Wenn der Mensch zum Vogel wird

Kategorien Museum / Ausstellung, Sempachersee, Tiere

Wie bitte – ein Vogel fliegt 200 Tage ununterbrochen? Exakt. Die unglaubliche Fähigkeit des Alpenseglers wurde erstmals von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach nachgewiesen. Die Vogelwarte ist dank ihrer Dienste im Vogelschutz und der Vogelkunde weit über die Schweizer Grenze hinaus bekannt. Für die jährlich rund 40’000 Besuchenden hat sich die Vogelwarte etwas ganz Spezielles ausgedacht. Meine Partnerin Barbara und ich haben das aus Lehm gebaute Besuchszentrum in Sempach besucht und die neue Ausstellung auf uns wirken lassen.

Es war eine kleine Sensation: Ein Vogel, der für rund sechs Monate nonstop in der Luft bleibt. Forschende der Vogelwarte Sempach und der Berner Fachhochschule haben einen nur 1g leichten Sensor entwickelt und ihn den Alpenseglern auf den Rücken geschnallt, bevor diese nach Westafrika in ihr Winterquartier loszogen – und wo einzelne von ihnen nicht ein einziges Mal landeten!

Das Besuchszentrum der Vogelwarte liegt direkt am See und hat neben dem grossen Naturgarten mit den beiden Volieren drei Ausstellungsbereiche zu bieten. Felix Tobler leitet das Zentrum. Er ist auf einer Mission: «Wir wollen die Leute zu Vogelfans machen!» Dafür hat sich die Vogelwarte etwas Aussergewöhnliches einfallen lassen: aus Menschen werden Vögel.

Das 2015 eröffnete Besuchszentrum besteht aus Lehm und einheimischem Holz © Lukas Linder

Die Ausstellung: aus Menschen werden Vögel

Wir treten ein und erhalten als erstes einen Ring. «Am Empfang beringen wir unsere Gäste. Ganz ähnlich, wie wir es mit den Vögeln auch machen», erklärt uns Tobler. Mit dem Ring steigen die Gäste in ein Vogelei ein und beginnen die interaktive Tour durch die Ausstellung «Überleben», dem Herzstück des Besuchszentrums. Das Ei öffnet sich auf der anderen Seite, wir «schlüpfen» und durchlaufen nun die verschiedenen Stationen eines Vogellebens: das Aufwachsen im Nest, die kulinarischen Gewohnheiten, die zahlreichen Gefahren, den Zug in den Süden.

«Mit dem Ring lassen sich die Erlebnisstationen auf dieser Reise aktivieren. Der Ring registriert dabei, was Gäste in der Ausstellung auswählen und so entsteht nach und nach ein individuelles Vogelprofil. Am Ende erfahren alle Gäste, welcher Vogelart sie entsprechen und sie verlassen die Ausstellung dann zum Beispiel als Bartgeier, Stockente oder Zaunkönig», so Tobler. Ich bin fast ein bisschen stolz, als mich die Abgabestation zum Mauersegler ernennt. Der Ring hat aber noch eine weitere Funktion.

Mit Lehmhaus Pioniergeist bewiesen

Das 2015 eröffnete Besuchszentrum ist aus Lehm gebaut. «Dafür inspiriert hat uns die Schwalbe, die ihr Nest ebenfalls aus Lehm baut», erzählt uns Zentrumsleiter Tobler. In der ganzen Schweiz gibt es nur wenige solche Lehmbauten. Das Gebäude verströmt einen fantastischen, ruhigen und warmen Vibe und wir fühlen uns richtig wohl im Inneren. Wir sind fasziniert von der Tatsache, dass das Gebäude ausschliesslich aus natürlichen Materialien erbaut worden ist. «Die Arbeit der Vogelwarte ist untrennbar mit der Natur verknüpft. Diese Nähe wollen wir auch mit dem Besuchszentrum zum Ausdruck bringen».

Bei der Naturnähe kommt die zweite Funktion des Ringes zum Zuge: «Ist kein Besucher in der Ausstellung, ist sie im Schlafmodus. Erst mit dem Ring werden die Geräte ‘on demand’ aktiviert. Dadurch sparen wir viel Energie».

Barbara hat eine Infostation aktiviert und navigiert durch die verschiedenen Inhalte. © Marco Peter
Die neue Ausstellung begeistert mit interaktiven Stationen © Marco Peter

Über die Vogelwarte
Forschen, Schützen, Informieren – Das sind die drei Hauptaufgaben, die die Vogelwarte als spendenfinanzierte gemeinnützige Stiftung wahrnimmt. Um die Vögel in der Schweiz steht es immer schlechter, darum ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit wichtig. Genau hier übernimmt das Besuchszentrum eine zentrale Rolle.

Infografik «Die Schweizerische Vogelwarte Sempach in Zahlen»

Infos und Tipps


Marco ist am Sempachersee aufgewachsen und kennt die Region wie seine Westentasche. Das Schreiben ist seine Passion und er glaubt ungebrochen an die Kraft von spannenden Geschichten. Das hat er zu seinem Beruf gemacht und heute ist er digitaler Marketer und selbstständiger Contentprofi. Marco bloggt für Sempachersee Tourismus, spricht fliessend Digital, fotografiert leidenschaftlich, rennt, klettert, übernachtet im Zelt und seit er einen VW-Bus besitzt, besteigt er eigentlich kaum noch ein Flugzeug.

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