
An einem schönen Herbsttag kommt aus der Ferne der «Treychlä-Klang» immer etwas näher. Stehst du auch gespannt an den Strassenrand und wartest neugierig auf das «Säntä», das bald im gemütlichen Tramp an dir vorbeizieht? Für die Älplerfamilie ist das der Abschied vom Sommer, für die Zuschauer allemal eine Augenweide.
Viel Vorbereitung – Zeit für den Abschied
Bis ein «Säntä» bunt geschmückt von der Alp ins Tal ziehen kann, braucht es einiges an Vorbereitung. Der wunderbare Blumenschmuck muss gebunden werden, die «Treychlä» geputzt und viele Details müssen organisiert werden. Die Tage vor unserer Alpabfahrt sind jeweils intensiv, vieles kann erst kurz davor erledigt werden. Viel Herzblut, Liebe zur Tradition, aber auch Zeit investieren wir jedes Jahr im September in den Tag, der für uns als Familie einer der wichtigsten Tage im Jahr ist.
Mit verschiedenen Grünzweigen und Sonnenblumen haben wir die Bauchkränze und Meien gebunden. Bei dieser Arbeit helfen die ganze Familie und zusätzliche Helfer fleissig mit. Es ist eine ruhige Fleissarbeit, man hat die Gelegenheit miteinander zu reden. Dabei kann die Wehmut aufkommen, denn es wird uns bewusst, der Sommer ist definitiv vorbei.


Die Spannung steigt – das Team harmoniert
Am Vorabend, vor der grossen Alpabfahrt ist alles bereit. Die Kühe kommen zum letzten Mal in den Stall, die Blumen sind griffbereit, die «Treychlä» mit den gestickten Riemen sowie die Zierhalftern sind poliert und zum Anziehen bereit. Damit wir mit dem «Säntä» durchs Tal ziehen können, brauchen wir viele gute Helfer. Einige der Helfer kommen am Vorabend auf die Alp Arni-Stalden, damit auch am Morgen alle anfallenden Arbeiten zügig erledigt werden können. Beim gemütlichen Nachtessen wird vom Sommer erzählt und viel gelacht.
Nach einer kurzen Nacht gibt es früh Tagwache. Die Kühe werden gemolken, gefüttert, getränkt und natürlich geputzt. Das Melkzeug und weiteres Stallmaterial, welches am Abend wieder im Tal zum Einsatz kommt, wird verladen. Jeder Handgriff sitzt. Das Küchenteam bereitet das Frühstück vor, es steht ein strenger Tag bevor, die Mitwirkenden müssen gut verpflegt sein.

Moment des Abschieds – Moment der Dankbarkeit
Gut gestärkt geht es nach dem Frühstück los. Das Herzklopfen wird bei allen, besonders bei der Älplerfamilie, immer intensiver. Das Vieh wird in Reih und Glied vor dem Stall platziert, geschmückt und bereit gemacht. Sobald das Vieh bereit ist, stürzen sich auch die Helfer noch in saubere Kleider und nun klopft das Herz bei allen bis zum Hals. Wir stimmen einen «Natuirjuiz» an und geniessen so die letzten Minuten vom Alpsommer.



Schritt für Schritt – Mensch, Tier und Natur im Einklang
Jetzt geht’s los: einen Moment, der uns jedes Jahr erneut tief ins Herz geht und Hühnerhaut bringt. Die Leitkuh vorab, das «Säntä» hinterher. Schritt um Schritt verlassen wir die Alpweiden, ziehen vorbei an den Nachbars-Alpen, bis wir bald im Dorf Engelberg sind. Diese Ruhe auf dem ersten Streckenabschnitt ist unbeschreiblich.
In Engelberg queren wir den Titlis-Parkplatz, ab diesem Moment freuen wir uns, wie viele Leute unser «Säntä» bestaunen, fotografieren und geniessen. Für uns bedeutet das Wertschätzung und Ehre, wenn die Leute sich die Zeit nehmen, stillstehen und uns vorbeiziehen lassen.


Müde, glücklich und dankbar
Nach gut 5 Stunden auf der Strecke sind wir glücklich, erfüllt und müde in Oberdorf angekommen. Die Kühe dürfen auf die Weide. Das ganze Team hilft auch da wieder mit, die «Treychlä» werden geputzt und sortiert, bevor es den gemütlichen Ausklang gibt. Bei einem feinen Mittagessen und einem Kaffee wird über den Tag geredet und die Stimmung genossen…

Weitere Links und Tipps:
- Alpabfahrt Arni Stalden – Rochushostatt, Oberdorf 2025 Film von Franz von Holzen
- Alpabfahrten und Älplerchilbi in Nidwalden
- Kultur und Brauchtum in Nidwalden
- Eysi LandWirtSchaft in Nidwaldä

Gast-Autoren: Familie Lussi, Alp Arni-Stalden und Oberdorf NW