, begibt sich entweder auf den kürzeren und gemütlicheren «Sonnentauweg» oder den «Grossen Moorrundweg». Letzterer führt auf rund fünf Kilometern von der Rossweid über die Salwiden wieder zurück zum Ausgangspunkt. Mit einem Blick auf den gespannten Hosenknopf entscheiden wir uns für den grossen Moorrundweg als Verdauungsspaziergang. Schliesslich müssen wir nach unserer Rückkehr noch Platz für das eine oder andere Desserträumchen in unseren Mägen finden.




Unsere Wanderung startet gleich neben dem Spielplatz und führt uns einen leichten Hang hinauf zur Skihütte Schwarzenegg. Wir spazieren rechts weiter, vorbei an weiten Feldern mit schmatzenden Kühen, saftig grünen Farnen, knorrigen Bergföhren und flauschig weichen Moorböden. Eigentlich ist dieses graue und verhangene Wetter perfekt für eine Moorwanderung durch ein Moor, das das Prädikat «von nationaler Bedeutung» trägt. Denn gerade diese mystischen Wetterbedingungen lassen den geheimnisvollen Zauber dieser besonderen und schützenswerten Landschaftsform am besten zur Geltung kommen.


Ausgezeichneter Lebensraum
Moore zählen in der Schweiz zu den seltensten und wertvollsten Lebensräumen. Dabei besitzt kaum eine andere Region der Schweiz so viele Naturschätze wie die UNESCO Biosphäre Entlebuch, die mit den grössten und zahlreichsten Moorlandschaften des Landes punktet. Rund 46 Hoch- und 68 Flachmoore finden sich hier zwischen Napf und Brienzergrat. Kein Wunder wurde der Luzerner «Wilde Westen» als erstes Biosphärenreservat der Schweiz von der UNESCO ausgezeichnet.


Nach der Hälfte des Rundwegs kehren wir dem Brienzergrat langsam den Rücken zu und folgen dem Weg weiter bis zur Salwiden. Unterwegs treffen wir immer wieder auf türkisfarbene «Erlebnisstopps», die grosse und kleine Forschernasen zum Rätseln, Suchen und Knobeln einladen. Auf interaktive Weise werden einem so die Mythen und Geschichten sowie die einheimische Tier- und Pflanzenwelt nähergebracht.




Der letzte Abschnitt unserer Wanderung führt uns durch ein Waldstück mit duftenden Pflanzen und meterhohen Bäumen. Wir warten nur darauf, dass jeden Moment ein grummeliger Gnom aus dem Wald auftaucht und knurrend an uns vorbeistapft.



Glückliche Dessert-Tiger
Nach etwas mehr als einer Stunde Wanderzeit erreichen wir erneut die Rossweid. Das kulinarische Abenteuer geht in die Verlängerung. Im Erlebnisrestaurant ist das Dessertbuffet bereits angerichtet und die meisten Gäste haben sich längst eines der hausgemachten Törtchen, Mousses oder Strudelstücke geschnappt.




Auf dem grossen Tisch finden wir alles, was das süsse Dessert-Tiger-Herz begehrt: Tiramisu, Erdbeer- und Zitronencreme, Waldbeeren- und Mangomousse, warmer Strudel und Zwetschgenwähe, frische Muffins und Gugelhupf sowie eine Auswahl an regionalen Eissorten. Dieser ganze Gaumenschmaus lässt einen alle guten Vorsätze für einen Sommerbody in hohem Bogen aus dem Fenster werfen. Auch uns. Aber was soll’s. Wir kümmern uns dann eben um den Sommerbody 2026.



Nach dem Food-Koma begeben wir uns ins Zucker-Koma und anschliessend langsam und mit vollem Bauch zur Bergstation. Wir bedanken uns bei Maxim für die Gastfreundschaft und versprechen, wiederzukommen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis für diesen Brunch hat uns wirklich mehr als überzeugt. CHF 45 für alle drei Gänge (exklusive Getränke) sind mehr als fair. Bei einer derart grossen Buffet-Vielfalt, den frischen Produkten aus der Region Entlebuch und den hausgemachten Leckereien, kann mensch echt nichts sagen. Als Verdauungsspaziergang lockt das wunderschöne Moor, und auch die Kinder sind dank der zahlreichen Bespassungsmöglichkeiten auf der Rossweid bestens versorgt.

Zurück in der Gondel schweben wir hinunter nach Sörenberg. Jetzt bleibt uns nur noch eines: Hosenknopf öffnen und Bauch hängen lassen. Zum Glück sind wir dieses Mal die einzigen in der Gondel.
Weitere Infos & Links:
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